Wenn man auf Zahnmetalle verzichten möchte, dann kann man heute auf zahlreiche alternative und zumeist sehr verträgliche Materialien zurückgreifen. Angefangen bei Zement über Kunststoff bis hin zu Keramik ist die Auswahl an Werkstoffen groß. Was es genau mit den metallfreien Alternativen auf sich hat und wofür sie verwendet werden, erfahren Sie im Folgenden.
Metallfrei beim Zahnarzt
Viele Patienten entscheiden sich mittlerweile für metallfreie Werkstoffe, wenn es um Zahnfüllungen, Zahnersatz oder Zahnspangen geht. Das liegt nicht zuletzt am schlechten Ruf der Dentalmetalle. Besonders das quecksilberhaltige Amalgam geriet in den letzten Jahren mehr und mehr in die Kritik und ist seit Mitte 2018 für Kinder und Schwangere nur noch in Ausnahmefällen zugelassen. Zahnmetallen wird eine gesundheitsschädigende Wirkung zugeschrieben, vor allem dann, wenn mehrere verschiedene Metalle aufeinandertreffen und einen sogenannten Batterieeffekt im Mund auslösen.
Wirkung von Zahnmetallen
Tatsächlich können Zahnmetalle unseren Körper negativ beeinflussen und zu Unverträglichkeitsreaktionen führen. Von Mundgeruch über Zahnfleischbluten bis hin zu systemischen Erkrankungen sind die Folgen vielfältig und nicht nicht immer gleich auf eine Unverträglichkeit gegenüber Dentalmetallen zurückzuführen.
Unverträglichkeitstests und metallfreie Alternativen
Dennoch gilt: Zahnmetalle sind nicht per se schlecht für unsere Gesundheit. Wie unser Organismus auf die Fremdkörper reagiert, ist von Patient zu Patient verschieden. Um auf Nummer sicher zu gehen, kann man sich in vielen Zahnarztpraxen speziellen Tests unterziehen, um Unverträglichkeiten vor einer Behandlung auszuschließen, oder von vornherein auf metallfreie Alternativen zurückgreifen. Die gibt es nämlich heute aus den unterschiedlichsten Materialien und für die unterschiedlichsten Anwendungsbereiche. Zu den wichtigsten metallfreien Werkstoffen gehören dabei Glasionomerzement, Kompomer, Dentalkunststoff und Dentalkeramik.
GIZ / Glasionomerzement
Glasionomerzement wurde speziell für die Zahnmedizin entwickelt. Dabei handelt es sich um ein meist zahnfarbenes Material, das aus Carbonsäuren, anorganischen Füllkörpern und Wasser besteht. Das anfangs weiche Material wird gehärtet und nimmt dabei eine helle und matte Oberfläche an. Glasionomerzement wird besonders zur Befestigung von Zahnersatz, für provisorische Füllungen, Milchzahnfüllungen und kleinere Defekte am Zahnhals verwendet. Als dauerhaftes Füllmaterial für bleibende Zähne eignet er sich aufgrund seiner nur begrenzten Haltbarkeit allerdings nicht. Um zu verhindern, dass an den Füllungsrändern Karies entsteht, enthält Glasionomerzement Fluorid, das nach und nach freigesetzt wird.
Kompomer
Bei den sogenannten Kompomeren handelt es sich um ein zahnfarbenes Füllungsmaterial. Kompomere setzen sich aus Glasionomerzement und Komposit zusammen. Wie Glasionomerzement sind auch Kompomere nicht zur endgültigen Versorgung von Kariesdefekten im Seitenzahnbereich geeignet, da hier der Kaudruck zu stark ist. Auch sie kommen deshalb hauptsächlich als provisorische Füllung, Milchzahnfüllung oder zur Versorgung von Kariesdefekten im Zahnhalsbereich zum Einsatz.
Dentalkunststoff
Kunststoffe haben in der Zahnmedizin ein breites Anwendungsgebiet. Sie kommen zum Beispiel in Form von Kompositfüllungen, Kunststoffkronen, Kunststoffbrackets, Kunststoffschienen (Aligner), Sportmundschutz oder Kunststoffveneers vor. Als Dentalkunststoffe werden hauptsächlich Acrylate verwendet. Dabei unterscheidet man zwischen folgenden Formen:
- Modellkunststoffe: Dabei handelt es sich meist um Polymethylmethacrylat PMMA, aber auch Epoxide und Epimine werden zur Herstellung von Modellen verwendet.
- Glasklare Acrylate: Sie sind nicht eingefärbt, sondern transparent.
- Zahnfarbene Füllungsmaterialien: Dabei handelt es sich vornehmlich um sogenannte Komposite, die zu etwa 20 Prozent aus Kunststoff bestehen und zu ungefähr 80 Prozent aus anorganischen Füllkörpern.
- Weichbleibende Kunststoffe: Sie sind Copolymerisate, die Weichmacher enthalten. Eingesetzt werden sie zur Prothesenunterfütterung und zur Herstellung von Mundschutz und Applikationsschienen.
- Rosa eingefärbte Prothesenkunststoffe als Basismaterialien: Sie bestehen in der Regel aus Polymethylmethacrylat (PMMA) oder aus Copolymerisaten (z. B. Methylmethacrylate mit Vinylacetat, Vinylchlorid, Styrol). Die Basismaterialien werden autopolymerisierend, heißpolymerisierend oder thermoplastisch verarbeitet.
Dentalkeramik
Bei Dentalkeramik handelt es sich um einen zahnfarbenen, leicht transparenten und belastbaren Werkstoff, der vor allem aus Feldspat (60-80 m%) und Quarz besteht. Keramik wird u. a. zur Herstellung von Zahnfüllungen, Zahnkronen, Brackets, Veneers oder Zahnimplantaten verwendet und hat damit wie Kunststoff einen breiten Indikationsbereich. Keramik kommt entweder in reiner Form als Vollkeramik bzw. Zirkonoxid vor oder als Verblendmaterial von Metallrestaurationen, insbesondere im Frontzahnbereich. Keramik wird vom Körper sehr gut angenommen und gilt deshalb als überaus biokompatibel.
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