Damit unsere Zähne und unser Zahnfleisch gesund bleiben, müssen wir täglich für die richtige Zahnpflege sorgen. Manuelle und elektrische Zahnbürsten, Zahnseide, Interdentalbürsten und Mundwasser helfen uns dabei.
Immer mehr Menschen nehmen jedoch eine sogenannte professionelle Zahnreinigung in Anspruch. Sie wird in der Zahnarztpraxis von (idealerweise) ausgebildeten Fachkräften durchgeführt und muss (je nach Krankenversicherung) vom Patienten bezahlt werden. Warum aber überhaupt zum Zahnarzt gehen, wenn man seine Zähne auch selbst pflegen kann? Welchen Nutzen hat die Behandlung und wie läuft sie ab?
Plaque und ihre Folgen
Plaque ist ein weißer oder gelblicher Zahnbelag, der aus Nahrungsresten, Speichelbestandteilen und Bakterien besteht. Er wird auch als bakterieller Zahnbelag bezeichnet. Dass sich Plaque auf unseren Zähnen bildet, passiert im Prinzip Tag für Tag innerhalb weniger Stunden und ist so gesehen kein ungewöhnlicher Vorgang. Doch entfernt man den Zahnbelag nicht richtig, hat das Folgen. Dann nämlich bilden sich Stoffwechselprodukte wie Säuren und Toxine, die nicht nur unsere Zahnsubstanz schädigen und so zu Karies führen, sondern auch den Zahnhalteapparat (d. h. Zahnfleisch, Zahnfach, Wurzelhaut, Zahnzement) angreifen können. Besonders gerne bildet sich Plaque an für uns schwer erreichbaren Stellen wie in den Zahnzwischenräumen. Kommt es dabei zu einer Zahnfleischentzündung (Gingivitis), können sich die Bakterien außerdem in den entstandenen Zahnfleischtaschen einnisten und später zu einer Parodontitis führen.
Anzeichen einer Parodontitis oft nicht ernst genommen
Leider werden vor allem bei einer Zahnfleischentzündung erste Symptome wie Zahnfleischbluten oder geschwollenes Zahnfleisch nicht ernst genommen. Dabei ist das Risiko groß, dass sich aus der oft harmlosen Zahnfleischentzündung eine Zahnbettentzündung (Parodontitis) entwickelt. Sie ist besonders tückisch, denn die Zerstörung des Zahnhalteapparates vollzieht sich in der Regel schmerzlos.
Karies und Parodontitis gelten mittlerweile als Volkskrankheiten und sind heute die Hauptursache für Zahnverlust. Damit Zähne und Zahnfleisch langfristig gesund bleiben, ist also eine richtige und konsequente Zahnpflege das A und O.
Übrigens: Plaque kann sich auch an Zahnimplantaten bilden. Gerade deshalb sollte man auch bei künstlichen Zähnen und Zahnwurzeln auf die richtige Pflege achten.
Einfluss von Zahn- und Zahnfleischerkrankungen auf unseren Körper
Wissenschaftliche Studien zeigen, dass sich Zahn- und Zahnfleischerkrankungen auch auf unsere Allgemeingesundheit auswirken können. So erhöht etwa eine Parodontitis das Risiko für Fehlgeburten. Darüber hinaus kann sie auch unseren Stoffwechsel und unser Herz-Kreislauf-System beeinflussen.
Nutzen einer PZR
Heute gibt es eine Vielzahl von Zahnpflegeprodukten in den Regalen der Drogerie- und Supermärkte. Zahnbürsten, Zahncremes, Zahnseide, Zungenreiniger und Mundwasser – sie alle kann man in verschiedenen Ausführungen bekommen. Warum also sollte man seine Zähne zusätzlich professionell und zudem kostenpflichtig in der Zahnarztpraxis reinigen lassen?
Der Grund ist ganz einfach: Nicht alle Ablagerungen und bakteriellen Beläge an den Zähnen lassen sich durch häusliche Zahnpflege entfernen. So können wir mit Zahnbürste und Zahnseide nur einen Teil der Zahnflächen erreichen. Insbesondere schwer zugängliche Bereiche bleiben dagegen auf der Strecke. Hier wiederum siedeln sich Bakterien gezielt und mit Vorliebe an.
