Je früher Kinder an den Zahnarztbesuch gewöhnt werden, desto selbstverständlicher werden die halbjährlichen Kontrolltermine für den Nachwuchs, wenn er ins jugendliche oder sogar erwachsene Alter kommt. Die richtige Zahnpflege als Teil einer umfassenden Prophylaxe ist entscheidend dafür, dass diese Besuche auch langfristig ohne Probleme ablaufen. Speziell für die jüngsten Patienten gibt es beim Zahnarzt die sogenannte Zahnputzschule. Was genau es damit auf sich hat, erklärt Zahnärztin Fatima Azofra der Praxis Dentalsplace in Berlin.
Warum Zähneputzen so wichtig ist
Klar, Schokolade und andere Süßigkeiten naschen (nicht nur) Kinder für ihr Leben gern. Doch: „Vor dem Schlafen nach dem Essen: Zähneputzen nicht vergessen“, wird ihnen ebenso deutlich eingebläut. Ansonsten droht die allseits bekannte Karies. Zwar ist die Zahl der Karieserkrankungen bei 12-Jährigen in Deutschland seit den 1980er Jahren um gut 90 % zurückgegangen. Dennoch sind immernoch viele betroffen. Sie wird in der Regel erst erkannt, wenn die Zähne schmerzen und sich schwarz verfärben.
Warum ist Plaque so gefährlich?
Diese auch „Zahnfäule“ genannte Erkrankung tritt auf, wenn Zahnbelag (Plaque) nicht oder nur ungenügend von den Zähnen entfernt wurde. Dieser Belag wiederum besteht aus Bakterien und Viren, die sich von Zucker ernähren. Allein sind sie harmlos. Allerdings scheiden sie Säuren aus, die die Zähne angreifen. Dadurch werden die Zähne entmineralisiert. Es kommt zunächst zu (schmerzlosen) weißen Flecken und den bekannteren braunen Stellen und der kleine Patient wird überempfindlich gegenüber süßen und sauren, heißen und kalten Speisen und Getränken.
Kariesprophylaxe verhindert Zahnarztangst
Doch gerade bei Kindern geht es beim Thema Zähneputzen auch ums Prinzip: Immer mehr Menschen geben an, regelrecht Angst vor dem Zahnarzt zu verspüren. Dieses Gefühl resultiert u.a. aus schlechten bzw. schmerzhaften Erfahrungen im Behandlungsstuhl. Nach dem Motto „Vorsicht ist besser als Nachsicht“ gilt es, sie ab dem ersten Milchzahn an regelmäßige Zahnpflege zu gewöhnen. So lässt sich gewährleisten, dass die Kinder auch langfristig angstfrei zum Zahnarzt gehen.
Was passiert in der Zahnputzschule?
Um die Säureattacken, und damit den Schaden auf Dauer von den Zähnen, fern zu halten, hilft nur das konsequente und regelmäßige Entfernen der Bakterien, sprich: gründliches Zähneputzen. Doch die bakteriellen Beläge lagern sich am liebsten dort ab, wo die Zahnbürste beim normalen Putzen nicht hingelangt – in den Zahnzwischenräumen und den Zahnfleischrändern. Vor allem während der Dentition, sprich: in der Übergangszeit zwischen Milch- und bleibenden Zähnen, blutet das Zahnfleisch leicht. Um das unangenehme Gefühl zu vermeiden, sparen viele Kinder diese Stellen beim Zähneputzen aus oder putzen sie nur dürftig. Die Nachlässigkeit aber leistet Bakterienablagerungen Vorschub.
Farbstofftabletten fördern ungeputzte Stellen zutage
Daher unterhalten viele Zahnärzte sogenannte „Zahnputzschulen“. Dabei handelt es im Wesentlichen um Beratungsangebote, die Eltern und Kindern gleichermaßen Gewissheit über die richtige Putztechnik geben soll. Im Rahmen der Zahnputzschule werden den kleinen Patienten zunächst Tabletten verabreicht, die sie zerkauen und gut im Mund verteilen sollen. Diese Pillen sind natürlich völlig unbedenklich. Sie enthalten lediglich sogenannte Vitalfarbstoffe (z.B. Erythrosin, Brillantblau oder Ponceaurot), d.h. sie haften nur an lebenden Zellen. Zahnbelag besteht neben Speicheleiweiß, Kohlenhydraten und Phosphate vor allem aus Mikroorganismen (sprich: Bakterien und Viren). Daher haftet das Färbemittel ausschließlich am Zahnbelag sowie an der Schleimhaut. Der (geputzte) Zahnschmelz ist idealerweise belagfrei.
Professionelle Zahnreinigung mit Tipps und Tricks
Nach dem Ausspülen heben sich die ungeputzten Stellen deutlich sichtbar vom blanken Zahnschmelz ab. Im Spiegel können die Kinder dann erkennen, welche Stellen sie noch sorgfältiger pflegen müssen. Durch gründliches Zähneputzen lässt sich der Farbstoff (gemeinsam mit dem Zahnbelag) vollständig entfernen. Anschließend bekommen die jungen Patienten noch eine profesionelle Zahnreinigung, inklusive Tipps und Tricks, um die Zahnpflege im heimischen Badezimmer zu erleichtern.
Zahnputzschule: Langfristige Ziele
Das erste Ergebnis der Zahnputzschule lässt sich damit direkt nach der ersten Schulung erkennen. Die Stellen, an denen sich Bakterien befanden, werden direkt dokumentiert. Langfristige Erfolge soll jedoch die nächste Kontrolle in spätestens sechs Monaten hervorbringen. Bei der Kontrolle wird festgestellt, ob sich die Mundhygiene verbessert hat.
Färbetest: Vergleich nach einem halben Jahr
Eine Verbesserung wird daran gemessen, ob sich an den beim vergangenen Besuch dokumentierten Stellen erneut Verfärbungen durch die Zahnputztablette gebildet haben. Eine individuelle Putzberatung und Prophylaxe steht somit bei der Zahnputzschule im Mittelpunkt. Durch den Vergleich der Ergebnisse von der vorherigen Sitzung werden die jungen Patienten bereits früh zu richtigen Experten an der Zahnbürste.
Zahnputzschule: Die richtige Putztechnik fürs Leben
Mit der Zahnputzschule lernen die Kinder somit die richtige Putztechnik fürs Leben. Sie wissen nach einigen Sitzungen in der Schule genau, welche ihrer Zähne sie besonders häufig aussparen und auf welche Bereiche sie sich somit mehr konzentrieren sollten. Die Kinder erlernen somit visuell die richtige Routine und sind stolz, wenn möglichst wenig Stellen im Mund verfärbt sind. Außerdem gewinnt das Praxisteam durch die Sitzungen das Vertrauen des Kindes. Die Zahnputzschule beinhaltet einen spielerischen Lerneffekt, der auch besonders den jungen Patienten die Angst vorm Zahnarztbesuch nehmen soll oder bestenfalls dafür sorgt, dass erst gar keine Ängste bei den Kindern entstehen. Die regelmäßige Dokumentation unterstützt eine Zahnputzroutine als Grundlage für gesunde Zähne (möglichst) bis ins hohe Alter.
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