Als “unsichtbare” Zahnspangen werden all diejenigen Zahnspangen bezeichnet, die für den Betrachter nicht oder nur bei genauerem Hinsehen erkennbar sind. Dazu gehören zum einen innen liegende Zahnspangen (Lingualbrackets), zum anderen transparente Kunststoffschienen, sogenannte Aligner.
Unsichtbare Zahnspangen erfreuen sich großer Beliebtheit. Vor allem erwachsene Patienten greifen immer häufiger auf die transparenten Schienen oder auf innen liegende Brackets zurück, um die Zahnkorrektur unauffällig in ihr Berufs- und Privatleben zu integrieren. Dabei haben die modernen Behandlungsapparaturen aber nicht nur einen ästhetischen Vorteil, auch ihre Leistung ist – zumindest bei der Lingualtechnik – vergleichbar mit der von klassischen Zahnspangen. Am Ende muss jedoch immer individuell entschieden werden, welche Behandlungsform den besten Erfolg verspricht.
Lingualtechnik / innen liegende Zahnspangen
Wie bei herkömmlichen festen Zahnspangen wird auch bei der Lingualtechnik mit Brackets und Bögen gearbeitet. Anders aber als bei den klassischen, labial, d. h. zur Lippe hin ausgerichteten Apparaturen werden bei der Lingualtechnik die Brackets und Bögen auf der Zahninnenseite befestigt, d. h. lingual, zur Zunge gewandt.
Bessere Ästhetik – breiter Anwendungsbereich
Innen liegende Zahnspangen unterscheiden sich weniger im Indikations- bzw. Anwendungsbereich von klassischen Zahnspangen als in ihrer Ästhetik. Nur wenn man den Mund ganz weit öffnet, sind auch die Lingualbrackets sichtbar. Geeignet sind sie für nahezu jede Art von Fehlstellung – und das sowohl bei Jugendlichen als auch Erwachsenen. So kommen Lingualbrackets zum Beispiel bei der Behandlung von Drehständen oder bei Wurzelkippungen zum Einsatz.
Größerer zeitlicher, technischer und finanzieller Aufwand
Ein großer Unterschied zu herkömmlichen festen Zahnspangen besteht allerdings hinsichtlich des zeitlichen und technischen Aufwands. Das liegt vor allem daran, dass die Flächen der Zahninnenseite deutlich schlechter zu erreichen sind als die der Zahnaußenseite. Hinzu kommt, dass die Brackets auf der Innenseite der Zähne näher aneinander liegen und beim Kleben einige Besonderheiten beachtet werden müssen. Das macht die Befestigung der Zahnspange sowohl zeitlich und technisch als auch finanziell aufwendiger.
Einschränkungen beim Sprechen – längere Eingewöhnungszeit
Auch wenn innen liegende Zahnspangen den herkömmlichen festen Apparaturen ästhetisch überlegen sind – was die Aussprache angeht, schneiden sie schlechter ab. Das hat mit der Position der Brackets zu tun, die an der Zahninnenseite liegend die Bewegung der Zunge beeinträchtigen. Die Folge sind Artikulationsschwierigkeiten, vor allem in der Anfangszeit der Behandlung. Patienten müssen sich die richtige Aussprache häufig erst wieder beibringen. Die Eingewöhnungszeit bei innenliegenden Zahnspangen ist daher meist länger als bei gewöhnlichen festen Zahnspangen.
Was man beim Essen, bei der Reinigung und beim Sport beachten sollte
Leichte Einschränkungen entstehen bei Lingualbrackets auch in Sachen Essen, Reinigung und Sport. Wie bei klassischen festen Zahnspangen sollte man möglichst auf klebrige oder faserige Lebensmittel verzichten und Hartes lieber in kleine Stücke teilen. Das gilt vor allem dann, wenn man nicht allzu lange mit der Reinigung seiner Zähne und Zahnspange beschäftigt sein möchte oder generell dazu neigt, etwas nachlässiger zu sein. Insbesondere Lingualbrackets sind im Gegensatz zu herkömmlichen festen Zahnspangen etwas schwieriger zu reinigen, da die Brackets näher aneinander liegen und vergleichsweise schwer zugänglich sind.
