Zahnlücken sehen oft nicht gut aus und verursachen durch den ungleichmäßigen Biss zusätzlich ungesunde Fehlstellungen. Zahnimplantaten können fehlende Zähne im Mund ersetzen. Das Implantat selbst ist eine Art künstliche Zahnwurzel aus Titan, die operativ in den Kiefer eingesetzt wird. Nach der Einheilphase wird auf darauf der Zahnersatz (die Krone) gesetzt. Der künstliche Zahn ist äußerlich nicht von seinen natürlichen Nachbarn zu unterscheiden, er lässt sich ohne Einschränkungen benutzen, außerdem muss -im Gegensatz zu einer Brücke– vor dem Einsetzen kein gesunder Nachbarzahn angeschliffen werden. Soviel zu den Vorteilen. Doch welche Risiken bringt das Setzen von Zahnimplantaten mit sich?
Dr. Bergen Pak von der Praxis am Kureck in Wiesbaden informiert.
Risiken während der Behandlung
Jeder operative Eingriff bringt Risiken mit sich, da ist eine Implantation keine Ausnahme. So besteht zum Beispiel das Risiko, dass Sie das Betäubungsmittel nicht vertragen oder Nebenwirkungen auftreten. Zu den häufigsten Nebenwirkung zählen zum Beispiel vorübergehende Schmerzen an der Einstichstelle der Betäubungsspritze. Möglich ist auch eine lokale Infektion, die durch ein gutes Immunsystem jedoch in der Regel abgewehrt wird. Sehr selten kann auch ein lang anhaltendes Taubheitsgefühl im Unterkiefer auftreten. Symptome einer allergischen Reaktion sind zum Beispiel Übelkeit, Juckreiz oder Herzrasen.
Störung des Knochenstoffwechsels
Durch die Operation kann es zu Störungen im Bereich der Kieferknochen kommen: zu hoher Druck beim Bohren führt zu Knochenabbau oder in seltenen Fällen gar zum Kieferbruch. Außerdem besteht bei jeder Operation das Risiko einer Wundinfektion. Als Folge heilt das Implantat nicht richtig ein und die Behandlung muss wiederholt werden. Wenn zuviel Knochen verloren geht, muss der Knochen zunächst einmal wieder aufgebaut werden. Der Zahnarzt verwendet dazu in der Regel Proteine aus Schweine- oder Rinderknochen. Für vegan lebende Patienten gibt es mittlerweile eine Reihe von Alternativen. So kann der Chirurg direkt bei der Präparation Knochenmehl bzw. -späne sammeln, er kann auch einen Eigenknochen-Block aus dem Unterkiefer entnehmen. Mögliche sind auch pflanzliche Knochenersatzmaterial aus Algen.
Verletzungen des umliegenden Gewebes
Um ein Implantat setzen zu können, muss der Zahnarzt in den Kiefer bohren. Dabei könnten zum Beispiel nebenstehende Zähne oder Zahnwurzeln verletzt werden. Bei einer Implantation im seitlichen Unterkiefer besteht zudem das Risiko, dass der Zahnarzt zu tief bohrt und einen zentralen Nerv verletzt. Das würde zu einem Taubheitsgefühl im Bereich der Unterlippe und des Kinns führen.
Bei einer Implantation im Oberkiefer muss der Zahnarzt darauf achten, nicht bis zur Kieferhöhle durchzubohren. Das hätte unter Umständen eine Infektion der Kieferhöhle zur Folge. Außerdem erhöht es die Wahrscheinlichkeit, dass das Implantat nicht fest genug sitzt.
Implantat kann nicht fest eingesetzt werden
Für eine gute Wundheilung ist es wichtig, dass das Implantat fest in den Kieferknochen eingesetzt werden kann. Wenn es verrutscht, besteht die Gefahr, dass es schief mit dem Kiefer verwächst. Wenn nicht genug Platz für das Implantat vorhanden ist, muss zunächst ein Sinuslift durchgeführt werden: Dabei wird die Kieferhöhlenschleimhaut angehoben, um mehr Platz für das Implantat zu schaffen. Wenn nötig, wird der so entstehende Raum auch noch mit Knochenersatzmaterial aufgefüllt. Das schafft zusätzliche Stabilität für das Implantat.
Vorerkrankungen
Krankheiten wie Diabetes oder Bluthochdruck verlangsamen die Wundheilung und gelten bei einer Implantation als Risikofaktor. Es sind jedoch keine Nachteile zu befürchten, solange Sie Ihre Erkrankung medikamentös gut im Griff haben.
Periimplantitis
Bakterien in unserem Mund ernähren sich von Nahrungsresten und Speichel und scheiden Giftstoffe aus, die Zahn und Zahnfleisch angreifen und eine Entzündung verursachen. Analog zur Parodontitis kanns sich dadurch um das Implantat eine Periimplantitis bilden. Die Ursachen liegen oft in mangelnder Mundhygiene oder Immunschwäche durch andere Erkrankungen. In der Folge lockert sich das Implantat und fällt im schlimmsten Fall aus. Der Periimplantitis können Sie durch eine gute Zahnpflege und die regelmäßige Kontrolle durch Ihren Zahnarzt aber zuverlässig vorbeugen.
Risiken vorbeugen
Zugegeben, die Liste der Risiken macht nicht gerade Lust auf Implantate. Aber es gibt Wege, um die Risiken deutlich zu minimieren. Am hilfreichsten ist dafür die 3D-geführte Implantation. Dabei wird zunächst mittels Digitalem Volumentomograph (DVT) und intraoralem Scan die Anatomie des Mundraums digital dargestellt. Darauf sind dann zum Beispiel die Knochendicke und -breite ganz genau zu erkennen.
Auf dieser Grundlage können die Zahntechniker eine Bohrschablone erstellen. Die Schablone führt dann jede nötige Bohrung während der Implantation und verhindert so zum Beispiel, dass schräg gebohrt wird. Auch die Bohrer die zu verwenden sind werden vom Computer in passender Länge vorgegeben, sodass nicht versehentlich zu tief gebohrt werden kann. Gegenüber der Freihand-Implantation bietet die 3D-geführte Implantation also deutliche Vorteile und ein Mehr an Sicherheit.
Wenn Sie auf Nummer Sicher gehen wollen, lassen Sie sich von einem spezialisierten Implantologen behandeln. Fragen Sie ruhig nach, welche Methoden er verwendet und wie er den genannten Risiken vorbeugt. So erhöhen Sie ihr persönliches Sicherheitsgefühl und verringern die Gefahr, dass Nebenwirkungen der Implantation bei Ihnen auftreten.
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