Während man früher noch von „Amalgamallergie“ gesprochen hat, verwendet man heute den Begriff Metallunverträglichkeit. Sie äußert sich im Mund jedoch nicht so, wie sich zum Beispiel eine Allergie auf der Haut bemerkbar macht. Stattdessen können Zahnmetalle zu Zahnfleischbluten, einer geschwächten Abwehr oder Metallgeschmack im Mund führen.
Metalle in der Zahnarztpraxis
Zahnmetalle sind in der Zahnarztpraxis gang und gäbe. Sie werden für die unterschiedlichsten Restaurationen wie Füllungen, Zahnbrücken und Zahnprothesen verwendet, aber auch in der Kieferorthopädie kommen sie zur Herstellung loser und fester Zahnspangen zum Einsatz. Zahnmetalle haben den großen Vorteil, dass Sie besonders stabil, beständig und dabei auch noch die kostengünstigste Variante sind, wenn es um Zahnersatz und Co geht. Doch nicht ohne Grund verzichten immer mehr Zahnarztpraxen und Patienten bewusst auf die Verwendung zumindest einiger ausgewählter Metalle wie Amalgam. Warum ist das so?
Legierungen statt Reinmetall
In der Zahnmedizin kommen in den allerseltensten Fällen reine Metalle zum Einsatz. Wenn man Zahnimplantate aus Reintitan einmal außen vor lässt, dann handelt es sich bei den meisten Zahnmetallen um Legierungen. Legierungen sind Zusammensetzungen unterschiedlicher Metalle, um Zahnspangen, Zahnfüllungen und andere Restaurationen belastbarer zu machen. Man unterscheidet dabei zwischen edelmetallhaltigen (EM-) und nicht edelmetallhaltigen (NEM- / EMF-) Legierungen.
Von Gold bis Chrom
EM-Legierungen setzen sich aus klassischen Edelmetallen wie Gold oder Platin zusammen. Sie werden beispielsweise zur Herstellung von Zahnfüllungen bzw. -inlays und Zahnbrücken verwendet. “Mundbeständige Edelmetall-Legierungen” bestehen dabei zu mehr als 75 Prozent aus Edelmetall. NEM- bzw. EMF-Legierungen wiederum basieren auf Metallen wie Chrom, Eisen, Kobalt, Mangan, Molybdän, Nickel, Silizium oder Wolfram. Sie werden vor allem zur Herstellung loser Prothesen und Zahnspangen eingesetzt.
Auswirkungen von Zahnmetallen auf unseren Körper
Das größte Problem, wenn es um Zahnmetalle geht, sind dabei Abrieb und Korrosion. Sie entstehen zum Beispiel durch den täglichen Gebrauch unserer Zähne. Dabei gelangen Metallionen in unseren Körper, die zum Auslöser für Unverträglichkeitsreaktionen werden können. Vor allem, wenn sich mehrere verschiedene Metalle in unserem Mund befinden, verstärkt sich die Freisetzung von Metallionen noch. Dann nämlich entsteht ein sogenannter Batterieeffekt, indem von der unedleren zur edleren Legierung hin Strom fließt. Unser salzhaltiger Speichel dient dabei als Elektrolyt. Es gelangen vermehrt Metallbestandteile in unseren Organismus.
Metallallergie oder Metallunverträglichkeit?
In der Regel braucht es dieses Zusammenspiel mehrer Zahnmetalle, um sie für uns Menschen allergisch werden zu lassen. Wenn man von einer Allergie gegenüber Zahnmetallen spricht, darf man sich das allerdings nicht so vorstellen, wie wir es von anderen Allergien her kennen. Reaktionen können zum Beispiel Mundgeruch, Metallgeschmack im Mund oder Zahnfleischbluten sein. Möglich sind aber auch allgemeingesundheitliche Probleme, denn über die Mundschleimhaut können Metallbestandteile in den Blutkreislauf und von dort aus bis in unsere Körperzellen vordringen. Nicht umsonst stehen Zahnmetalle im Verdacht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen, Demenz und vieles mehr zu begünstigen.
Anstatt von Metallallergie spricht man deshalb auch von Metallunverträglichkeit. Sie ist ein Zeichen dafür, dass das Milieu in unserem Mund gestört ist.
Sonderfall Dentalamalgam
Besonders kontrovers wird die Verwendung von Amalgam diskutiert, das neben Kupfer, Zinn und Silber aus dem giftigen Schwermetall Quecksilber besteht. Lange wurde Dentalamalgam für Zahnfüllungen eingesetzt. Es ist dabei nicht nur das am besten erforschte Material, sondern zudem besonders haltbar und kostengünstig. Nach und nach jedoch geriet Amalgam aufgrund des enthaltenen Quecksilbers in Verruf. Seit dem 1. Juli 2018 ist es bei Kindern und Schwangeren europaweit nur noch in Ausnahmefällen zugelassen.
Metallunverträglichkeiten vorbeugen
Wer sich für Zahnmetalle entscheidet, muss zwar nicht zwangsläufig unter einer Unverträglichkeit leiden. Will man jedoch auf Nummer sicher gehen, kann man sich zu verschiedenen metallfreien Werkstoffen beraten lassen oder aber mit speziellen Tests Unverträglichkeiten gegenüber Zahnmetallen vor der Behandlung ausschließen.
Viele Zahnarztpraxen verzichten außerdem bewusst auf Amalgam und greifen stattdessen auf Füllmaterialien wie Kunststoff oder Keramik zurück. Selbst für die in der Regel sehr verträglichen Implantate aus Reintitan und zahlreiche andere prothetische Versorgungen gibt es mittlerweile Alternativen aus Keramik.
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