Sport mit Lingualbrackets ist zwar ohne Weiteres möglich, doch man sollte durchaus etwas vorsichtiger sein und insbesondere bei Kontaktsportarten einen Mundschutz tragen. Andernfalls kann es passieren, dass man auf die Apparatur aufbeißt und so möglicherweise ein oder mehrere Brackets verliert.
Aligner / Korrekturschienen
Aligner sind transparente Kunststoffschienen, die über die Zähne gestülpt werden. Jeder Patient erhält dabei ein Set aus mehreren Schienen, die alle ein bis zwei Wochen gewechselt werden. Die einzelnen Schienen werden dabei auf Grundlage einer umfassenden Diagnostik und Therapieplanung angefertigt und haben jeweils unterschiedliche Passformen, sodass die Zähne schrittweise in die richtige Position bewegt werden.
Essen, Reinigung, Sport: Aligner sind besonders alltagstauglich
Aligner haben den Vorteil, dass sie beim Essen, bei der Reinigung und ggf. beim Sport herausgenommen werden können. Das macht die transparenten Schienen besonders alltagstauglich und leicht zu handhaben.
Für die Reinigung braucht man noch nicht mehr als eine Zahnbürste, denn es ist vollkommen ausreichend, die Schienen unter kaltem oder lauwarmem Wasser (Achtung: niemals heißes oder kochendes Wasser!) zu putzen und auszuspülen. Wer zusätzlich Zahnpasta verwenden möchte, sollte bedenken, dass die enthaltenen Schleifkörper den Kunststoff anrauen können. Ein medizinisches Problem ist das zwar nicht, zumal die Schienen ohnehin alle ein bis zwei Wochen gewechselt werden. Doch ein angerauter Kunststoff lässt die Korrekturschienen trüb werden.
Beim Sport wiederum entpuppen sich die Kunststoffschienen als echtes Multitalent. Denn nicht nur, dass sie während des Sports getragen werden können – sie wirken dabei sogar noch stabilisierend, ähnlich wie ein Mundschutz. So wird der bei einem Aufprall entstehende Druck abgefedert und auf den kompletten Kiefer verteilt. Das mindert die Gefahr für Zahnunfälle – wenngleich man Zusammenstöße selbstverständlich nicht herausfordern und insbesondere bei Kontaktsportarten wie Boxen oder Fußball über einen Mundschutz nachdenken sollte.
Aligner auf Mitarbeit des Patienten angewiesen
Wie bei allen herausnehmbaren Zahnspangen ist auch der Behandlungserfolg einer Aligner-Therapie auf die Mitarbeit des Patienten angewiesen. Nur wenn die Schienen konsequent und ausreichend lange getragen werden, können sie das gewünschte Ergebnis erzielen. Das bedeutet konkret: mindestens 20 bis 22 Stunden am Tag.
Nur für leichte bis mittlere Fehlstellungen geeignet
Anders als Lingualbrackets lassen sich durch Aligner ausschließlich leichte bis mittlere Fehlstellungen korrigieren. Dazu gehören zum Beispiel kleine Zahnlücken im oberen Frontzahnbereich. Der Grund hierfür ist, dass sich auch mit Alignern hauptsächlich die Zahnkronen, nicht aber die Zahnwurzeln bewegen lassen. Das erhöht schließlich auch das Risiko eines Rezidivs, sodass sich in jedem Fall eine anschließende Haltephase mit einem Retainer empfiehlt.
Vorsicht bei externen Anbietern und Alignern aus dem Internet
Aligner werden heute vielfach im Internet und ohne vorherige kieferorthopädische Untersuchung angeboten. Notwendig ist lediglich ein Abdruck oder Scan, auf dessen Basis die Anfertigung der Schienen erfolgt. Das spart dem Patienten zwar Zeit und Kosten, trotzdem aber ist von solchen Angeboten dringend abzuraten. Denn ob eine Aligner-Therapie für jemanden überhaupt geeignet ist, kann nur ein Spezialist beurteilen. Hinzu kommt, dass eine kieferorthopädische Behandlung in jedem Fall regelmäßig kontrolliert werden sollte – auch das aber ist bei externen Anbietern nicht gewährleistet.
