Was haben Zähne, Zahnfleisch und Kiefer mit Nackenschmerzen, Herz-Kreislauferkrankungen und chronischer Abwehrschwäche zu tun? Die Antwort: Sie können in einem Zusammenhang stehen.
Heute weiß man, dass orale Erkrankungen eine Reihe von (chronischen) Allgemeinerkrankungen auslösen können und umgekehrt. So steigt zum Beispiel das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, Schlaganfälle oder Frühgeburten bei vorhandener Parodontitis. Ist die Funktion des Kiefergelenks gestört, treten mitunter Nacken-, Rücken-, Kopfschmerzen oder Ohrgeräusche (Tinnitus) auf. Dentalmaterialien wiederum können der Auslöser für Müdigkeit oder eine geschwächte Abwehr sein, Entzündungen im Bereich der Zähne und Kiefer unsere Leistungsfähigkeit deutlich abschwächen.
Auf genau diesen Erkenntnissen baut die sogenannte “ganzheitliche Zahnmedizin” auf. Sie nimmt den Menschen als Ganzes in den Blick und betrachtet (Zahn-)Erkrankungen in ihrem Gesamtzusammenhang.
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Die Rolle der Allgemeinmedizin
Ganzheitliche Zahnmedizin sieht den Mundraum nicht isoliert vom restlichen Körper, sondern geht von einer wechselseitigen Beziehung aus. Damit spielt Allgemeinmedizin für ganzheitliche Zahnmedizin eine überaus wichtige Rolle – schließlich können Zusammenhänge zwischen Mundraum und Allgemeingesundheit ohne entsprechendes Wissen nicht erkannt und behandelt werden. Für Diagnose und Therapie ist ganzheitliche Zahnmedizin also auf Know-how aus Bereichen wie Immunologie, Orthopädie oder Psychologie angewiesen. Viele ganzheitlich praktizierende Zahnärzte haben daher ein Netzwerk aus Spezialisten unterschiedlicher Disziplinen aufgebaut, das nicht nur einen interdisziplinären Austausch untereinander ermöglicht, sondern auch die jeweilige Therapie einbezogen wird.
Umweltzahnmedizin: (Zahn-)Metalle im Fokus
Mittlerweile leidet ungefähr 40 Prozent der Bevölkerung unter Allergien. Diese Zahl ist nicht zuletzt für Zahnmediziner interessant, verwenden sie doch die unterschiedlichsten Materialien, die sofort mit unserer Mundschleimhaut in Kontakt kommen. Mögliche Folgen sind meist unspezifische Symptome wie Abwehrschwäche oder Müdigkeit, deren Ursache häufig unerkannt bleibt. Stark diskutiert werden in diesem Zusammenhang vor allem Zahnmetalle wie Amalgam. Aber auch Kunststoffe stehen mittlerweile in Verdacht, Unverträglichkeitsreaktionen auszulösen.
Das Thema Zahnmetalle zeigt: Wir stehen ständig mit unserer Umwelt in Kontakt. Alternativen zu Zahnmetallen und anderen Dentalmaterialien rücken daher immer stärker in den Fokus und sind Thema der Umweltzahnmedizin.
Ganzheitliche Zahnmedizin = Alternativmedizin?
Viele Patienten gehen davon aus, ganzheitliche Zahnmedizin sei gleichbedeutend mit Alternativmedizin bzw. nicht Schulmedizin. Ein Irrglaube. Ganzheitlich bedeutet zunächst einmal nur, den Menschen als Ganzes zu betrachten, Strukturen und Prozesse in einen Zusammenhang zu bringen und nicht zuletzt, den Körper durch biokompatible, verträgliche Materialien sowie schonende Verfahren vor Belastungen zu schützen.
Ganzheitliche Zahnmedizin arbeitet auch schulmedizinisch
Mit Alternativmedizin hat das also zunächst einmal nichts zu tun. Ganzheitliche Zahnmedizin greift stattdessen genauso auf schulmedizinische Verfahren zurück – schließlich haben sie einen entscheidenden Vorteil: Ihr Nutzen ist, anders als bei alternativmedizinische Lösungen, in der Regel wissenschaftlich gesichert und in Studien belegt. Dennoch können Verfahren aus Naturheilkunde und Biomedizin (z. B. Homöopathie, Akupunktur etc.) die Therapie unterstützen. Die Betonung liegt hier allerdings auf dem Wort “unterstützen”, denn ersetzen lässt sich eine schulmedizinische Behandlung durch solche Verfahren für gewöhnlich nicht.
Ganzheitliche Kieferorthopädie
Wie ganzheitlich arbeitende Zahnärzte gibt es mittlerweile auch einige kieferorthopädische Praxen, die einen systemischen Ansatz verfolgen. Zähne und Kiefer stehen hier nicht für sich im Fokus der Behandlung. Stattdessen werden genauso umliegende Muskel- und Gelenkstrukturen wie Gesichts- und Kaumuskulatur, Lippen, Zunge, Hals, Nacken oder Wirbelsäule berücksichtigt. Dabei geht es vor allem um wachstumsfördernde und -begleitende Maßnahmen, zu deren Zweck spezielle kieferorthopädische Apparaturen wie etwa der sogenannte “Bionator” entwickelt wurden. Auf die Entfernung gesunder Zähne wird im Rahmen der ganzheitlichen Kieferorthopädie nach Möglichkeit verzichtet.
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