Quecksilber und Palladium, Molybdän und Chrom, Gold und Silber: Zahnmetalle sind aus der Zahnmedizin kaum mehr wegzudenken. Sie werden für die Herstellung von Kronen und Brücken verwendet, kommen bei Zahnspangen zum Einsatz und selbst für Füllungen, Inlays und Onlays gibt es metallhaltige Lösungen. Viele der Zahnmetalle sind dabei preisgünstig und gelten als besonders beständig und belastbar. Doch sie können für unseren Organismus auch eine große Belastung sein.
Reinmetall oder Legierung?
Metalle werden in der Zahnmedizin schon lange für die unterschiedlichsten Restaurationen und Apparaturen verwendet und vor allem für ihre Haltbarkeit und Stabilität geschätzt. Das fängt an bei den herausnehmbaren und festen Zahnspangen und geht bis hin zum Zahnimplantat aus Titan. Die Liste der Metalle, die dabei zum Einsatz kommen, ist zweifelsohne lang. Die bekanntesten Metalle sind:
- Chrom
- Eisen
- Gallium
- Gold
- Indium
- Kobalt
- Kupfer
- Mangan
- Molybdän
- Nickel
- Palladium
- Platin
- Quecksilber
- Rhenium
- Rhodium
- Silber
- Silizium
- Tantal
- Titan
- Wolfram
- Zinn
- Zink
Wenn man von Metallen in der Zahnarztpraxis spricht, meint man allerdings in der Regel keine Reinmetalle, sondern sogenannte Legierungen. Legierungen sind Zusammensetzungen aus verschiedenen Metallen. Goldinlays zum Beispiel bestehen neben Gold meist aus Platin, Silber, Palladium oder Kupfer. Das hat auch einen Grund, denn Gold würde in seiner Reinform nicht die physikalischen und chemischen Voraussetzungen erfüllen, um den täglichen Belastungen standzuhalten. Anders formuliert: Es wäre schlicht und einfach zu weich. Als Legierung jedoch kann man das Edelmetall sehr viel besser bearbeiten und die Stabilität und Belastbarkeit des Materials verbessern. Das gilt auch für andere Edelmetalle und Nichtedelmetalle. Eine Ausnahme von den Legierungen ist dagegen Titan, das besonders im Rahmen der Implantologie auch in seiner Reinform zum Einsatz kommt.
EM- und NEM-Legierungen
Grundsätzlich unterscheidet man bei Zahnmetallen zwischen EM- und NEM- bzw. EMF-Legierungen, d. h. zwischen Legierungen, die Edelmetall oder kein Edelmetall enthalten. EM-Legierungen sind Edelmetalllegierungen, die aus einem klassischen Edelmetall wie Gold oder Platin bestehen. Sie werden für Zahnfüllungen bzw. -inlays verwendet, kommen aber auch bei der prothetischen Versorgung von Gebissen wie zum Beispiel bei der Herstellung von Zahnbrücken zum Einsatz. Von den EM-Legierungen grenzt man zusätzlich noch einmal die “mundbeständigen Edelmetall-Legierungen” ab, die zu mehr als 75 Prozent aus einem Edelmetall bestehen.
Unter NEM- bzw. EMF-Legierungen versteht man Nicht-Edelmetall-Legierungen bzw. edelmetallfreie Legierungen, deren Basis Metalle wie Chrom, Eisen, Kobalt, Mangan, Molybdän, Nickel, Silizium oder Wolfram sind. Sie werden hauptsächlich zur Herstellung von Zahnersatz wie herausnehmbaren Prothesen verwendet. Aber auch Gerüste für feste Zahnbrücken und Bestandteile von Zahnspangen werden aus den Nicht-Edelmetallen angefertigt.
Verträglichkeit von Zahnmetallen
Zahnmetalle werden so konzipiert, dass sie möglichst körperverträglich sind. Vor allem reines Titan gilt als besonders biokompatibel und wird im Rahmen der Implantologie schon seit Jahren erfolgreich eingesetzt. Das bedeutet jedoch nicht, dass Unverträglichkeitsreaktionen auf das Material ausgeschlossen werden können. Im Gegenteil. Selbst auf Titan kann man als Patient sensibel reagieren, denn jeder Werkstoff, der in unseren Körper eingesetzt wird, ist und bleibt ein Fremdkörper für den Organismus.
Die größte Gefahr geht dabei von Abrieb und Korrosion aus. Durch den täglichen Gebrauch der Zähne oder durch Lebensmittel und Getränke können Zahnmetalle Bestandteile freisetzen. Das bedeutet, es gelangen Metallionen in Speichel und Gewebe, die sich von dort aus im gesamten Körper verteilen und zum Reizfaktor für unseren Organismus werden können.
Übrigens: Mehrere verschiedene Legierungen in einem Mund können einen sogenannten Batterieffekt auslösen. So funktioniert unser Speichel aufgrund der enthaltenen Salze wie ein Elektrolyt. Die Konsequenz: Es fließt Strom von der unedleren zur edleren Legierung, wobei vermehrt Metallionen freigesetzt werden.
Auswirkungen von Zahnmetallen auf unseren Körper
Vor allem das besonders beständige und gut erforschte Amalgam steht im Verdacht, gesundheitsschädlich zu sein, da es das giftige Edelmetall Quecksilber enthält. Seit Juli 2018 ist es bei Kindern und Schwangeren nur noch in Ausnahmefällen zugelassen. Doch nicht nur Amalgam, auch andere Metalle sind eine potenzielle Belastung für unseren Körper. Sie können nicht nur Unverträglichkeitsreaktionen hervorrufen wie Mundgeruch. Mundtrockenheit, Zahnfleischbluten und Metallgeschmack im Mund, sondern auch chronische Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen oder sogar Demenz begünstigen.
Metallfreie Alternativen
Möchte man auf Zahnmetalle verzichten, gibt es zumindest in einigen Bereichen metallfreie Alternativen. So kann man etwa die Brackets einer Zahnspange aus Kunststoff oder Keramik herstellen lassen, keramikbeschichtete Implantate oder Zahnimplantate aus Vollkeramik erhalten und für die Zahnfüllung ebenfalls Alternativen wie Zement, Kunststoff oder Keramik wählen. Beachten sollte man jedoch, dass viele metallfreie Alternativen nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherungen enthalten sind.
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