Bei einem Zahnimplantat handelt es sich vereinfacht gesagt um eine künstliche Zahnwurzel. Sie wird in den Kieferknochen eingesetzt, wo Zähne ausgefallen sind oder gezogen werden mussten. Sie besteht für gewöhnlich aus Titan oder Keramik und hat gegenüber anderen Verfahren entscheidende Vorteile. Weitere wichtige Details zu dieser Methode des Zahnersatzes, verrät Dr. Bergen Pak, Implantologe und Oralchirurg aus der Praxis am Kureck in Wiesbaden.
Was führt zu Zahnverlust?
Es gibt viele Gründe, warum ein Zahn oder mehrere fehlen können: Die Milchzähne bei Kindern fallen in der Regel zwischen dem 3. und 12. Lebensjahr aus, um den „zweiten“ Zähnen Platz zu machen. In seltenen Fällen bleiben einzelne Milchzähne auch bei Erwachsenen bestehen und ersetzen bleibende Zähne.
Wurzelkanalbehandlung statt Extraktion
Auch Zahnunfälle, sogenannte „Zahntraumata“, können dazu führen, dass Zähne abbrechen oder gezogen werden müssen. Zu den nach wie vor häufigsten Ursachen für Zahnverlust zählen Erkrankungen der Zähne. Dank der modernen Endodontologie (auch: Endodontie) können immer mehr Menschen ihre natürlichen Zähne behalten, doch das war nicht immer so. In der Regel führte eine entzündete Pulpa (das Zahnmark = Blut- und Lymphgefäße, Nerven und Bindegewebe) früher oder später zur einer Extraktion.
Parodontitis als häufigster Grund für Zahnausfall
Mehr als die Hälfte aller erwachsenen Deutschen ist mittlerweile von einer Parodontitis betroffen. Diese Entzündung des Zahnhalteapparates geht einher mit Zahnfleischbluten sowie dem Rückgang von Zahnfleisch und Kieferknochen. Unbehandelt führt diese Erkrankung zum Zahnausfall, falls der Zahnarzt den Zahn nicht schon vorher ziehen muss.
Welche Vorteile haben Zahnimplantate?
Das zahnmedizinische „Handwerk“ im Allgemeinen zählt wahrscheinlich zu den ältesten Gewerben der Welt. Das gilt auch für die Implantologie im Besonderen. Bereits um 600 n. Chr. wurden bei den Mayas zahnähnliche Muschelstücke dort in den Kiefer eingebracht, wo Zähne verloren gegangen waren. Doch erst seit 1951 gibt es mit der AAID (American Academy of Implant Dentistry) eine Gruppe von Wissenschaftlern, die die Implantologie kontinuierlich weiterentwickelt. 1952 entdeckte der schwedische Orthopäde Per-Ingvar Branemark die Vorteile von Titan für die Verbindung mit Knochen, sodass dieser Werkstoff neben Keramik mittlerweile auch im Mund verwendet wird.
Stabil wie natürliche Zahnwurzeln
Implantate haben zahlreiche Vorteile: allen voran die Tatsache, dass mithilfe dieser künstlichen Zahnwurzeln auch einzelne Zähne ersetzt werden, ohne gesunde Nachbarzähne anschleifen zu müssen (wie es beispielsweise bei einer Brücke der Fall wäre). Und weil sie im Kieferknochen fest verankert sind, halten sie den darauf gesetzten Zahnersatz so fest wie eine natürliche Zahnwurzel.
Kieferknochen bleibt erhalten
Das bedeutet, dass Sie mit Zahnersatz auf Implantaten (im Gegensatz zu herkömmlichen Zahnprothesen) ungehindert essen, lachen und sprechen können, ohne dieses Konstrukt im Alltag zu spüren. Darüber hinaus eignen sich Schrauben aus Titan oder Keramik sowohl in Verbindung mit festsitzendem als auch herausnehmbarem Zahnersatz. Durch das Implantat übt der Kiefer beim Kauen einen natürlichen Druck auf den Kieferknochen aus. Dadurch bildet sich das Hartgewebe nicht zurück und der Knochen bleibt erhalten. Selbst bei einer Vollprothese genügen wenige Implantate, um den Zahnersatz eines ganzen Kiefers zu tragen.
Periimplantitis: Therapie
Das Zahnfleisch um das Implantat liegt nur locker an dem Zahnersatz an. Dadurch können sich Bakterien und Plaque leicht dort ansiedeln und genau deshalb ist eine gründliche Reinigung sehr wichtig. Andernfalls droht langfristig eine Periimplantitis, eine Art Pendant zur Parodontitis. Damit verbunden sind dieselben Folgen: Das Zahnfleisch um das Implantat entzündet sich und blutet. Man spricht in diesem Stadium von einer Mukositis (analog zur Gingivitis). Anschließend bildet sich das Gewebe zurück, die Infektion greift den Kieferknochen an, bis auch dieser allmählich schrumpft. Unbehandelt wird das Implantat gelockert, fällt wiederum aus und der Kreislauf beginnt von vorn.
Periimplantitis durch ungenügende Implantatpflege
Wie auch bei natürlichen Zähnen gilt für Implantate: Bakterielle Entzündungsherde entstehen überall dort, wo die Zahnbürste beim normalen Putzen nicht hinkommt. Sprich: In den Zwischenräumen und an den Zahnfleischrändern bzw. dem Übergang zwischen Zahnfleisch und Implantat. Die reguläre Zahnbürste ist hierfür zu groß. Bereits reguläre Mundduschen können Bakterien effektiv wegspülen.
Implantate mit Zahnseide und Zahnzwischenraumbürsten pflegen
Bei schmalen Zahn- bzw. Implantatzwischenräumen hat sich Zahnseide als hilfreich erwiesen, für breitere hingegen eignen sich spezielle Zahnzwischenraumbürsten besser. Sie gibt in unterschiedlichen Längen und Durchmessern. Vor allem mithilfe der kleinen „Tannenbaum“-Form lässt sich der Implantatsteg optimal versorgen. Um den Reinigungseffekt zu verstärken, empfiehlt es sich, das Interdentalbürstchen in desinfizierenden Flüssigkeiten (z.B. Chlorhexidin) zu tränken.
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