Angst gehört zu den Urtrieben des Menschen. Doch die meisten Ängste sind erlernt, so auch die Angst vor dem Zahnarzt. Sei es durch übervorsichtige Vorbilder (sprich: Eltern) oder konkret schlechte Erfahrungen im Behandlungsstuhl.
Bereits kleinen Kindern positive Erlebnisse in Verbindung mit dem Zahnarztbesuch zu bescheren, verhindert nicht nur Zahnarztangst, es macht sie auch zu Jugendlichen und Erwachsenen, die sich eigenverantwortlich um ihre Zahngesundheit kümmern.
Dazu brauchen sie jedoch besondere Aufmerksamkeit beim Zahnarzt. Kinderzahnarzt Dr. Christof Riffel von der Praxis am Kureck in Wiesbaden erklärt, worauf er im Umgang mit Kindern besonderen Wert legt.
Sich auf die Ebene des Kindes begeben
Das Wichtigste für den Zahnarzt ist es, dem Kind auf seiner Ebene zu begegnen. So kann es Vertrauen fassen – zum Zahnarzt selbst ebenso wie zu der ungewohnten Situation. So ist es ratsam, dass der Behandler zunächst einige allgemeine Fragen stellt, die nichts mit Zähnen, Schmerzen und der Behandlung zu tun haben. So gibt er dem Kind die Gelegenheit, sich an die Situation und die Interaktion mit ihm zu gewöhnen. Ein guter Kinderzahnarzt muss sich aber auch mit den Sorgen und Ängsten auseinandersetzen, die das Kind eventuell mitbringt. Schließlich wollen auch Kinder ernst genommen werden.
Zur Ebene des Kindes gehört auch eine kindgerechte Sprache. Während der Behandlung Geschichten zu erzählen hilft, die kleinen Patienten auf eine Fantasiereise zu schicken, anstatt dass sie sich allzu sehr auf die Geschehnisse im eigenen Mund konzentrieren. Da werden Kariesbakterien gern mal zu “Spuckepiraten”, die Spülung zur “Zahndusche” und anstatt ihn zu betäuben wird der Zahn “schlafen gelegt”. Der Fantasie des Kinderzahnarztes sind da keine Grenzen gesetzt.
In einigen Praxen befinden sich auch einfach Monitore über den Behandlungsliegen, wo sich die Kinder während der Untersuchung von einem Film ihrer Wahl ablenken lassen können.
Nach der Behandlung ist es angebracht, das Belohnungssystem des Kindes anzusprechen. werden. In vielen Praxen dürfen sich Kinder etwas aussuchen oder bekommen eine Tapferkeitsurkunde nach einer schwierigen Untersuchung, weiß Riffel aus Erfahrung.
Lachgas-Sedierung
Wenn Kinder sehr ängstlich sind, empfehlen Kinderzahnärzte eine Lachgassedierung. Lachgas wirkt beruhigend, schmerzlindernd und stimmungsaufhellend, außerdem wird es vom Körper vollständig abgebaut und verklingt ohne Nachwirkungen. Es wird während der Behandlung durch eine Maske über Mund und Nase verabreicht, bei Dr. Riffel kurzerhand “Schnüffelnase” genannt.
Vollnarkose
Ist ein Kind überhaupt nicht kooperativ, gibt es als letzte Maßnahme immer noch die Vollnarkose. Aufgrund der möglichen Nebenwirkungen (Blutdruckabfall, Herzrhythmusstörungen, Allergien), die mit jeder Narkose einhergehen, sollte diese Sedierung nicht leichtfertig gewählt werden. Nicht zuletzt deswegen darf sie nur von einem extra ausgebildeten Anästhesisten (Narkose-Arzt) verabreicht werden – und das ist wiederum mit weiteren Kosten verbunden.
Auf der anderen Seite bietet dieses Verfahren einige Vorteile: Üblicherweise bleiben dem Zahnarzt zehn bis 15 Minuten für eine Füllung. Danach wird es manch kleinem Patienten entweder langweilig und er steht auf. Mithilfe einer Vollnarkose kann der Behandler eine längere Zeit am Stück am Kindermund arbeiten. Dadurch kann er konzentrierter und sorgfältiger vorgehen. Außerdem wird das Kind die Behandlung nicht in unangenehmer Erinnerung behalten, da es von dem Eingriff nichts mitbekommt.
Vorbereitung zuhause
Ein unbefangener Umgang mit dem Zahnarztbesuch fängt bereits zuhause an. Grundsätzlich hilft es den Kindern schon, wenn auch die Eltern neutral bis positiv mit dem Thema umgehen. Dazu gehören vor allem Gespräche. Denn, was Erwachsene verschweigen oder auch nur andeuten, bietet Kindern extra viel Platz für (Angst-)Fantasien. Aber auch spezielle Bilderbücher, die sich mit Thema Zahnarzt befassen, können helfen, dass Kinder sich spielerisch mit dem Tag beim Zahnarzt beschäftigen.
Vielleicht ist es auch möglich, dass das Kind Sie bei einem der nächsten Kontrolltermine in die Zahnarzt-Praxis begleitet? Idealerweise lernt es auf diese Weise, dass auf dem Zahnarztstuhl nichts Schlimmes passiert. Weitere Fragen zur heimischen Vorbereitung auf den Praxisbesuch und die konkreten Abläufe während der Behandlung beantwortet Ihnen gern der Kinderzahnarzt Ihres Vertrauens.
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