Ob alternde Füllungen oder einfach der Wunsch nach verträglicheren Werkstoffen: Der Grund für eine Sanierung von Zahnmetallen kann von Patient zu Patient unterschiedlich sein. Vor allem die Entfernung von Amalgam ist dabei nicht ganz einfach, schließlich enthält das bekannte Füllmaterial das Schwermetall Quecksilber.
Was ist Amalgam?
Amalgam ist eine Legierung, das heißt: eine Zusammensetzung unterschiedlicher Metalle. In Europa wurde es schon im 19. Jahrhundert zur Behandlung von Kariesdefekten verwendet und war lange Zeit das Füllmaterial schlechthin. Während man damals vor allem sogenanntes Kupferamalgam verarbeitet hat, kommt heute in der Regel Silberamalgam zum Einsatz. Es wird auch als Non-Grammar-2-Phasen-Silberamalgam bezeichnet. Silberamalgam besteht in der Regel aus Silber, Kupfer, Zink, Zinn und Quecksilber.
Herstellung und Aufbewahrung von Amalgam
Amalgam wird üblicherweise erst kurz vor der Behandlung in einem speziell dafür vorgesehen Gerät hergestellt. Dabei wird ein Metallgemisch in Pulverform mit flüssigem Quecksilber vermengt und die pastenartige Masse direkt in die Kavität gegeben. Sie härtet nach einigen Minuten vollständig aus. Aufbewahrt werden Metallpulver und Quecksilber heute meist in Kapseln, in denen sie durch eine Membran getrennt sind. Beim Mischen der Bestandteile wird die Membran aufgelöst.
Vor- und Nachteile von Amalgam
Amalgam hat durch seine silberne Farbe zwar einen ästhetischen Nachteil gegenüber anderen Materialien wie Zement, Kunststoff oder Keramik. Doch der Werkstoff ist, anders als zum Beispiel Glasionomerzement, besonders belastbar und daher auch für den Seitenzahnbereich bzw. die Restauration der Kauflächen geeignet. Er lässt sich leicht verarbeiten und härtet schon nach kurzer Zeit aus. Hinzu kommt, dass Amalgam in der Regel von den Krankenkassen bezahlt wird.
Trotzdem aber ist Amalgam aus medizinischer Sicht nicht zwangsläufig die beste Wahl. Wenn man sich für eine Amalgamfüllung entscheidet, sollte man wissen, dass Amalgam keine Verbindung mit unserer Zahnhartsubstanz eingeht. Damit die Füllung hält, muss stattdessen ein Unterschnitt (Retention) gesetzt werden, bei dem mehr gesunde Zahnhartsubstanz verloren geht als bei anderen Füllungsmaterialien. Außerdem kann es vorkommen, dass die Füllung sich mit der Zeit ausdehnt und den Zahn schädigt. Es können Risse entstehen oder Teile des Zahns abbrechen. In diesem Fall steigt das Risiko für Karies.
Gesundheitliche Folgen von Amalgam
Andererseits ist auch die Zusammensetzung von Amalgam selbst nicht ganz unproblematisch. So steht Amalgam schon lange in der Kritik, weil es das für Menschen hochgiftige Quecksilber enthält. Seit Juli 2018 ist es bei Kindern und Schwangeren nur noch in Ausnahmefällen erlaubt.
Da Füllungen irgendwann altern und ihre Struktur verlieren, können Bestandteile des Amalgams und damit auch Quecksilber in unseren Organismus gelangen. Vor allem aber durch das Zusammenspiel mehrerer verschiedener Legierungen in unserem Mund und den dadurch entstehenden Batterieeffekt werden vermehrt Metallionen freigesetzt. Diese Metallbestandteile sind ein potenzieller Reizfaktor für unseren Organismus, der Unverträglichkeitsreaktionen auslösen und allgemeingesundheitliche Probleme begünstigen kann.
