Zahnfleischtaschen sind neben einem übersichtlichen Abschnitt im Darmbereich die einzige bakterienoffene Stelle unseres Körpers. Damit nehmen sie eine entscheidende Rolle für unseren Organismus ein, denn dort, wo Bakterien eindringen können, findet eine Immunreaktion statt. Während dieser Prozess für einige unter uns völlig unproblematisch ist, kann er bei anderen Menschen wiederum zu Schwierigkeiten führen, zum Beispiel zu einer Parodontalerkrankung.
Dr. Stefan Voigt aus Hildesheim erklärt Näheres dazu.
Wie unser Zahnfleisch aufgebaut ist
In gesundem Zustand ist unser Zahnfleisch hellrosa und liegt an den Zähnen straff an. Die Verbindung zwischen Zahn und Zahnfleisch (Gingiva) bezeichnet man als Saumepithel. Dabei handelt es sich um ein Grenz- bzw. Deckgewebe, das als eine Art Dichtung zwischen der Mundhöhle und den tiefer liegenden Strukturen des Zahnhalteapparates dient. Man kann sich das Saumepithel also als eine Art Klettverschluss vorstellen, der Dentin und Zahnfleisch miteinander verbindet.
Das Saumepithel ist bakterienundicht
Ganz so dicht, wie wir uns das vorstellen, ist die Verbindung zwischen Zahn und Zahnfleisch allerdings nicht. Da das Zahnfleisch, das auf dem Knochen sitzt, an den Zähnen ausläuft, entsteht eine winzige Furche. Diese wenige Millimeter große Zahnfleischtasche hat jeder. Soweit also kein Grund zur Beunruhigung. An sie grenzt das oben genannte Saumepithel.
Bakterien, die sich in dieser Furche ansiedeln, haben einen unmittelbaren Einfluss auf unseren Körper, denn das Saumepithel schützt nicht zu 100 Prozent vor den Eindringlingen. Und dort, wo Bakterien hineinkönnen, tritt das Immunsystem auf den Plan.
Bakterien in der Zahnfleischtasche lösen Immunreaktion aus
Diese Immunreaktion ist in dieser Region grundsätzlich sehr stark, denn unser Zahnfleisch und das angrenzende Gewebe werden sehr stark durchblutet. Der Körper wehrt sich täglich tausendfach gegen winzige Bedrohungen von außen. So gesehen sind wir diesen Prozess gewohnt und verspüren dabei in der Regel keine Schmerzen.
Warum eine Parodontitis erblich bedingt sein kann
Nun ist es so, dass dieser Prozess bei einigen Menschen mehr, bei anderen weniger große Probleme auslöst. So reagieren manche auf die Bakterien mit einer Zahnfleischentzündung (Gingivitis). Dabei löst sich das Zahnfleisch etwas vom Zahn ab und es entsteht eine Zahnfleischtasche im eigentlichen Sinne. Durch die Zahnfleischtaschen gelangen die Bakterien in tiefere Strukturen und können später auch den Zahnhalteapparat angreifen, d. h., eine sogenannte Parodontitis herbeiführen. Unter Parodontitis versteht man eine bakterielle Entzündung des Zahnhalteapparates bzw. des Zahnbetts, bei der sich Gewebe und Knochen schrittweise abbauen. Das kann sogar bis hin zum Verlust der Zähne und zu Auswirkungen auf unseren Stoffwechsel und unser Herz-Kreislauf-System führen.
Rauchen oder Stress begünstigen Parodontitis
Da Menschen unterschiedlich auf die Bakterien in den Zahnfleischtaschen reagieren, lässt sich eine Parodontalerkrankung zwar nicht nur, aber auch auf erbliche Faktoren bzw. eine individuelle Veranlagung zurückführen. Hinzu kommen Einflüsse wie Rauchen, Stress, eine schlechte Mundhygiene oder Allgemeinerkrankungen, die sowohl Entstehung als auch Verlauf der Krankheit begünstigen.
Individuelle Therapiekonzepte für Patienten mit Parodontitis
Es gibt kein Allgemeinrezept, um eine Parodontitis zu behandeln, da jeder Patient mit Veranlagung für Parodontitis unterschiedlich schnell und stark auf die Entzündung reagiert. Daraus lassen sich verschiedene Risikogruppen bestimmen, die über den Ablauf der Therapie und nicht zuletzt auch über die Nachsorge entscheiden.
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