Der Begriff Kofferdam entstammt dem englischen coffer dam, ein Ausdruck aus dem Wasserbau, der eine provisorische Abdämmung eines bestimmten Bereichs vom Wasser bezeichnet. In der Zahnmedizin schirmt ein Kofferdam einen oder mehrere Zähne vom übrigen Mundraum ab. Erfunden wurde der Kofferdam 1864 von dem amerikanischen Studenten Sanford Christie Barnum um das Arbeitsfeld trocken zu halten, denn eine Absauganlage gab es damals noch nicht.
Mehr dazu erklärt Dr. Markus Lietzau von Dentalsplace aus Berlin.
Was bewirkt ein Kofferdam?
Ein Kofferdam besteht aus einem Spanngummi aus Latex, der sogenannten Kofferdamklammer und einem Spannrahmen. Für Allergiker gibt es Spanngummis, die ohne Latex auskommen. Mithilfe einer Schablone werden die Stellen im Latex, an denen ein Zahn freigelegt werden soll, identifiziert und mit einer Lochzange gelocht. Das kann einen einzelnen oder auch mehrere Zähne betreffen. An diesen Stellen wird das Spanngummi über den Zahn gestülpt und mit der Kofferdamklammer fixiert. Aufgabe des Spannrahmens ist es, die Ränder des Spanngummis außerhalb des Mundes aufzuspannen.
Gründe für die Verwendung des Kofferdams
Die Verwendung eines Kofferdams bringt zwei entscheidende Vorteile mit sich: Zum einen schafft sie ein trockenes Arbeitsfeld, das vor Speichel und anderen Verunreinigungen geschützt wird. Zum anderen sichert der Kofferdam die Kehle des Patienten. Er verhindert, dass Bakterien aus den Zähnen des Patienten in den Körperkreislauf gelangen. Zudem schließt er aus, dass während der Behandlung Kleinteile verschluckt werden.
Wann wird ein Kofferdam angewendet?
Ein Kofferdam wird vor allem bei zwei Behandlungen verwendet:
Kompositfüllungen:
Bei Kompositfüllungen werden Löcher im Zahn mit einer zahnfarbenen Mischung aus Kunststoff und Keramikpulver gefüllt. Dafür ist es sehr wichtig, dass der Zahn komplett trocken und auch das Füllmaterial vor Flüssigkeiten geschützt ist. Nur so wird die lange Haltbarkeit der Füllung gewährleistet.
Wurzelbehandlungen:
Bei einer Wurzelbehandlung wird der Zahn bis zu den Wurzelkanälen geöffnet. Dort befinden sich Bakterien, die nach Möglichkeit entfernt werden und nicht in andere Bereiche des Mundes eindringen sollen. Gleichzeitig müssen die Wurzelkanäle vor den Bakterien im Speichel geschützt werden, um eine neue Infektion zu vermeiden.
Die Alternative sind Absauger und Watterollen, die diesen trocknenden und schützenden Effekt nur teilweise und unzureichend leisten können.
Vor- und Nachteile des Kofferdams
Viele Patienten sind zunächst skeptisch, lernen aber im Laufe der Behandlung die Vorteile der Kofferdams zu schätzen.
Vorteile
Dank der Abschirmung des Mundraums durch das Gummi entfällt das unangenehme Gefühl des Absaugers im Rachen sowie der Spülflüssigkeit unter der Zunge; insgesamt spürt der Patient die Behandlung deutlich weniger. Darüber hinaus hält der Spannrahmen den Mund offen und verhindert, dass der Patient mit der Zunge reflexhaft den Zahn betastet – was wiederum dem Arzt die Arbeit erleichtert.
Nachteile
Trotzdem der Kofferdam bereits lange bekannt ist, seine Verwendung in den Universitäten gelehrt wird und seine wichtige Rolle für die Reduzierung des Infektionsrisikos auf der Hand liegt, wird er bisher nicht flächendeckend pauschal eingesetzt. Ein möglicher Grund dafür liegt vermutlich bei den recht hohen Materialkosten. Außerdem muss die Einsetztechnik erst erlernt werden. Nachteile gibt es nur wenige, wie das Risiko einer Traumatisierung des Zahnfleischs an der Stelle, an der die Kofferdamklammer befestigt wird oder die abwehrende, ängstliche Haltung der Patienten gegenüber der ungewohnten Methode. Nicht möglich ist der Einsatz des Kofferdams unter anderem bei eingeschränkter Nasenatmung sowie mangelnder Kooperation von Seiten des Patienten.
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