Mithilfe eines intraoralen Scans können Zahnmediziner den Kiefer detailgetreu darstellen. Dabei werden zum Beispiel Zahnlücken oder Kieferfehlstellungen sichtbar. Der intraorale Scan unterstützt die Zahntechniker bei der Erstellung von Zahnersatzteilen und Zahnspangen.
Dr. Bergen Pak von der Praxis am Kureck in Wiesbaden erklärt, wie das funktioniert.
Wie funktioniert der intraorale Scanner?
Die klassische Variante der Modellierung ist vielen Zahnarztbesuchern leidlich bekannt: Mit Hilfe von Abformmaterial und -löffel wird je ein Abdruck des Ober- und Unterkiefers genommen und anschließend mit einem weiteren Material (z.B. Gips) ausgegossen, um ein aussagekräftiges Modell zu erhalten.
Wie arbeitet ein Intraoral Scanner?
Der intraorale Scan bietet nun eine neue, digitale Lösung für die Erstellung eines solchen
Modells. Bei dieser Methode wird ein Scanner an den Zähnen des Patienten entlang bewegt, der dabei mittels Laserstrahl berührungslos je nach Version entweder einzelne Fotos oder ein Video des Mundraumes erstellt. Aus den dabei gewonnenen Daten berechnet ein Computer dann ein vollständiges 3D-Modell.
Was geschieht mit dem Modell?
Anschließend wird das entstandene 3D-Modell elektronisch direkt zur Weiterverarbeitung an ein zahnmedizinisches Labor übermittelt. Dort erstellen Zahntechniker dann passgenaue Zahnersatzteile. Außerdem kann an dieser Stelle bei Bedarf Diagnostiksoftware eingesetzt werden.
Technik
Nach mehr als 30 Jahren der Entwicklung sind die Ergebnisse intraoraler Scanner inzwischen sehr genau. Zudem gibt es viele unterschiedliche Geräte, aus denen die Praxen das für sie passende wählen können. Unterschieden wird zum Beispiel zwischen Foto- oder Videoaufnahmen sowie ein- oder mehrfarbigen Scans. Differenzen gibt es außerdem in der Art der Aufnahme: Am häufigsten werden die Bilder mit dem Streifenlichtmuster erstellt, das auf die Zähne projiziert wird. Durch das zurückgeworfene Licht kann das 3D-Bild errechnet werden. Abhängig vom Gerät werden die Zähne vorher mit einem Titandioxidpulver bepudert, damit sie eine matte Oberfläche erhalten und so die Aufnahmen verbessert werden.
Vorteile des intraoralen Scans
Der intraorale Scan stellt einen Schritt in Richtung digitaler Workflow dar. Die Zukunft der Zahnmedizin wird geprägt sein von digitalen Scans und Modellen und dadurch schnellerer Weiterverarbeitung von Informationen. Gegenüber herkömmlichen Verfahren bringt der digitale Scan natürliche viele Vorteile mit sich. Die wichtigsten davon sind:
- Wohlbefinden des Patienten: Während die Patienten bei der klassischen Abdrucknahme oft mit Atemschwierigkeiten oder einem Würgereiz zu kämpfen haben, bleiben diese Beschwerden bei der neuen Methode aus. Das Gerät ist nur etwa stiftgroß und beeinträchtigt den Patienten während der Aufnahme kaum.
- Geschwindigkeit: Der Scan dauert etwa eineinhalb bis zwei Minuten. Auch, wenn es streng genommen nicht viel schneller vonstatten geht als bei der herkömmlichen Vorgehensweise, muss anschließend das Modell nicht erst gegossen werden. Stattdessen ist es am Computer sofort verfügbar. Hier liegt der entscheidende Zeitgewinn.
- Korrekturen: Falls notwendig, kann der Zahnarzt direkt Änderungen am Computermodell vornehmen. Auch fehlerhafte Scans können ggf. sofort korrigiert werden – das gilt auch für den Fall, dass einzelne Stellen der Aufnahme ungenau erscheinen.
- Nachhaltigkeit: Ein weiterer Vorteil ist die einfache Möglichkeit der Archivierung. Die Aufnahmen können digital gespeichert werden. So fällt kein Müll an, die Methode ist umweltfreundlich und ressourcenschonend.
Nachteile des intraoralen Scans
Neben den vielen Vorteilen gibt es auch einige Nachteile beim Gebrauch des intraoralen Scanners:
- Handhabung: Der Umgang mit dem Gerät muss zunächst von den Fachkräften erlernt werden. Das nimmt einige Zeit in Anspruch. Für Schulungen für die Mitarbeiter fallen zusätzliche Kosten an.
- Kosten: Der Scanner ist teuer in der Anschaffung. Bei einigen Systemen ist zudem für jeden durchgeführten Scan eine Gebühr zu entrichten. So ist es auch eine finanzielle Frage für die Zahnärzte, ob sie einen intraoralen Scan anbieten wollen.
- Noch nicht der Standard: Trotz der genannten Vorteile ist der intraorale Scan heute somit noch nicht der Standard. Im Blick auf die zunehmende Digitalisierung auch in der Zahnmedizin ist ein flächendeckender Einsatz des intraoralen Scans zukünftig jedoch zu erwarten.
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