Um einen kariösen Zahn zu retten, ist eine Füllung das Mittel der Wahl. Fortgeschrittener Karies am Milchzahn macht dieses Unterfangen für den Zahnarzt schwieriger, denn: je mehr Füllungsmaterial er verwenden muss, desto dünner werden die Wände des Milchzahns.
Daher setzt der Kinderzahnarzt in diesen Fällen üblicherweise eine Krone. Sie wird über den Zahnstumpf gestülpt und erhält somit Platz und Funktion des Zahns, bis er auf natürliche Weise ausfällt.
Kinderzahnarzt Christof Riffel von der Praxis am Kureck in Wiesbaden erklärt weitere Details dazu.
Warum wird eine Krone notwendig?
“Milchzähne fallen früher oder später von selbst aus – daher brauchen sie auch keine besondere Pflege”? Falsch! Milchzähne müssen genauso vor Schaden bewahrt werden wie die bleibenden Zähne. Zwar ist die Karies (dt. “Zahnfäule”) statistisch gesehen auf dem Rückzug, doch nach wie vor ist sie der häufigste Grund, warum bereits die Zähne von kleinen Kindern behandelt werden müssen.
Was ist Karies?
Hätten Sie es gewusst: Rund zwei Kilogramm unseres Körpergewichts machen Bakterien aus! Einige davon leben in unserem Mund, und für sich gesehen sind sie harmlos. Das Problem: Kariesbakterien (wissenschaftlich korrekt: “Streptococcus mutans”) ernähren sich von Kohlenhydraten, die wir beispielsweise in Form von Zucker aufnehmen. Bei der Verdauung sondern diese Untermieter wiederum eine Säure ab, die den Zahnschmelz angreift. Wird sie nicht gründlich und regelmäßig entfernt, entstehen die allseits bekannten dunklen Verfärbungen und im zweiten Schritt Löcher im Zahn. Bleibt eine Karies sehr lange unentdeckt, besteht auch bei Kindern die Gefahr einer Wurzelentzündung.
Warum müssen Milchzähne behandelt werden?
Eine Kariesinfektion kann ganz verschiedene unangenehme Folgen haben. Zunächst einmal sorgt sie bei dem betroffenen Kind für Schmerzen. Zudem verursacht sie Erkrankungen am Herzen, begünstigt Rheuma, allergische Reaktionen, Hautkrankheiten etc. Ein toter Zahn sondert darüber hinaus giftige Eiweißzerfallsprodukte ab, gegen die sich der Körper permanent wehren muss. Somit schwächt eine Karies auch das Immunsystem. Außerdem kann eine Karies in den Milchzähnen auf die bleibenden Zähne übergehen.
Und schlussendlich fallen kariöse Milchzähne früher aus als üblich. Dadurch entsteht über längere Zeit eine Zahnlücke, ohne dass der bleibende Zahn bereits nachkommt. Das führt in vielen Fällen zu Zahn- und Kieferfehlstellungen und macht später eine kieferorthopädische Behandlung notwendig. Zahnlücken können auch Sprachfehler hervorrufen.
Um Spätfolgen oder Nebenerkrankungen zu vermeiden, sollte Karies bei Kindern natürlich durch gründliches Putzen und regelmäßigen Kontrollterminen beim Kinderzahnarzt verhindert werden bzw. falls es doch mal zu spät ist, genauso gründlich behandelt werden wie bei Erwachsenen. Um eine bereits weit fortgeschrittene Karies am Milchzahn zu therapieren, greift der Zahnarzt zuweilen auf spezielle Zahnkronen für Kinder zurück.
Wie funktionieren Zahnkronen für Kinder?
Zahnkronen für Kinder bestehen aus Stahl. Es gibt sie vorgefertigt in verschiedenen Größen. Der Zahnarzt wählt eine passende Größe aus und passt sie gegebenenfalls noch etwas an. Dann befestigt er die Krone mit Zement auf dem Zahnstumpf. Der Zahn ist nun geschützt und bleibt erhalten. Außerdem kann das Kind wie gewohnt kauen.
Im Vergleich zu einer größeren Füllung geht die Behandlung mit einer Zahnkrone schneller und einfacher. Um den kleinen Patienten die unliebsame Prozedur im Zahnarztstuhl zu erleichtern, gibt es Kronen in unterschiedlichen Farben und Designs; so freuen sich die Kinder zum Beispiel über einen Piratenzahn oder eine Prinzessinnenkrone. Für den Frontzahnbereich werden in der Regel Kronen mit zahnfarbener Verblendung verwendet, um die natürliche Ästhetik zu erhalten.
In den ersten Tagen nach Erhalt der Krone ist der Biss Ihres Kindes an der betroffenen Stelle vermutlich etwas erhöht. Das normalisiert sich aber bald. Wenn der bleibende Zahn nachwächst, fällt der überkronte Zahn ganz natürlich aus.
Kosten einer Kinderzahnkrone
Die Kosten für eine Milchzahnkrone übernehmen üblicherweise die gesetzlichen Krankenkassen – wenn auch nur im Rahmen der Regelversorgung, d.h. es handelt sich per Gesetz um solche Materialien, die geeignet sind, “eine ausreichende Funktionstüchtigkeit des Kauorgans wiederherzustellen oder ihre Beeinträchtigung zu verhindern”. Mit anderen Worten: Wenn Sie spezielle Kronen (zum Beispiel in der Lieblingsfarbe) wünschen oder das Kind eine besondere Sedierung benötigt, entstehen zusätzliche Kosten, die von den gesetzlichen Krankenkassen nicht unbedingt übernommen werden.
Daher lohnt auch hier wiederum eine private Zusatzversicherung. Sie übernimmt in manchen Fällen einen größeren Anteil an solchen Ausgaben. Was genau im Rahmen Ihres Vertrages abgedeckt ist, gilt es im Zweifelsfall mit dem Versicherungsträger zu klären.
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