Zahnimplantate haben sich mittlerweile als eine geeignete Methode etabliert, um das menschliche Gebiss wiederherzustellen – von der einzelnen Zahnlücke bis hin zum zahnlosen Kiefer. Vergleichbar mit einer Schraube werden die künstlichen Zahnwurzeln in den Kieferknochen eingesetzt. Später folgt dann der eigentliche Zahnersatz, d. h. eine Krone, Brücke oder Prothese.
Eine Implantation geht immer mit einem chirurgischen Eingriff einher. Schließlich muss die künstliche Zahnwurzel irgendwie in den Kieferknochen gelangen. Doch wie in anderen Bereichen der Chirurgie gibt es auch für eine Zahnimplantation minimalinvasive, d.h. besonders schonende und sanfte Behandlungsweisen.
Gregor Feuerstein, Implantologe aus Bielefeld, erläutert im Folgenden, was genau es mit sanftem Implantieren auf sich hat und wie es sich von der konventionellen Methode unterscheidet.
Zahnimplantate: die klassische Vorgehensweise
Bei einer konventionellen Implantation wird das Zahnfleisch mit einem Skalpell aufgeschnitten, um den Kieferknochen freizulegen und mit speziellen Bohrern ein Lager für das Implantat herzustellen. Danach setzt der Zahnarzt das Implantat in den Kieferknochen ein. Die künstliche Zahnwurzel wird anschließend mit einer Deckschraube verschlossen und das Zahnfleisch entweder vernäht (geschlossene bzw. zweizeitige Einheilung) oder offen gelassen (offene bzw. einzeitige Einheilung). Bevor aber die Behandlung abgeschlossen ist und der endgültige Zahnersatz befestigt werden kann, muss das Implantat einheilen.
Zahnimplantate müssen einheilen
Die Einheilphase, d.h. die Zeit, in der das Implantat mit dem Kieferknochen verwächst (Osseointegration), beträgt je nach Knochenvolumen, Position und Anzahl der Implantate sowie Alter und Gesundheitszustand des Patienten ca. drei bis sechs Monate. Bei geschlossener Einheilung muss das Zahnfleisch nach der Einheilphase ein weiteres Mal geöffnet werden, um das Implantat freizulegen, den Implantataufbau (Abutment) zu befestigen und einen Abdruck für den endgültigen Zahnersatz zu nehmen.
Sanftes Implantieren – minimale Wunde
Wird ein Implantat auf herkömmlichen Weg gesetzt, muss also das Zahnfleisch zunächst aufgeschnitten und der Kieferknochen freigelegt werden. Mit anderen Worten: Das Zahnfleisch wird umfangreich präpariert. Das sanfte, minimalinvasive Implantieren versucht dagegen auf große Eingriffe an Gewebe und Knochen zu verzichten. Das heißt, der Zahnarzt führt die Implantation mit möglichst wenig chirurgischem Aufwand und möglichst wenig Schmerzen für den Patienten durch. Doch wie sieht das aus?
Wie sanftes Implantieren funktioniert
Um minimalinvasiv zu implantieren, kann der Zahnarzt “flapless” arbeiten. Das bedeutet, dass die Schnittführung, die bei einer konventionellen Implantation zum Einsatz kommt, nicht stattfindet. Stattdessen wird für die Einbringung des Implantats mit einer Schleimhautstanze ein ca. 2 mm kleines Loch in das Zahnfleisch gestanzt. Der Vorteil dabei: Weil das Zahnfleisch vor der Implantation nicht umfangreich präpariert wird, entsteht am Ende nur eine minimale Wunde. Dadurch werden nicht nur Narben vermieden, sondern auch das Risiko für Schmerzen, Schwellungen und Wundheilungsstörungen minimiert.
Sanftes Implantieren mittels 3D-Diagnostik
Wie jeder Implantation geht selbstverständlich auch der sanften Variante eine genaue Diagnostik und Planung voraus. Da jedoch – anders als bei der herkömmlichen Methode – der Behandlungsbereich nicht vollständig freigelegt wird, muss die Implantatposition vorher anhand einer 3D-Aufnahme exakt festgelegt werden. Auf der Grundlage der Computerdaten wird dann eine Bohrschablone angefertigt, um die optimale Implantatposition zu bestimmen. Durch diese Bohrschablone stanzt der Zahnarzt später das Loch für die Einbringung der Implantatschraube.
Sofort-Implantation, Sofort-Versorgung, Sofort-Belastung?
Im Zusammenhang mit sanftem bzw. minimalinvasivem Implantieren stößt man häufig auf Begriffe wie Sofort-Implantation, Sofort-Versorgung und Sofort-Belastung. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Versorgung mit dem Einsetzen der Implantatschraube erledigt ist. Zwar ist eine Implantation auf sanfte Weise in der Regel schneller, denn lässt man Vor- und Nachbereitung einmal weg, nimmt der Eingriff selbst nur kurze Zeit in Anspruch. Stimmt zudem die Knochenqualität, kann noch in derselben Sitzung ein Abdruck für den Zahnersatz genommen und nach ca. zwei bis drei Wochen auf dem Implantat befestigt werden. Auch sanftes Belasten ist bei minimalinvasiv gesetzten Implantaten oft schon am selben Tag möglich.
Auch beim sanften Implantieren gibt es eine Einheilphase
Trotzdem gilt: Fertig versorgt ist die Zahnlücke nach dem sanftem Implantieren nicht. Auch hier gibt es eine Einheilphase von ca. vier bis fünf Wochen. Erst danach kann das Implantat vollständig belastet werden. Und auch beim sanften Implantieren wird der endgültige Zahnersatz – je nach Knochensituation – erst nach der Einheilphase eingesetzt. Bis dahin muss also auch der Patient, der sich für die schonende Variante entschieden hat, ein Provisorium tragen.
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