Obwohl sich die Zahl der Menschen ohne Karies zwischen 1997 und 2014 beinahe verdoppelt hat, zählt Karies immer noch zu den weltweit häufigsten Krankheiten. Es gibt viele Gründe, warum Karies auftritt: ungesunde Ernährung, Fluoridmangel oder eine schlechte Mundhygiene. Für eine unkomplizierte Behandlung ist es wichtig, dass sie früh erkannt wird. Für eine Kariesrisikobestimmung untersucht der Zahnarzt den Patienten hinsichtlich der oben genannten Gründe. Mehr dazu erklärt Fatima Azofra von Dentalsplace in Berlin.
Wie entsteht Karies?
In unserem Mundraum befinden sich rund 22 Millionen Bakterien. Das ist natürlich und kein Grund zur Sorge. Doch nicht alle Bakterien sind gut. Durch eine Mischung aus Bakterien, Nahrungresten und Speichelbestandteilen entsteht der Zahnbelag (Plaque). Die darin enthaltenen Kariesbakterien ernähren sich von Kohlenhydraten und wandeln sie in Säure um. Diese Säure greift die Zähne an.
Verlauf
Durch die Säure wird der Zahnschmelz instabil. Wird der Karies lange nicht entdeckt, können die Bakterien durch den Schmelz in den Zahn eindringen. Wenn dies passiert, wird der Zahn von innen heraus zerstört.
Karies zeigt sich zunächst in weißen oder braunen Flecken auf den Zähnen. An diesen Stellen greift die Säure an und entzieht dem Zahn Mineralien. In diesem Stadium lässt sich die Krankheit noch aufhalten, zum Beispiel durch eine fluoridhaltige Zahnpasta. Das Fluorid sorgt dafür, dass Mineralien aus dem Speichel den Zahn wieder stabilisieren.
Bleibt Karies lange unentdeckt, kommt es jedoch zu Löchern. Dann muss der Zahnarzt die kaputten Stellen mit einem Bohrer entfernen und die Löcher füllen. Spätestens wenn die Bakterien die Zahnnerven erreichen, wird es schmerzhaft für den Patienten. Der Zahn wird zudem sehr hitze- und kälteempfindlich.
Wird Karies nicht behandelt, stirbt der Zahn ab. Außerdem kann die Krankheit auch auf andere Zähne und den Kieferknochen übergreifen. Durch das Blutsystem können die Bakterien zudem in den ganzen Körper gelangen und verschiedene Organe befallen.
Vorsorge
2016 erhobene Zahlen der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung zeigen, dass die Mundgesundheit heute so gut ist, wie noch nie zuvor. Über 80% der 12-jährigen sind komplett kariesfrei. Um Karies zu vermeiden, sollte jeder neben dem Zähneputzen auch Zahnseide und Zwischenraumbürsten benutzen. Zahnseide reinigt die Flächen, an denen sich zwei Zähne berühren. Zwischenraumbürsten sind für die Zwischenräume unten an den Zähnen, wo sie sich nicht direkt berühren. Auch Kinder sollten damit anfangen, sobald sie zwei nebeneinanderstehende Zähne haben. Eine zuckerarme Ernährung dient ebenfalls der Kariesprävention.
Was geschieht bei der Kariesrisikobestimmung?
Die Kariesrisikobestimmung muss viele verschiedene Faktoren berücksichtigen:
- Karies-Vorgeschichte des Patienten: Wie oft und wie schwerwiegend war der Patient bisher von Karies betroffen?
- Allgemeinerkrankungen: Es besteht eine Wechselwirkung zwischen allgemeiner Gesundheit und Mundgesundheit. So sind zum Beispiel Diabetiker oder Raucher gefährdeter für Entzündungen im Mund.
- Ernährungsgewohnheiten: Je mehr Zucker der Patient zu sich nimmt, desto höher ist das Risiko für Karies.
- Plaque: Die Kariesbakterien bilden die gefährliche Säure im Zahnbelag. Je mehr die Zähne mit Plaque bedeckt sind, desto höher ist das Kariesrisiko.
- Fluorid-Versorgung: Fluorid hilft dabei, den Zähnen Mineralien zuzuführen und sie so stabil zu machen.
