Es gibt sie in allen möglichen Geschmacksrichtungen, als Streifen, Drageé oder Kugel, in süß, scharf oder sauer. Die Rede ist von Kaugummis. Für die meisten Menschen gehören sie mittlerweile zum Alltag und sind dabei eine beliebte Möglichkeit, um auch unterwegs etwas Gutes für die Zähne zu tun. Doch können Kaugummis wirklich vor Karies schützen? Und was passiert eigentlich in unserem Mund, wenn wir Kaugummi kauen?
Kaugummikauen – früher und heute
Das erste Kaugummi gab es schon vor rund 9000 Jahren. Vergleichbar mit unseren heutigen Kaugummis ist es allerdings nicht. Stattdessen hatte man Birkenpech gekaut, eine klebrige Masse, die beim Erhitzen von Baumharz entsteht. Bei den Mayas und Azteken wiederum kaute man den Milchsaft des Breiapfelbaums, auch Chicle genannt (übrigens lange Zeit Bestandteil der Kaumasse von Kaugummis).
Mittlerweile bestehen Kaugummis aus einer Kaumasse, deren Zusammensetzung Geheimnis der Hersteller ist, sowie aus Verdickungsmitteln, Weichmachern, Zucker oder Süßstoff, Emulgatoren und Aroma.
Bis heute sind sie sowohl bei Kindern und Jugendlichen als auch bei Erwachsenen beliebt. Während das Kaugummikauen vor allem in der Nachkriegszeit als cool galt, werden Kaugummis heutzutage vermehrt aus einem steigenden Bewusstsein für eine gesunde Lebensweise heraus gekaut.
Kaugummikauen reduziert das Kariesrisiko
Tatsächlich ist etwas dran an der gesundheitsfördernden Wirkung von Kaugummis. Zahlreiche Studien belegen, dass ein zuckerfreies Kaugummi nach dem Essen das Kariesrisiko deutlich senken kann. Doch warum ist das so?
Speichel – natürlicher Schutz für unsere Zähne
Der wichtigste natürliche Schutz für Zähne und Mundschleimhaut ist unser Speichel. Er spült Nahrungsreste und Bakterien aus der Mundhöhle, hebt den pH-Wert wieder an, versorgt unsere Zähne mit wichtigen Nährstoffen wie Kalzium und Phosphat und zieht eine Schutzschicht über Zähne und Schleimhaut. Ohne Speichel also hätten Bakterien und deren Stoffwechselprodukte wie Säuren und Toxine freie Bahn; unsere Zähne wären ihnen schutzlos ausgeliefert. Gleichzeitig kann man sich vorstellen, dass eine Stimulation des Speichelflusses auch die Schutzwirkung verbessert – und genau das ist es, was Kaugummis bewirken. Sie regen die Speichelbildung an und verstärken dadurch die positiven Effekte, die der Speichel auf unsere Mundgesundheit hat.
Beim Essen sinkt der pH-Wert
Dass nun Kaugummikauen ausgerechnet nach dem Essen empfohlen wird, hat einen Grund. Wenn wir essen sinkt der pH-Wert im Mund, genauer gesagt er wird sauer. Etwa 20 bis 30 Minuten nach dem Essen entstehen Säuren, die sehr aggressiv sind, den Zahnschmelz demineralisieren und angreifen können. Gerade hier ist ausreichend Speichel besonders wichtig, um den pH-Wert wieder zu neutralisieren.
Kaugummikauen regt den Speichelfluss an
In der Regel aber haben wir nach dem Essen nicht so viel Speichel im Mund wie während des Essens. Eine Neutralisierung der Säuren ist aber ohne genügend Speichel nicht bzw. nicht so schnell möglich.
In diesem Fall helfen zuckerfreie Kaugummis, und zwar am besten direkt nach dem Essen. Sie stimulieren den Speichelfluss, der vermehrte Speichel wiederum neutralisiert den pH-Wert im Mund, versorgt unseren Zahnschmelz mit Mineralstoffen und stellt so das ökologische Gleichgewicht in der Mundhöhle wieder her. Durch Kaugummikauen nach dem Essen können sich Zähne und Schleimhaut also besser von der Nahrungsaufnahme erholen.
Hinweis: Kaugummis sollten im besten Fall nicht länger als 30 Minuten gekaut werden, um Zähne, Kiefer und Kaumuskulatur zu schonen.
Zuckerfreie Kaugummis verwenden
Kaugummis gibt es, wie eingangs erwähnt, in vielen unterschiedlichen, Formen, Farben und Geschmäckern. Dabei kommt es allerdings nicht so sehr darauf an, wie die Kaugummis aussehen, sondern ob sie Zucker enthalten. Zucker wird von Bakterien in Säure umgewandelt, die unseren Zahnschmelz angreifen und so zu Karies führen können.
Will man also seinen Zähnen etwas Gutes tun, sollte man auf zuckerfreie Kaugummis zurückzugreifen. Sie sind meist mit Zuckerersatzstoffen wie Xylit gesüßt, die von den Bakterien im Mund allerdings nicht verarbeitet werden können.
Kaugummikauen ersetzt nicht das Zähneputzen
Auch wenn Kaugummis nachweislich das Kariesrisiko senken, ersetzen sie nicht das tägliche Zähneputzen. Sie müssen also auch weiterhin zu Zahnbürste, Zahnseide und ggf. weiteren Zahnpflegeprodukten greifen. Besonders wichtig ist dabei der tägliche Gebrauch von Zahnseide, denn in den Zahnzwischenräumen siedeln sich Bakterien besonders gerne an. Im schlimmsten Fall greifen die Säuren und Toxine, die die Bakterien freisetzen, unseren Zahnschmelz bzw. unseren Zahnhalteapparat an. Die Folgen sind Karies oder Parodontitis.
Also: Kaugummikauen nach den Haupt- und Zwischenmahlzeiten ist eine durchaus sinnvolle Maßnahme, um die eigene Mundgesundheit zu verbessern. Es ist und bleibt allerdings nur eine Ergänzung zu Zahnbürste und Co.
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