Jede Implantation ist ein chirurgischer Eingriff – ganz gleich, ob sie konventionell oder minimalinvasiv bzw. sanft durchgeführt wird. Das bedeutet auch, dass Zahnimplantate nicht unbedingt für jedermann geeignet sind. Der Zahnarzt muss sich deshalb vor dem Eingriff ein Bild über die Gesundheit seines Patienten machen und ihn auf sogenannte Kontraindikationen untersuchen – Faktoren, die gegen einen Eingriff sprechen, ihn aber nicht in jedem Fall ausschließen.
Gute Knochenqualität und -quantität notwendig
Grundvoraussetzung für jede Art von Implantation ist eine gute Knochenqualität und -quantität. Zwar gibt es mit den sogenannten Mini-Implantate ein spezielles Implantatsystem, das auch Patienten mit nur noch wenig vorhandenem Knochen den Eingriff ermöglicht. Doch ab einem bestimmten Punkt ist auch mit Mini-Implantaten keine sichere und erfolgversprechende Implantatversorgung mehr möglich. Ein zu geringes Knochenangebot, d. h. zu niedrige oder zu schmale Knochen, lassen es nicht zu, eine Implantatschraube in das Gewebe einzubringen. Das bedeutet zwar nicht, dass eine Implantation komplett ausgeschlossen ist. Allerdings muss in diesem Fall der Knochen vor der Implantation zunächst aufgebaut werden (Augmentation).
Knochenverlust schon bei der Zahnentfernung vermeiden
Knochenqualität und -quantität nehmen vor allem dann ab, wenn lange Zeit nach dem Zahnverlust kein Zahnersatz getragen und der Knochen an der entsprechenden Stelle nicht belastet wurde. Doch auch das Entfernen nicht mehr erhaltungswürdiger Zähne spielt für die Qualität und Quantität des Kieferknochens eine entscheidende Rolle. Schon das Entfernen sollte idealerweise minimalinvasiv geschehen, um ein sicheres Imlantatlager herzustellen. Zieht man nämlich den Zahn konventionell mit einer Zange, bricht der Knochen in sich zusammen und kann sich nicht mehr in Höhe und Breite regenerieren. Das kann nach ca. sechs Monaten einen Knochenverlust bis zu 50 Prozent zur Folge haben, während bei einer sanften Entfernung noch bis zu 80 Prozent des Knochens vorhanden sind. Und letztendlich gilt für jede Implantation: Je mehr Knochensubstanz vorhanden ist, desto einfacher ist die Implantation.
Kiefer sollten ausgewachsen sein
Patienten versprechen sich von Zahnimplantaten einen festen Biss und ein natürliches Kaugefühl. Dafür müssen Zahnimplantate fest in den Kieferknochen einwachsen. Diese sogenannte Osseointegration dauert ca. drei bis sechs Monate. Doch nicht immer verläuft das Einwachsen des Zahnimplantats ohne Probleme. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn der Kiefer noch nicht ausgewachsen ist oder sich in einer Phase befindet, in der noch mit starkem Wachstum zu rechnen ist. Für Kinder und Jugendliche im Wachstum sind Zahnimplantate daher in der Regel nicht geeignet, zumal sie in einem nicht ausgewachsenen Kiefer zum Gesundheitsproblem für die Nachbarzähne werden können.
Gute Mund- und Allgemeingesundheit wichtig
Nach oben hin gibt es allerdings keine Altersgrenze für eine Implantatversorgung, solange das Knochenangebot stimmt und sich der Patient zudem in einem guten zahn- und allgemeingesundheitlichen Zustand befindet. Knochen- und Stoffwechselerkrankungen (z. B. Rheuma oder Diabetes), Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen), Bluterkrankungen (z. B. Leukämie), aber auch Suchterkrankungen und Depressionen dagegen machen eine Implantation risikoreicher. Ähnlich können auch Medikamente wie Gerinnungshemmer, Kortison oder Bisphosphonate gegen eine Implantation sprechen. In diesem Fall sollten Nutzen und Risiken einer Implantation genau gegeneinander abgewägt und ggf. über Alternativen wie Zahnbrücken oder Prothesen nachgedacht werden. Es bietet sich außerdem eine Zusammenarbeit mit dem zuständigen Hausarzt an.
Karies und Parodontitis behandeln lassen
Genauso wichtig wie eine gute Allgemeingesundheit ist eine gute Mundgesundheit. So sollten alle Zähne von Karies befreit sowie Zahnbett- und / oder Zahnfleischerkrankungen (Parodontitis, Gingivitis) erfolgreich behandelt worden sein, um keinen frühzeitigen Implantatverlust zu riskieren. Eine gründliche Untersuchung des Zahn- und Zahnfleischstatus ist daher ein Muss vor jeder Implantation.
Zahnimplantate pflegen
Stellt sich dabei heraus, dass es der Patient mit der Zahnpflege nicht so genau nimmt und sein Verhalten auch auf Anraten des Zahnarztes nicht ändert, sind Zahnimplantate nicht unbedingt die beste Wahl. Schließlich müssen die künstlichen Zahnwurzeln genauso gepflegt werden wie natürliche Zähne. Auch an der regelmäßigen zahnärztlichen Kontrolluntersuchung kommt man mit Zahnimplantaten nicht vorbei. Kurz gesagt: Der Patient muss die nötige Motivation für die Nachsorge von Zahnimplantaten mitbringen.
Rauchen vermeiden
Auch als Raucher sollte man sich eine Implantation besser zweimal überlegen, denn Rauchen schadet nicht nur der Gesundheit, sondern auch den Implantaten. Es kann die Wundheilung gefährden, Entzündungen hervorrufen und im schlimmsten Fall sogar zum Verlust des Implantats führen.
Implantatversorgung immer individuell klären
Liegen ein oder mehrere dieser Risikofaktoren vor, bedeutet das jedoch nicht notwendig, dass man komplett auf Zahnimplantate verzichten muss. Vielmehr sollte im Vorfeld einer Implantation unbedingt individuell geklärt werden, wie hoch der Nutzen für den Patienten ist, ob mit Komplikationen gerechnet werden muss und ob Alternativen wie Zahnbrücken oder Zahnprothesen nicht doch die bessere Wahl für eine ästhetische und funktionelle Wiederherstellung des Gebisses sind.
Comments are closed.