Zahnimplantate gibt es in den unterschiedlichsten Ausführungen. Mittlerweile sind weit über 100 Implantatsysteme erhältlich, die sich in Design, Oberflächenstruktur, Verbindungsart von Implantatkörper und Implantataufbau sowie in Länge und Breite unterscheiden. Zu diesem umfangreichen Angebot gehören auch die sogenannten “Mini-Implantate” – deutlich schmalere und kürzere Implantatschrauben, die besonders für Patienten mit nur noch wenig Knochensubstanz geeignet sind.
Zahnimplantate
Viele Menschen verlieren im Laufe ihres Lebens einen oder mehrere Zähne, sei es durch Karies, Parodontitis oder Zahnunfälle. Bei anderen wiederum sind einzelne Zähne unter Umständen von Geburt an nicht angelegt. Doch aus welchem Grund auch immer Zähne fehlen – der Verlust schränkt uns beim Kauen und Sprechen ein.
Wie Zahnimplantate aufgebaut sind
Viele Patienten greifen deshalb auf Zahnersatz zurück, um sich ein Stück ihrer Lebensqualität zurückzuholen. Immer beliebter werden dabei Zahnimplantate – kleine Schrauben, die in den Kieferknochen eingesetzt und später mit einer Suprakonstruktion, d. h. mit einer Zahnkrone, Zahnbrücke oder Prothese, ausgestattet werden.
Zahnimplantate können einteilig oder zweiteilig sein, meist aber handelt es sich um zweiteilige Implantate. Sie setzen sich zusammen aus dem Implantatkörper, d. h. der eigentlichen künstlichen Zahnwurzel, und dem Implantataufbau (Abutment), der als Bindeglied zwischen dem Implantatkörper und dem späteren Zahnersatz dient. Bei einteiligen Implantaten ist der Implantataufbau bereits im Implantatkörper integriert.
Die bunte Welt der Zahnimplantate
Nun ist Zahnimplantat aber nicht gleich Zahnimplantat. Im Gegenteil. Heute gibt es die künstlichen Zahnwurzeln in den unterschiedlichsten Macharten. Eine besondere Form des Zahnimplantats ist das sogenannte Mini-Implantat. Anders als man vermuten könnte, haben Mini-Implantate zunächst einmal nichts mit minimnalinvasivem bzw. sanftem Implantieren zu tun, auch wenn Mini-Implantate minimalinvasiv gesetzt werden können. Das Wort “mini” bezieht sich vielmehr auf die Implantatform bzw. die Größe des Implantats.
Mini-Implantate: Merkmale und Anwendungsbereiche
Mini-Implantate sind zwischen 10 und 14 mm lang, höchstens 2, 8 mm breit und damit im Gegensatz zu klassischen Zahnimplantaten wesentlich schmaler und kürzer. Die meist einteiligen Implantate gibt es bereits seit den 1990er Jahren. Sie dienen vor allem zur Befestigung von herausnehmbaren Totalprothesen, können aber auch festsitzenden Zahnersatz tragen. Gewöhnlich werden die kleinen Implantatschrauben in nur einer Sitzung gesetzt und sofort mit einem provisorischen Zahnersatz versehen. Dadurch können sie schon Beginn an leicht belastet werden, wobei die Einheilzeit wie gewöhnlich vier bis sechs Monate beträgt. Durch den geringen diagnostischen und therapeutischen Aufwand und den meist einteiligen Aufbau sind Mini-Implantate deutlich günstiger als herkömmliche Implantate. Pro Stück kommt man auf etwa 800 bis 1.000 Euro.
Mini-Implantate vor allem bei wenig Knochenangebot geeignet
Doch so verlockend eine kostengünstige und schnelle Versorgung mit Mini-Implantaten klingen mag – sie ist nicht für jeden Patienten geeignet. Mini-Implantate haben ein ausgewähltes Indikationsspektrum. So kommen sie vor allem für Patienten mit zahnlosem Unterkiefer und nur noch wenig Knochenangebot infrage und das hat seinen Grund.
Je mehr Knochen vorhanden ist, umso breiter und länger kann das Implantat gewählt werden und umso mehr Stabilität gewährleistet die Versorgung. Aber nicht jeder Patient verfügt über ein ausreichend großes Knochenangebot. So kann zum Beispiel das jahrelange Tragen von Prothesen zum langsamen Abbau des Knochens geführt haben. Bei diesen Grenzfällen sind dann keine klassischen Zahnimplantate mehr möglich und Mini-Implantate eine geeignete Alternative. Sie sind so schmal und kurz, dass sie auch in nur noch wenig Knochensubstanz eingesetzt werden und so einen stabilen Halt für herausnehmbare Totalprothesen bieten können.
Mini-Implantate, wenn größere Eingriffe nicht möglich sind
Abgesehen davon, sind Mini-Implantate auch für diejenigen Patienten geeignet, bei denen medizinische Gründe gegen einen größeren Eingriff sprechen, denn Operationen wie ein vorheriger Knochenaufbau (Augmentation) sind bei Mini-Implantaten nicht notwendig. Im Gegenteil: Eine Kombination von Augmentation und Mini-Implantat wird unter Experten sogar als kontraindiziert eingestuft, da Mini-Implantate sind belastungsfrei einheilen können. Das betrifft übrigens auch einen zu weichen Kieferknochen.
Mini-Implantate bei schmalen Lücken im unteren Frontzahnbereich
Ein weiterer Anwendungsbereich von Mini-Implantaten ist der untere Frontzahnbereich. Hier reicht der Platz für herkömmliche Zahnimplantate meist nicht aus, sodass auf die schmalen Mini-Implantate zurückgegriffen werden muss.
Mini-Implantate als Interimsimplantate
Auch als Interimsimplantate kommen die feinen Schrauben zum Einsatz. Dabei werden sie zusammen mit den dauerhaften Implantaten in den Kieferknochen gesetzt, um festen provisorischen Zahnersatz zu verankern, und wieder entfernt, wenn die endgültigen Zahnimplantate freigelegt werden.
Mini-Implantate in der Kieferorthopädie
Mini-Implantate können aber nicht nur als Fundament von Zahnersatz dienen, sondern auch in der Kieferorthopädie zum Einsatz kommen, nämlich dann, wenn nur einzelne Zähne bewegt werden sollen. Das Mini-Implantat verhindert dabei, dass sich bestimmte Zähne verschieben, denn wie jedes Zahnimplantat lässt sich auch das Mini-Implantat nicht durch die Krafteinwirkung einer festen Zahnspange umpositionieren. Während nämlich unsere Zähne immer leicht in Bewegung und nicht so fest verankert sind, wie wir uns das vielleicht vorstellen, ist ein Zahnimplantat fest mit dem Kieferknochen verwachsen.
Was kosten Mini-Implantate?
Mini-Implantate sind mit 800 bis 1.000 Euro pro Stück vergleichsweise günstig, allerdings sollte man bedenken, dass Mini-Implantate zur in Ausnahmefällen zur Versorgung einzelner Zahnlücken herangezogen werden. In der Regel kommen die schmalen Implantatschrauben bei zahnlosen Kiefern zum Einsatz. Hier sind ca. vier bis sechs Implantate pro Kiefer erforderlich.
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für Zahnimplantate nicht. Nur ein ggf. neu anzufertigender Zahnersatz wird anteilig bezuschusst. Bei privaten Versicherungen und Zahnzusatzversicherungen entscheidet wie immer der vereinbarte Tarif. Ob ein Implantat beihilfefähig ist, hängt von der Beihilfeordnung des jeweiligen Bundeslandes ab.
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