Zahnimplantate sind kleine Schrauben, die in den Kieferknochen eingebracht werden, wo der natürliche Zahn ausgefallen ist oder gezogen werden musste. Dieses System hat gegenüber anderen Methoden des Zahnersatzes zahlreiche Vorteile: Die künstlichen Zähne sind in der Regel äußerlich nicht von ihren natürlichen Nachbarzähnen zu unterscheiden. Ähnlich einer Schraube mit Dübel in einer Wand halten sie den eigentlichen Zahnersatz (d. h. eine Krone, Brücke oder Prothese) so stabil, dass dieses Konstrukt ohne Einschränkung im Alltag verwendet werden kann.
Doch verlangen Implantate eine besondere Pflege, andernfalls droht eine Periimplantitis (abgeleitet aus griech.: „peri-“ = um etwas herum, lat.: „inplantare“ = hineinpflanzen und griech.: „-itis“ = entzündliche Erkrankung). Um was genau es sich dabei handelt, erläutert Dr. Bergen Pak , Implantologe und Oral-Chirurg aus der Praxis am Kureck in Wiesbaden.
Wie entsteht eine Periimplantitis?
Der Mund ist natürlicherweise bevölkert von zahlreichen Bakterienstämmen. Allein sind sie harmlos. Doch ernähren sie sich von Nahrungsresten und Speichel, die im Rahmen des täglichen Zähneputzens nicht oder nur ungenügend entfernt werden konnten. Dabei scheiden sie Säuren und Giftstoffe aus, die den Zahn bzw. das Zahnfleisch angreifen und zu einer Entzündung führen – der Volkskrankheit Parodontitis. Zu den typischen Symptomen zählen Zahnfleischbluten, verbunden mit einem Rückgang des Zahnfleisches bzw. des Kieferknochens.
Periimplantitis: „Parodontitis am Implantat“
Unbehandelt führt eine Parodontitis zum Verlust des Zahns (wenn er nicht schon vorher durch den Zahnarzt gezogen wird). Um die entstandene Lücke zu füllen, ist ein Implantat das Mittel der Wahl. Abhängig von Knochenvolumen, Position und Anzahl der Implantate bzw. Alter und Gesundheitszustand des Patienten dauert es drei bis sechs Monate, bis die Zahnimplantate eingeheilt sind und der endgültige Zahnersatz eingesetzt werden kann.
Jedoch ist das Implantat selbst, d.h. die Schraube unter dem Zahnersatz kein antiseptischer Schutzraum. Mit anderen Worten: Auch um sie herum siedeln sich wieder Bakterien an. Geschieht nichts, beginnt der Kreislauf von vorn: das Zahnfleisch blutet, eitert und bildet sich wiederum zurück, das Implantat lockert sich und muss gezogen bzw. durch ein neues ersetzt werden.
Parodontitis vs. Periimplantitis
Analog zur Parodontitis verläuft auch eine Periimplantitis in mehreren Phasen. Beiden Krankheiten gemein ist das Ausbreiten eines bakteriellen Entzündungsherdes im Mund. Die betroffenen Stellen röten sich, schwellen an und beginnen zu bluten.
Parodontitis | Periimplantitis |
Zahnfleischentzündung (Gingivitis) | Schleimhautentzündung am Implantathals (Mukositis) |
Zahnfleischtaschen / Knochenverlust | Knochentaschen / Knochenverlust |
Zahnlockerung / -ausfall | Implantatlockerung / -ausfall |
Periimplantitis: Ursachen
Ebenso können bei beiden Krankheiten dieselben Ursachen ausgemacht werden: mangelnde Mundhygiene. Zahnfehlstellungen können ein effektives Zähneputzen zusätzlich erschweren, sodass sich der Besuch beim Kieferorthopäden auch für Erwachsene allein aus hygienischer Sicht lohnen kann. Auch Raucher zählen zu den Risikogruppen einer Periimplantitis – sofern sie ein Implantat (oder mehrere) haben. Darüber hinaus können weitere Faktoren das Immunsystem des Körpers beeinträchtigen und so das Fortschreiten einer bakteriellen Infektion erhöhen. Dazu zählen:
- allgemeine körperliche Erkrankungen (Diabetes, Osteoporose)
- die regelmäßige Einnahme von Medikamenten (z.B. Cortison),
- hormonelle Veränderungen im Körper (z.b. Klimakterium)
- Stress (v.a. wenn er über einen längeren Zeitraum auftritt)
Prophylaxe gegen Periimplantitis
Umso wichtiger wird in diesem Zusammenhang eine gute Mundhygiene, einschließlich Interdentalzahnbürste und Zahnseide. Auch eine regelmäßige professionelle Implantatreinigung kann im Mund befindliche Bakterien reduzieren, um das Risiko einer Periimplantitis zu verringern. Abhängig vom Einzelfall sollte das alle drei bis sechs Monate geschehen. Darüber hinaus verfügen einige Zahnärzte mittlerweile über spezielle Testverfahren, um den Knochenstoffwechsel am Implantat zu dokumentieren und ggf. frühzeitig Maßnahmen ergreifen zu können.
Periimplantitis: Therapie
Ob eine Periimplantitis erfolgreich bekämpft werden kann, hängt im Wesentlichen mit dem Zeitpunkt zusammen, an dem sie entdeckt wird.
Behandlung einer Mukositis
Solange es sich noch um eine Mukositis handelt, kann die Infektion durch Spülungen mit Chlorhexidin beseitigt werden. Diese Therapie dauert in der Regel vier Wochen. Zusätzlich sollten die Implantate professionell gereinigt werden (Implantatdekontamination). Der Zahnarzt verwendet dazu Plastikinstrumente und Polierkelche. Flankierend zu diesen Maßnahmen berät er den Patienten zur optimalen Mundhygiene.
Darüber hinaus werden zuweilen auch Laserstrahlen eingesetzt, um die Implante zu dekontaminieren. Um langfristige Schäden zu vermeiden, werden Beläge (Plaque) entfernt und Oberflächen sterilisiert, ohne Gewebe oder Implantat übermäßig zu erwärmen.
Behandlung von Periimplantitis
Hat sich infolge der Periimplantitis der Knochen bereits zurückgebildet, wird der Zahnarzt zunächst die Implantate mikrobakteriell reinigen. Anschließend helfen nur noch chirurgische Verfahren. Idealerweise können Knochentaschen, nachdem der Entzündungsherd beseitig wurde, aufgefüllt werden (z.B. mit Knochen oder Knochenersatzmaterial, sodass das Implantat wieder fest im Knochen sitzt. Besteht die Entzündung weiterhin, behandelt sie der Zahnarzt ggf. mit Antibiotika (v.a. Amoxicillin und Metronidazol, alternativ Ornidazol für zehn Tage). Damit sich die Keime nicht auf die natürlichen Zähne übertragen, sollte darüber hinaus das gesamte Gebiss behandelt werden.
Schlägt diese Therapie nicht an oder lockern sich die Implantate weiterhin, müssen sie gezogen werden. Nur so kann ein Fortschreiten des Knochenrückgangs verhindert werden.
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