Hinzu kommt, dass sich Plaque nach und nach zu einer harten Substanz umwandelt, dem sogenannten Zahnstein. Ursache hierfür sind Bestandteile unseres Speichels. In dieser festen Form lässt er sich allerdings nicht mehr mit unseren häuslichen Hilfsmitteln entfernen. Hier kann nur noch der Zahnarzt helfen.
PZR als Karies- und Parodontitis-Prävention
Um also zu verhindern, dass Bakterien aggressiv werden und im schlimmsten Fall eine Parodontitis herbeiführen, bieten die meisten Zahnarzt- und KFO-Praxen professionelle Zahnreinigungen im Rahmen der Karies- und Parodontitis-Prävention an. Dabei werden auch die Stellen von harten und weichen Ablagerungen befreit, die wir alleine nicht reinigen können. Eine PZR kann damit einen entscheidenden Beitrag zur Mundgesundheit leisten und gilt als das Mittel zahnärztlicher Prophylaxe für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Nutzen und Schaden einer PZR laut IGeL “unklar”
Fairerweise muss man sagen, dass über Schaden und Nutzen der PZR in Fachkreisen bis heute gestritten wird. So stuft der IGeL-Monitor, der auf Gesundheitsdienstleistungen nach ihrem Nutzen und Schaden bewertet, die professionelle Zahnreinigung bei Patienten ohne Parodontitis als “unklar” ein. Grund sei die mangelnde Studienlage, die weder Aufschluss darüber gebe, ob Zähne mit einer PZR länger erhalten bleiben, noch über mögliche Schäden berichte. Kurz gesagt: Laut IGeL-Monitor hat eine PZR weder Vor- noch Nachteile.
Ob man eine PZR in Anspruch nehmen möchte oder nicht, bleibt jedoch immer dem Patienten selbst überlassen. Wie die Behandlung aussehen kann, erfahren Sie im Folgenden.
Ziel und Ablauf einer PZR
Bei einer PZR werden alle Zahn- und Wurzeloberflächen intensiv mit speziellen Geräten und Instrumenten gereinigt. Ziel einer PZR ist es, krankheitserregende sowie ästhetisch störende Beläge zu entfernen und so nicht nur die Mundgesundheit zu verbessern, sondern auch langfristig Karies-, Parodontitis- und damit in Zusammenhang stehenden Allgemeinerkrankungen vorzubeugen. Eine PZR kann folgende Schritte enthalten:
Erstellung eines Mundhygiene-Status
Wie der Zahnarzt oder die jeweilige Fachkraft bei einer PZR vorgeht, hängt im Wesentlichen von der Mundgesundheit des Patienten ab. Bevor also überhaupt irgendetwas gereinigt wird, steht am Anfang einer PZR in der Regel eine Untersuchung und Dokumentation der Mundgesundheit und des Zahn- und Zahnfleischstatus. Dabei schaut sich der Zahnarzt bzw. die Fachkraft diejenigen Stellen an, an denen es für Zähne und Zahnfleisch gefährlich werden könnte. So spielen letztlich nicht nur Art und Ausprägungsgrad der Zahnbeläge eine Rolle, sondern auch vorhandene Zahnfleischblutungen, Zahnfleischtaschen, Zahnimplantate oder freiliegenden Zahnhälse.
Reinigung
Bei der eigentlichen Reinigung werden Zahn- und Zahnwurzeloberflächen, Zahnzwischenräume und Zahnfleischtaschen mit Ultraschallgeräten und speziellen Handinstrumenten von harten und weichen Belägen befreit. Verfärbungen durch Tee, Kaffee oder Nikotin entfernt der Zahnarzt bzw. die Fachkraft anschließend mit einem Pulverstrahlgerät (Airflow, Perioflow).
