Karies verursacht Zahnschmerzen und die sind für niemanden von uns angenehm. Selbstverständlich wollen wir besonders unsere Kinder davor bewahren.
Deshalb haben wir Kinderzahnarzt Christof Riffel von der Praxis am Kureck in Wiesbaden gefragt: “Wie kann man das Kariesrisiko seiner Kinder reduzieren?” Im Video verrät er, worauf es ankommt.
Wie entsteht Karies?
In unserem Mund leben etwa 22 Millionen Bakterien. Manche davon sind gut und wichtig, andere schaden unseren Zähnen. Gute Bakterien helfen beispielsweise bei der Verdauung von Nahrungsmitteln oder wehren schädliche Keime ab. Die weniger guten Kariesbakterien bilden zusammen mit Nahrungsresten und Speichelbestandteilen den Zahnbelag (Plaque). Sie ernähren sich von Kohlenhydraten und produzieren dabei eine Säure, die den Zahnschmelz angreift.
Verlauf
Durch die Säure wird der Zahnschmelz durchlässig. Je länger der Karies unentdeckt bleibt, desto tiefer dringen die Bakterien in den Zahn ein. Der Zahn wird dann von innen heraus zerstört. Die entstandenen Löcher muss der Zahnarzt mit einem Bohrer behandeln und das Loch mit einer Füllung wieder schließen.
Wenn Karies nicht behandelt wird, stirbt der betroffene Zahn ab. Früher oder später wird die Krankheit zudem auf umstehende Zähne und den Kieferknochen übergreifen. Es ist sogar möglich, dass die Bakterien durch das Blutsystem in andere Teile des Körpers gelangen und dort verschiedene Organe befallen. Krankheiten, die durch kaputte Zähne verursacht werden können sind:
- Herzinfarkt, Schlaganfall
- Erektionsstörungen
- Lungen- und Herzentzündungen
- Depressionen
- Frühgeburten
- Rücken-, Knie- und Nackenschmerzen
- Kopfschmerzen, Migräne
- Blasen- und Prostataprobleme
Wie kann man das Kariesrisiko reduzieren?
Durch eine gesunde Ernährung, eine sorgfältige Zahnpflege und die regelmäßige Kontrolle durch den Zahnarzt lässt sich das Kariesrisiko auf jeden Fall minimieren. Sie können Ihr Kind unterstützen, indem Sie ihm beibringen, worauf es achten soll:
1. Ernährung
Zucker besteht aus Kohlenhydraten und ist, wie jeder weiß, nicht nur für die Zähne sehr ungesund. Versuchen Sie, ihr Kleinkind so lange wie möglich zuckerfrei zu ernähren. Je später und langsamer sich Ihr Kind an den süßen Geschmack gewöhnt, desto besser. Nach dem Abstillen sollte das Kind lieber Wasser als Säfte zu trinken. Denn, auch wenn Obst gesund ist: Die darin enthaltene Fructose ist unterm Strich auch nur eine andere Art von Zucker. Zudem werden Säften und vor allem Nektaren und Fruchtsaftgetränken Zucker hinzugemischt. Damit steigt auch der Anteil von Kohlenhydraten, die durch den Mund fließen.
Natürlich erwartet niemand von Ihnen, dass Sie Ihr Kind oder sich selbst komplett zuckerfrei ernähren. Das ist kaum zu schaffen. Eine Idee ist es jedoch, zuckerfreie Zeiten festzulegen.
Dr. Riffels Idee: “Ein Vorschlag, den man machen kann, ist, einen zuckerfreien Vormittag zu machen und dann, wenn ich mittags meine Zähne geputzt habe, […] mir erlauben darf, vielleicht am Nachmittag was Süßes zu essen.”
Einem Kind Zucker komplett zu verbieten, hätte im schlimmsten Fall einen gegenteiligen Effekt: das Kind wird erst recht neugierig und versucht ständig, Gelegenheiten zu finden, um Süßigkeiten zu essen. Zucker muss also nicht verboten werden. Wichtig ist nur, dass der Konsum in Maßen und kontrolliert stattfindet.
2. Mundhygiene
Außerdem ist es wichtig, dass Sie Ihrem Kind beibringen, wie es seine Zähne gründlich putzen kann. Dazu gehört neben dem Zähneputzen auch die Verwendung von Zahnseide. Bei einem Kleinkind genügen ein Wattestäbchen und etwas Kinderzahnpasta. Je älter Ihr Kind wird, desto besser kann es selbstständig putzen. Kontrollieren Sie jedoch regelmäßig, ob das auch gründlich geschieht. Wichtig ist, dass Kinder eine geeignete Zahnbürste und -pasta haben. Die Bürste sollte einen kleinen Kopf haben, sodass das Kind auch die hinteren Backenzähne gut erreicht, ohne einen Würgereflex auszulösen. Außerdem sollte die Zahnbürste griffig sein.
Bei der Kinderzahnpasta ist der Fluoridgehalt entscheidend. Für ein Kleinkind unter 6 Jahren eignet sich Zahnpasta mit 500 ppm Fluorid. Ppm steht für parts per million, zu deutsch: Anteile pro Million. Ab dem sechsten Geburtstag kann Ihr Kind auch Zahnpasta für Erwachsene benutzen. Sobald der erste bleibende Zahn durchbricht, ist das auch notwendig, denn die neuen Zähne benötigen eine erhöhte Fluoridzufuhr. Zahnpasten für Kinder ab 6 Jahren und Erwachsene enthalten bis zu 1500 ppm. Mehr als 1500 ppm ist ungesund.
Bei vielen Zahnärzten gehört die sogenannte “Zahnputzschule” zum Leistungsportfolio. Dort lernt der Nachwuchs, seine Zähne gründlich und nachhaltig zu putzen. Oft kommen dabei auch Färbetabletten zum Einsatz, die vorhandenen Zahnbelag einfärben. So kann das Kind sehen, an welchen Stellen es noch besser putzen muss und entwickelt ein gutes Gefühl für eine verantwortungsvolle Mundhygiene.
3. Bleibende Zähne schützen
Es ist wichtig zu wissen, dass die bleibenden Zähne nach ihrem Durchbruch nicht sofort fertig ausgebildet sind. Die Zahnoberflächen sind in den ersten Jahren noch nicht voll ausgereift und dadurch anfällig für Karies. Sie sollten Ihr Kind also auf jeden Fall regelmäßig zur Kontrolle zum Zahnarzt schicken, sowohl mit bleibenden als auch Milchzähnen. Denn auch Probleme mit den Milchzähnen können schwerwiegende Folgen haben, die Ihr Kind bis ins Erwachsenenalter begleiten können. Eine lang andauernde Zahnlücke kann zum Beispiel zu Zahn- und Kieferfehlstellungen oder Sprachbildungsstörungen führen.
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