- Speichelfließrate: Der Speichel hat unter anderem eine Reinigungsfunktion für den Mundraum. Die Speichelfließrate zeigt, ob genug Speichel für eine gute Reinigung vorhanden ist.
- Bakterien im Speichel: Der Streptococcus mutans und die Laktobazillen sind Kariesmarker. Sind sie in großer Menge vorhanden, ist das Kariesrisiko erhöht.
- Allgemeine Mundgesundheit: So wie Allgemeinerkrankungen Auswirkungen auf das Kariesrisiko haben, trifft das auch auf andere Munderkrankungen zu, zum Beispiel weil sie das Immunsystem schwächen.
Methoden
Die Wahl der Methode hängt sehr von den äußeren Umständen ab. Wichtig ist in jedem Fall, dass die Methode ein zuverlässiges Ergebnis liefert. Das ist zum Beispiel bei der sogenannten Dentoprog-Methode der Fall. Sie besteht aus einer mathematischen Formel, durch die von Karies betroffene Zähne zu gesunden Zähnen ins Verhältnis gesetzt werden. Diese Formel lässt sich jedoch nur für Kinder im Alter von 6-12 Jahren verwenden. Somit ist sie für einen Großteil aller Patienten nicht geeignet.
Neben der Dentoprog-Methode können sich die Zahnärzte auch an den Kriterien der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege orientieren. Diese basieren auf Erfahrungswerten und erklären die 20% mit dem stärksten Kariesbefall in ihrer Alterklasse zur Hochrisikogruppe. Zur Einschätzung wird der dmft-Index ermittelt, der besagt, wieviele Zähne (teeth) zerstört (decayed), fehlend (missing) und gefüllt (filled) sind. Diese Methode lässt sich für Kinder im Alter von 2-12 Jahren anwenden.
Eine weitere Methode stellt das Cariogram dar, das unten ausführlich vorgestellt wird.
Warum ist eine Kariesrisikobestimmung wichtig?
Die Einschätzung des Kariesrisikos ist wichtig für die Planung der Prophylaxe. Ist das Kariesrisiko hoch, sollte der Zahnarzt öfter Kontrollen durchführen. So wird gewährleistet, dass Karies früh entdeckt wird und schnell behandelt werden kann. Außerdem gibt der Zahnarzt bei einem hohen Kariesrisiko wichtige Tipps in Bezug auf Ernährung, Zahnpflege und Fluorideinnahme.
Cariogram – wie steht es um mein Kariesrisiko?
Eine Methode für die Kariesrisikobestimmung ist das Cariogram. Dabei handelt es sich um ein 1998 entwickeltes Computerprogramm, das sich auf Patienten jedes Alters anwenden lässt. Es berücksichtigt es die vielfältigen Faktoren für Karies (siehe oben) und gewichtet sie entsprechend ihres Einflusses.
Ergebnisdarstellung
Das Ergebnis der Untersuchung wird in einem einfachen Tortendiagramm dargestellt. Daraus kann der Patient ablesen:
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- wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass keine neuen Löcher entstehen,
- wie groß der Einfluss seiner Ernährung ist,
- wie hoch die Zahl der Kariesbakterien in seinem Speichel ist,
- wie anfällig er momentan für Karies ist,
- welchen Einfluss die Begleitumstände (wie zum Beispiel Allgemeinerkrankungen) haben.
Mit dem Computerprogramm kann der Zahnarzt sofort auch die Veränderungen aufzeigen, die zum Beispiel eine Ernährungsumstellung nach sich ziehen würde.
Zusammenfassung
Eine zuckerarme Ernährung und eine gründliche Mundhygiene bilden wichtige Grundpfeiler, um Karies zu vermeiden. Doch gibt es darüber hinaus weitere Faktoren, die das Risiko einer Erkrankung erhöhen. Welche das sind und ob auch Sie einem erhöhten Kariesrisiko ausgesetzt sind, ermittelt der Zahnarzt bei einer Risikobestimmung im Rahmen der zweimal jährlich empfohlenen Kontrolltermine. Eine Kariesrisikobestimmung kann helfen, komplizierte Zahnbehandlungen dauerhaft zu vermeiden.
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