Sanftes bzw. minimalinvasives Implantieren in der Zahnmedizin – das bedeutet so wenig chirurgischer Aufwand wie möglich. Anders als bei einer herkömmlichen Implantation wird das Zahnfleisch daher nicht mit einem Skalpell aufgeschnitten und der Kieferknochen freigelegt. Stattdessen stanzt der Zahnarzt ein nur 2 mm kleines Loch in das Zahnfleisch, um das Zahnimplantat in den Kieferknochen zu bohren. Diese sanfte, minimalinvasive Vorgehensweise hat sowohl Vor- als auch Nachteile. Welche das sind, erfahren Sie im Folgenden.
Weniger Wundschmerz – schnellere Versorgung
Sanftes Implantieren hat in erster Linie zwei große Vorteile. Zum einen verursacht der Eingriff nur geringe postoperative Beschwerden, da man den Behandlungsbereich nicht großflächig eröffnen muss. Die Wunde ist minimal, die Schmerzen sind für gewöhnlich gering und dementsprechend verkürzt sich die Heilungsphase. Auch vom Gefühl her ist das minimalinvasive Implantieren für Patienten eine deutlich kleinere Operation. Nicht umsonst kommt die sanfte Vorgehensweise bei ihnen sehr viel besser an.
Zeitlicher Aufwand für Patient und Behandler gering
Zum anderen ermöglicht sanftes Implantieren ein potenziell schnelleres Vorgehen. Das bedeutet nicht nur einen geringeren organisatorischen Aufwand für den Patienten – so ist für das Einsetzen des Implantats in der Regel lediglich ein Behandlungstermin notwendig. Bei guten Voraussetzungen bzw. bei guter Knochenqualität kann zudem sofort ein Zahnersatz angefertigt und nach zwei bis drei Wochen auf dem Implantat befestigt werden. Dadurch gewöhnt sich das Implantat schon in der Einheilphase sanft an die spätere Belastung. Hinzu kommt, dass die Wunde nach dem Eingriff nicht oder nur sehr klein vernäht werden muss. Auch das spart Zeit – sowohl für den Patienten als auch für den Behandler.
Mehr Sicherheit durch weniger Betäubungsmittel
Neben weniger Wundschmerz und einer schnelleren Behandlung bietet sanftes Implantieren in der Hinsicht ein Mehr an Sicherheit für den Patienten, als dass es lediglich einer geringen Menge an Anästhesiemitteln bedarf. Da nur ein kleines Loch in das Zahnfleisch gestanzt wird, muss auch nur das Zahnfleisch betäubt werden – der Knochen selbst ist unempfindlich. Merkt der Patient dennoch etwas, ist das ein Anzeichen dafür, dass Bakterien im Knochen vorhanden sind oder eine Nervenbahn getroffen wurde. Durch den nur geringen Einsatz von Anästhetika kann der Zahnarzt also rechtzeitig bei Komplikationen eingreifen und mögliche Folgeschäden verhindern.
Schon die Implantat-Planung muss stimmen
Bei einer minimalinvasiven Implantation setzt der Zahnarzt die Implantate nicht unter Sicht. Stattdessen plant er die Implantation bzw. die spätere Bohrschablone im Vorfeld anhand einer dreidimensionalen Aufnahme des Gebisses. Schon dieser Prozess muss sitzen, denn Fehler bei der digitalen Planung wirken sich auf die gesamte weitere Behandlung und nicht zuletzt auf das Behandlungsergebnis aus. Eine schlechte Planung bedeutet eine schlechte Bohrschablone und damit auch eine nicht vorteilhafte Implantatposition. Die minimalinvasive Vorgehensweise bedeutet also für den Operateur gefühlt weniger Sicherheit. Das ist ihr wohl größter Nachteil.
Sanftes Implantieren hat Grenzen
Sanftes Implantieren klingt toll, doch es ist noch lange nicht bei allen Patienten möglich. Einfach gesagt, hat sanftes bzw. minimalinvasives Implantieren dort seine Grenzen, wo es nicht mehr sanft wird, d. h. wo ein umfangreicher chirurgischer Eingriff erforderlich ist. So muss der Kieferknochen über ausreichend Substanz, d. h. über eine bestimmte Breite und Höhe, verfügen, damit eine normale Implantatschraube eingesetzt werden kann. Ist diese Voraussetzung nicht erfüllt, kann auch nicht implantiert werden – und das gilt für die sanfte wie für die konventionelle Variante. Reicht das Knochenangebot für ein Zahnimplantat nicht aus, muss zunächst, sei es mithilfe von Membrantechnik oder körpereigenem Knochen, ein Knochenaufbau (Augmentation) stattfinden.
Comments are closed.