Parodontitis gilt mittlerweile als Volkskrankheit. Rund 70 Prozent der über 40-Jährigen haben eine mittelschwere bis schwere Parodontitis. Damit ist sie bei Erwachsenen die Hauptursache für Zahnverlust. Doch was genau ist eigentlich eine Parodontitis, wie entsteht die Krankheit und welche Folgen hat sie für unseren Körper?
Was bei einer Parodontitis passiert
Um vernünftig kauen und sprechen zu können, brauchen wir feste Zähne. Dafür sorgt der sogenannte Zahnhalteapparat (Parodontium). Er besteht aus einem sichtbaren Teil, dem Zahnfleisch (Gingiva), und zum anderen aus Alveolarknochen, Wurzelzement und Wurzelhaut (Periodontium). Wurzelhaut und Wurzelzement, die u. a. aus Bindegewebe und Kollagenfasern bestehen, sorgen dafür, dass unsere Zähne stabil und dennoch beweglich im Zahnfach, den Alveolen, stehen. Das Zahnfleisch wiederum schützt die Wurzelhaut und die Zahnhälse vor äußeren Reizen und Bakterien. Der Zahnhalteapparat ist also gewissermaßen das Fundament, auf bzw. in dem unsere Zähne stehen.
Rückgang von Gewebe und Kieferknochen
Bei einer Parodontitis baut sich dieser Zahnhalteapparat nach und nach ab. Unser Zahnfleisch, das in gesundem Zustand den Zähnen straff anliegt, zieht sich unter der Wirkung der Parodontitis zurück und lappt vom Zahn ab. Es entsteht eine sogenannte Zahnfleischtasche. Im weiteren Verlauf der Krankheit setzt sich dieser Prozess fort und auch das restliche Gewebe und nicht zuletzt der Knochen lösen sich Schritt für Schritt auf. Die Zähne können so nicht mehr stabil im Zahnfach stehen, lockern sich und gehen im schlimmsten Fall verloren.
Kurz gesagt: Parodontitis ist der Rückgang des unsere Zähne umgebenden Gewebes und des Knochens. Doch wie kommt es zur der Erkrankung?
Wie eine Parodontitis entsteht
Früher hat man geglaubt, dass Parodontitis etwas mit mangelnder Zahnpflege zu tun hat. Seit ungefähr 15 Jahren weiß man jedoch, dass Parodontitis eine Infektionserkrankung ist, d. h., sie wird durch Bakterien hervorgerufen. Diese Bakterien befinden sich etwa ab dem 18. Lebensjahr in jeder Mundhöhle. Das bedeutet allerdings nicht, dass jeder irgendwann an einer Parodontitis erkrankt. Stattdessen gibt es Menschen, die stärker zu Entzündungen neigen als andere und deren Abwehrkräfte in der Mundhöhle reduziert sind. Bakterien haben so eine deutlich größere Chance, sich anzusiedeln sowie Zahnfleisch und Knochen anzugreifen.
Parodontitis beginnt häufig mit einer Zahnfleischentzündung
Dabei setzen sich die Bakterien zunächst an der Zahnoberfläche ab. Sie bilden zusammen mit Nahrungsresten und Speichelbestandteilen einen bakteriellen Zahnbelag, die sogenannte Plaque, die sich später zu Zahnstein verhärten kann. Ein gutes Immunsystem kann die Bakterien problemlos abwehren. Sind unsere Abwehrkräfte dagegen herabgesetzt, lösen die Bakterien im ersten Schritt eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis) aus. Sie macht sich vor allem durch gerötetes und geschwollenes Zahnfleisch sowie Zahnfleischbluten bemerkbar. Heilt die Zahnfleischentzündung nicht aus, greift der Entzündungsprozess auf den Zahnhalteapparat über und es entsteht eine Parodontitis. Sie sorgt dafür, dass sich das Zahnfleisch zurückzieht und sich vom Zahn löst. In den entstandenen Zahnfleischtaschen wiederum können sich Bakterien noch leichter absetzen und den Abbau des Zahnhalteapparates bis hin zum Zahnverlust vorantreiben.
