Zahnmetalle werden schon seit langer Zeit verwendet, allen voran Amalgam – eine Legierung bzw. Mischung, die u. a. Schwermetalle wie Quecksilber enthält. Noch heute wird es vereinzelt als Füllmaterial eingesetzt. Doch wie schädlich sind solche Zahnmetalle für unseren Körper? Schließlich müssen einige von ihnen sogar über den Sondermüll entsorgt werden.
Metalle in unserem Körper
Metalle sind für unseren Körper nicht per se schädlich. Im Gegenteil: Es gibt sogar Metalle wie Eisen oder Magnesium, die in geringer Konzentration ganz natürlich in unserem Körper vorkommen und für die biochemischen Prozesse in unserem Organismus, sprich: für unseren Stoffwechsel benötigt werden. Man könnte auch sagen, Metalle wie Eisen und Magnesium halten unsere Körperfunktion aufrecht. Sie sind daher essenziell für uns.
Anders sieht es dagegen mit Metallen wie Titan oder Quecksilber aus. Sie befinden sich nicht von Natur aus in unserem Organismus, sondern gelangen über unterschiedliche Wege in unseren Körper. Wir atmen sie ein, nehmen sie über die Nahrung oder über die Haut auf – und wir kommen mit ihnen in Kontakt, wenn sie aus medizinischen Gründen in den Körper eingesetzt werden. Je nachdem, wie empfindlich ein Mensch ist, und je nachdem in welcher Konzentration sich solche nicht essenziellen Metalle den Weg in unseren Körper bahnen, können sie sich auch auf unsere Gesundheit auswirken.
Metalle in der Zahnarztpraxis
Wir alle kennen Metalle besonders aus der Zahnarztpraxis, denn hier werden sie aufgrund ihrer außerordentlichen Belastbarkeit gerne zur Herstellung von Zahnersatz, Füllungen oder Zahnspangen verwendet. In der Regel handelt es sich bei Zahnmetallen jedoch nicht um reine Metalle, sondern um sogenannte Legierungen, d. h. um eine Zusammensetzung unterschiedlicher Metalle wie Eisen, Chrom, Indium, Molybdän, Nickel, Palladium oder Gallium. So kann zum Beispiel ein Zahn nicht mit reinem Gold gefüllt werden, denn das wäre viel zu weich und würde dem Kaudruck nicht standhalten. Eine Ausnahme ist dagegen Titan, das nicht nur als Bestandteil von Dentallegierungen verwendet wird, sondern vor allem in der Implantologie auch in seiner Reinform zum Einsatz kommt.
Abrieb und Korrosion als Hauptproblem
Titan gilt als besonders verträglich. In diesem Fall spricht man in Fachkreisen auch von Biokompatibilität. Doch wie alle Metalle, die in unseren Mund eingesetzt werden, ist und bleibt auch Titan ein Fremdkörper und damit ein potenzieller Reizfaktor für unseren Organismus. Warum ist das so?
Jeder dentale Werkstoff, der sich in unserem Körper befindet, setzt früher oder später Bestandteile frei. Das passiert einerseits durch Korrosion bzw. Oxidation, wobei jede Legierung ein anderes Korrosionsverhalten hat – abhängig von Faktoren wie der Zusammensetzung, Verarbeitung, Oberflächenstruktur und Umgebung. Andererseits führt auch die tägliche Belastung durch Kauen, Lebensmittel und Getränke dazu, dass Metallionen in den Speichel sowie das umliegende Gewebe und dadurch wiederum in andere Regionen unseres Körpers gelangen.
Bei verschiedenen Legierungen Batterieeffekt möglich
Verstärken kann sich die Freisetzung von Metallbestandteilen sogar noch, wenn mehrere verschiedene Legierungen aufeinandertreffen. Hier entsteht ein sogenannter Batterieeffekt, indem von der unedleren zur edleren Legierung hin Strom fließt. Möglich macht es unser Speichel, der dank der enthaltenen Salze wie ein Elektrolyt funktioniert. Bei dem galvanischen Vorgang lösen sich vermehrt Ionen aus dem unedleren Metall heraus und wandern zum edleren Metall. Dabei lassen sich teilweise höhere Stromwerte messen, als bei Gehirn- und Nervenaktivität entstehen.
Zahnmetalle – eine Belastung für den Körper
Man kann sich vorstellen, dass mit steigender Anzahl von Metallionen auch die Metallbelastung in unserem Organismus zunimmt. Auf diese Metallbelastung reagiert jeder Mensch unterschiedlich. Mögliche Sensibilisierungsreaktionen in der Mundhöhle sind zum Beispiel Mundtrockenheit, Zahnfleischbluten, Mundgeruch und Metallgeschmack. Hinzu kommt, dass Unverträglichkeiten mitunter auch Heilungsprozesse stören können. So lösen Zahnimplantate aus Titan bei einigen Patienten eine Entzündungsreaktion um den Implantathals herum aus (Periimplantitis), die das Verwachsen von Implantat und Kieferknochen verhindert bzw. erschwert.
Auswirkungen auf Mund- und Allgemeingesundheit
Aber auch für die Entstehung systemischer Erkrankungen sind Dentalmetalle ein Risiko, denn sie können über den Speichel verschluckt werden, durch die Mundschleimhaut in die Blutbahn gelangen, von dort aus bis in unsere Körperzellen vordringen und diese funktionell beeinträchtigen. Chronische Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen oder sogar Demenz sind nur einige von vielen möglichen Leiden, die durch Amalgam, Palladium und Co. begünstigt werden.
Nicht ohne Grund achten mehr und mehr Zahnmediziner darauf, möglichst verträgliche Alternativen wie Keramik anzubieten und das menschliche Gebiss in seinen Wechselwirkungen mit dem Gesamtorganismus zu sehen. Viele Zahnarztpraxen bieten mittlerweile Testverfahren an, um zumindest mögliche Unverträglichkeiten vor einer Behandlung auszuschließen. Auf der anderen Seite gibt es Metalle, auf die manche Behandler bewusst verzichten. Dazu gehört vor allem das bekannte Füllmaterial Amalgam.
Verzicht auf Dentalamalgam
Amalgam besteht aus Quecksilber, Kupfer, Zinn und Silber und wird als Material für Zahnfüllungen schon lange eingesetzt. Unter allen Werkstoffen ist es das am besten erforschte Material und dazu noch besonders haltbar und kostengünstig. Trotzdem gibt es aufgrund des enthaltenen Quecksilbers viele Amalgam-Gegner, denn auch das giftige Schwermetall kann durch Abrieb und Korrosion in unseren Körper gelangen. Nicht ohne Grund muss Amalgam auch aus umweltaspekten über den Sondermüll entsorgt werden. Seit dem 1. Juli 2018 ist es bei Kindern und Schwangeren europaweit nur noch in Ausnahmefällen zugelassen.
Alternativen zu Zahnmetallen
Wer grundsätzlich auf Metalle verzichten will, kann heute auf zahlreiche andere Materialien zurückgreifen. Besonders Keramik gilt als besonders verträglich bzw. biokompatibel und kommt unseren Zähnen auch optisch sehr nahe. Aber auch Zement und Kunststoffverbindungen sind im Rahmen der Füllungstherapie mittlerweile gang und gäbe. Nicht immer kommt die Krankenversicherung für die Kosten solcher Alternativen auf. Eine Beratung beim Zahnarzt zu den Vor- und Nachteilen von Keramik, Zement und Kunststoff sowie den Behandlungskosten lohnt sich trotzdem.
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