Politur und Fluoridierung / Mineralisierung
Nach der Reinigung ist in der Regel die Zahnpolitur an der Reihe. Dabei werden mithilfe von Polierbürsten und -pasten unebene bzw. raue Stellen geglättet, sodass Bakterien weniger gut an den Zahnoberflächen haften können und die Neubildung von Belägen erschwert wird. Eine anschließende Mineralisierung der Zähne, zum Beispiel mit Fluorid- oder Chlorhexidinlacken, die je nach Indikation und individuellem Risiko erfolgt, bietet zusätzlichen Schutz vor Verfärbungen sowie Zahn- und Zahnfleischerkrankungen.
Tipps und Tricks für die richtige Zahnpflege
Damit man auch zu Hause bestmöglich für eine gute Mundhygiene sorgen kann, gehört zu einer professionelle Zahnreinigung häufig auch eine abschließende Mundhygiene-Schulung. Dabei werden zentrale Fragen aus dem Bereich der häuslichen Zahnpflege beantwortet, zum Beispiel: Wie putze ich meine Zähne richtig? Wie verwende ich Zahnseide und Zahnzwischenraumbürsten? Wie setze ich Fluorid zu Hause ein?
Fragen Sie Ihren Zahnarzt oder Kieferorthopäden
Fragen Sie im Vorfeld am besten Ihren Zahnarzt oder Kieferorthopäden, welche Schritte die PZR umfassen wird. Denn in der Gebührenordnung der Zahnärzte wird die PZR über eine eigene Ziffer abgerechnet, worunter lediglich folgende Leistungen fallen:
- Entfernen der Beläge über und am Zahnfleischsaum
- Reinigung der Zahnzwischenräume
- Entfernen der Plaque
- Zahnpolitur
- Fluoridierungsmaßnahmen
Alle weiteren Maßnahmen wie die Beseitigung von Belägen unterhalb des Zahnfleischsaums, die Erstellung eines Mundhygiene-Status, eine entsprechende Mundhygiene-Schulung und vieles mehr werden über eigene Ziffern abgerechnet, häufig aber vom Zahnarzt oder Kieferorthopäden empfohlen.
Dauer und Häufigkeit einer PZR
Durchschnittlich dauert eine PZR ca. 60 Minuten. Trotzdem sollte man bedenken, dass die tatsächliche Behandlungsdauer von verschiedenen Faktoren abhängt, zum Beispiel vom individuellen Mundhygienestatus und dem Zustand von Zähnen und Zahnfleisch. Auch das Equipment, das zur Reinigung verwendet wird, kann sich auf die Behandlungszeit auswirken. Pauschal lässt sich die Dauer einer PZR also nicht bestimmen.
Das gilt übrigens auch für die Frequenz der Behandlung. Zwar werden professionelle Zahnreinigungen in der Regel ein- bis zweimal im Jahr durchgeführt, auch hier entscheidet am Ende aber die individuelle Mundsituation, das persönliche Karies- und Parodontitisrisiko und weitere Faktoren, die sich auf die Zahngesundheit auswirken können, wie Allgemeinerkrankungen oder Stress.
Kosten einer PZR
Eine professionelle Zahnreinigung gehört grundsätzlich nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen, d. h., sie ist eine Privatleistung. Die Kosten für eine professionelle Zahnreinigung sind dabei sehr unterschiedlich. Durchschnittlich liegen sie zwischen 80 und 120 Euro, doch wie tief der Patient am Ende tatsächlich in die Tasche greifen muss, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Hierzu zählen zum Beispiel Umfang und Schwierigkeitsgrad der Behandlung, die verwendeten Instrumente und Werkstoffe sowie die Qualifikation der behandelnden Fachkraft.
Mittlerweile ist es so, dass einige gesetzliche Krankenkassen die professionelle Zahnreinigung im Rahmen der Prävention zumindest anteilig übernehmen. Fragen Sie also am besten Ihre Krankenkasse nach einer möglichen Bezuschussung.
Bei Privatversicherungen und Zahnzusatzversicherungen gilt wie immer: vorab den Tarif prüfen.
Als prophylaktische zahnärztliche Leistungen sind professionelle Zahnreinigungen beihilfefähig.
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