Zahnfleischtaschen können wir auch mithilfe von Zahnbürste, Zahnseide oder Spüllösungen nicht selbst reinigen. Auch der harte Zahnstein lässt sich nur noch mit Spezialinstrumenten im Rahmen einer professionellen Zahnreinigung beim Zahnarzt entfernen.
Wie Rauchen, Stress und Co. Parodontitis begünstigen
Obwohl Parodontitis eine Infektionskrankheit ist, sind es nicht nur Bakterien, die zur Entstehung der Krankheit beitragen. Auch allgemeingesundheitliche, psychosoziale und erbliche Faktoren spielen für den Ausbruch und Verlauf einer Parodontitis eine große Rolle. Hierzu zählen in erster Linie:
- Rauchen: Rauchen setzt die Immunfähigkeit in der Mundhöhle herab. Bakterien haben so besonders leichtes Spiel.
- Medikamente: Einige Medikamente, zum Beispiel Mittel gegen Bluthochdruck, fördern die Entzündungsbereitschaft der Mundhöhle.
- Fettleibigkeit: Fettleibigkeit sorgt dafür, dass bestimmte Entzündungsbotenstoffe freigesetzt werden. Die wiederum können eine Parodontitis beeinflussen.
- Alter: Je älter wir werden, desto schwächer ist unsere Immunabwehr und desto leichter haben es die Bakterien.
- Ernährung: Schon bei den Seefahrern hat Vitamin-C-Mangel zu Zahnausfall geführt. Ähnlich kann auch die Ernährung eine Parodontitis begünstigen.
- Stress: Durch Stress hat man weniger Speichel. Dadurch wird weniger weggespült und Bakterien vermehren sich schneller.
- Veranlagung: Hatten zum Beispiel die Eltern eine Parodontose, können auch die Kinder eine Veranlagung für die Zahnbetterkrankung haben.
- Übertragung: Parodontitis ist übertragbar. Allerdings werden nur etwa 15 Prozent der Betroffenen infiziert.
Neben den genannten Beispielen können außerdem Allgemeinerkrankungen wie Diabetes mellitus, hormonelle Störungen, ein zu saurer pH-Wert und auch mangelnde Mundhygiene die Entstehung der Krankheit beschleunigen.
Parodontitis erkennen und behandeln
Eine Parodontitis ist für den Laien besonders im Anfangsstadium gar nicht so einfach zu erkennen. Zwar gibt es im weiteren Verlauf der Krankheit einige Hinweise wie zurückgehendes Zahnfleisch, Mundgeruch oder empfindliche Zahnhälse. Oft aber schreitet entsteht die Erkrankung, ohne dass Betroffene sie bemerken oder beachten. Der Grund: Eine Parodontitis spielt sich in der Tiefe ab und verursacht in der Regel keine Schmerzen – und keine Schmerzen bedeutet für viele: kein Grund zur Sorge.
Parodontitis wirkt sich auf den Gesamtorganismus aus
Gerade aber eine Parodontitis sollte frühzeitig erkannt und therapiert werden, um zum einen Zahnverlust, aber auch Auswirkungen auf die Allgemeingesundheit zu vermeiden. Denn die Infektionskrankheit greift nicht nur den Zahnhalteapparat an. Parodontitis-Bakterien setzen außerdem Entzündungsbotenstoffe (Mediatoren) frei, die in unserem Gesamtorganismus kreisen und so zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegserkrankungen oder sogar Alzheimer führen können.
Deshalb gilt: Besser einmal mehr zum Zahnarzt gehen als zu wenig, um eine Parodontitis sicher ausschließen oder rechtzeitig diagnostizieren und behandeln zu können.
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