Amalgam nicht per se gefährlich
Die Betonung liegt dabei jedoch auf dem Wort “potenziell”, denn letztendlich hängt eine Metallunverträglichkeit immer von der individuellen Empfindlichkeit des Patienten ab. Auch die WHO stuft Amalgam als grundsätzlich unbedenklich ein, weist aber darauf hin, dass es vereinzelt zu lokalen Nebenwirkungen oder allergischen Reaktionen kommen kann.
Was ist eine Amalgamsanierung?
Eine Amalgamsanierung beschreibt die Entfernung vorhandener Amalgamfüllungen und den Austausch dieser Füllungen durch meist metallfreie Alternativen. Die Gründe für eine Amalgamsanierung können dabei unterschiedlich sein. Oft entscheiden sich Patienten für die Behandlung, weil sie grundsätzlich auf metallfreie, bioverträgliche Alternativen wie Keramik umsteigen möchten oder weil ihre alten Amalgamfüllungen beschädigt sind. Bei anderen wiederum sind es Unverträglichkeiten, die eine Amalgamsanierung notwendig machen. Und wieder andere möchten ihre Amalgamfüllungen durch zahnfarbene, ästhetischere Lösungen ersetzen.
Ablauf einer Amalgamsanierung
Weil Amalgam Quecksilber enthält, ist bei einer Amalgamsanierung besondere Vorsicht geboten. Einfach herausgebohrt werden können die alten Füllungen nicht, denn so besteht die Gefahr, dass vermehrt Quecksilber in den Körper gelangt. Stattdessen werden bei einer Amalgamsanierung spezielle Fräsen eingesetzt, die die Füllung herausschneiden, und zwar in möglichst großen Stücken. Die Umdrehungszahl der Fräsen ist dabei deutlich geringer als bei konventionellen Bohrern. Dadurch werden weniger Staub, Fragmente und Späne freigesetzt und der Körper vor einer zu hohen Quecksilberbelastung geschützt.
Amalgamsanierung mit Kofferdam
Die freigesetzten Späne müssen durch spezielle Sauger abgeleitet werden. Zusätzlich empfiehlt sich ein sogenannter Kofferdam. Dabei handelt es sich um ein Spanntuch, das den Behandlungsbereich vom Rest den Mundes abgrenzt und so vor Partikeln und Dämpfen schützt.
Metallhaltige und metallfreie Füllungen
Wurde das Amalgam entfernt, schaut der Zahnarzt, ob sich unter der Amalgamfüllung Karies gebildet hat. Eventuelle Kariesdefekte werden anschließend entfernt und eine zunächst neutrale provisorische Füllung aus Stein oder Zement in die sanierten Zähne eingesetzt. Nach einiger Zeit erhält der Zahn seine endgültige Füllung. Hier hat der Patient die Wahl zwischen Materialien wie Gold, Keramik oder Kunststoff.
Ausleitungstherapie
Die Amalgamentfernung kann im Übrigen durch eine sogenannte Ausleitungstherapie, begleitet werden, denn Quecksilber verbleibt bis zu 20 Jahre in unserem Körper. Diese Ausleitungstherapie besteht zum Beispiel aus Nahrungsergänzungsmitteln oder der Einnahme von Vitaminen und Mineralstoffen. Dadurch soll die Ausleitung des Quecksilbers aus unserem Organismus unterstützt werden.
Risiken einer Amalgamsanierung
Eine Amalgamsanierung ist mit einigen Risiken verbunden. So entstehen bei unsachgemäßer Entfernung des Amalgams vermehrt giftige Quecksilberdämpfe und Partikel. Sie können ohne die richtigen Schutzmaßnahmen in unseren Körper gelangen und dort zu einer erhöhten Quecksilberkonzentration führen. Spezielle Fräsen, Sauger und Kofferdam sind daher für eine professionelle Amalgamentfernung genauso wichtig wie ein erfahrener und im besten Fall spezialisierter Zahnarzt.
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