Behandlungsdauer bei unsichtbaren Zahnspangen
Wie auch bei herkömmlichen festen Zahnspangen und bei klassischen herausnehmbaren Apparaturen hängt die Behandlungszeit unsichtbarer Zahnspangen von vielen verschiedenen Faktoren ab und ist daher je nach Patient unterschiedlich. Da ist zum einen der Schweregrad der Fehlstellung, der darüber entscheidet, wie lange man Aligner oder Lingualbrackets tragen muss, aber auch die Art der Apparatur selbst spielt für die Behandlungsdauer eine Rolle.
Grundsätzlich kann man sagen, dass eine kieferorthopädische Behandlung bei komplexen Fällen und mit den heutigen technischen Möglichkeiten durchschnittlich 12 bis 18 Monate dauert.
In jedem Fall sollte man regelmäßig zur Kontrolle gehen, d. h. je nach Behandlungsphase alle ein bis drei Monate. So können zum Beispiel defekte Teile frühzeitig ausgetauscht werden – und auch das wirkt sich am Ende auf Behandlungserfolg und -dauer aus.
Kosten unsichtbarer Zahnspangen
Kieferorthopädische Behandlungen werden nicht in jedem Fall von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Stattdessen ist die Kostenerstattung an verschiedene Bedingungen geknüpft. Dazu gehören zum Beispiel das Alter des Patienten, der Schweregrad der Fehlstellung, aber auch die Art der Behandlungsmethode. So werden moderne Apparaturen wie unsichtbare Zahnspangen in der Regel nicht oder lediglich anteilig von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
GKV übernehmen unsichtbare Zahnspangen in der Regel nicht
Aliger etwa gehören nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkasse und müssen daher voll und ganz vom Patienten getragen werden. Das kann selbst bei einer kurzen Behandlungsdauer von sechs Monaten schon einmal um die 1.500 Euro kosten.
Innenliegende Apparaturen dagegen werden bei Patienten unter 18 Jahren mit entsprechendem Schweregrad und je nach Bundesland durchaus als Basisleistung übernommen. Die restlichen Kosten dagegen muss der Patient als Mehrleistung selbst tragen.
Zahnspangen bei erwachsenen Patienten Privatleistung
Bei Patienten über 18 Jahren können kieferorthopädische Behandlungen in der Regel nicht über die gesetzliche Krankenkasse abgerechnet werden. Nur in Ausnahmefällen kommt die Versicherung für die Behandlung auf, d. h. wenn eine kombiniert kieferorthopädisch-kieferchirurgische Therapie notwendig ist.
Bei Privat- und Zusatzversicherungen entscheidet der Tarif
Sind Sie privat versichert, sollte die Kostenerstattung für unsichtbare Zahnspangen weniger Probleme bereiten. Prüfen Sie jedoch im Vorfeld unbedingt Ihren Tarif, denn der entscheidet am Ende darüber, ob, in welcher Höhe und für welche kieferorthopädischen Behandlungsformen die Versicherung aufkommt. Bei Zusatzversicherungen spielt neben dem Tarif außerdem der Zeitpunkt des Vertragsabschlusses eine Rolle – und der darf in keinem Fall erst nach dem Besuch beim Kieferorthopäden bzw. nach der Diagnose einer behandlungsbedürftigen Fehlstellung erfolgen.
Teilerstattungen bei Beihilfepatienten unter 18 Jahren möglich
Bei Beihilfepatienten unter 18 Jahren hängt die Kostenerstattung für unsichtbare Zahnspangen von der jeweiligen Beihilfeordnung ab, wobei es sich grundsätzlich um Teil- und nicht um Vollerstattungen handelt. Kosten für eine Therapie mit Alignern werden dabei durchaus anteilig übernommen. Erwachsene Patienten dagegen müssen auch hier in der Regel selbst für die Behandlungskosten aufkommen.
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