Im Prinzip haben wir alle schon einmal einen Zahnverlust erlebt – nämlich beim Wechsel vom Milchgebiss zum bleibenden Gebiss. Dabei wachsen unter den Milchzähnen die bleibenden Zähne heran und drängen die Milchzähne aus dem Kiefer. Der Zahnwechsel beginnt in der Regel im 6. Lebensjahr und ist mit dem Verdrängen der Milch-Backenzähne und Milch-Eckzähne zwischen dem 10. und 13. Lebensjahr abgeschlossen.
Zahnverlust im bleibenden Gebiss
Während der Verlust der Milchzähne ein natürlicher Prozess ist, tritt Zahnverlust aber auch nach dem Wechsel vom Milch- zum bleibenden Gebiss auf. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Neben äußeren Einwirkungen wie Zahnunfällen bzw. Zahntraumata spielen Krankheiten eine zentrale Rolle. So können zum Beispiel Essstörungen wie Bulimie, Allgemeinerkrankungen wie Diabetes oder Tumore und Chemotherapien dazu beitragen, dass wir einen oder mehrere Zähne verlieren. Selbst Zähnepressen und -knirschen (Bruxismus) hat nicht nur auf Dauer schwere Abrasionen (Abschleifungen) zur Folge – im schlimmsten Fall führt die Fehlbelastung, bei der enorme Kräfte auf die Zähne wirken, zum Reißen oder sogar Zerbrechen eines Zahnes.
So unterschiedlich aber die möglichen Ursachen für einen Zahnverlust am Ende sind, hauptverantwortlich sind bis heute Bakterien, die Zähne und Kieferknochen angreifen. Die Rede ist von den Volkskrankheiten Karies und Parodontitis.
Zahnverlust durch Karies und Parodontitis
Vor dem 40. Lebensjahr ist ein Zahnverlust durch Karies meist der erste, den wir kennenlernen. Karies wird durch Zahnbelag (Plaque) verursacht. Dieser Zahnbelag enthält Bakterien, die sich von Zucker aus der Nahrung ernähren. Dabei werden Säuren freigesetzt, die die Zahnhartsubstanz, d.h. Zahnschmelz, Zahnbein (Dentin) und Zahnzement, angreifen. Wird eine Karies nicht rechtzeitig behandelt, dringen die Bakterien bis in das Zahninnere vor und verursachen eine Zahnwurzelentzündung. Das ist zwar noch kein Todesurteil für den Zahn, denn mit Wurzelbehandlungen, Wurzelkanalrevisionen und Wurzelspitzenresektionen können Zahnärzte in vielen Fällen den erkrankten Zahn retten. Wenn jedoch auch das nicht funktioniert oder der Zahn unbehandelt bleibt, führt meist kein Weg an einer Zahnentfernung vorbei.
Ab dem 40. Lebensjahr ist Zahnverlust meist Folge einer Parodontitis, im Volksmund auch Parodontose genannt. Parodontitis ist eine chronische Entzündung des Zahnhalteapparates (d. h. Zahnfleisch, Zahnfach, Wurzelhaut, Zahnzement), die für gewöhnlich durch Bakterien im Zahnbelag entsteht. Bei einer Parodontitis wird der Zahnhalteapparat schrittweise zerstört. Die Folge: Das Zahnfleisch blutet und geht zurück; Zähne lockern sich und können im schlimmsten Fall ausfallen.
Folgen von Zahnverlust
Zahnverlust wirkt sich nicht nur auf die Zahnästhetik aus, sondern ist vor allem auch ein funktionelles Problem. So kann der Verlust eines oder mehrerer Zähne zu Knochenabbau führen, das Kauen und Sprechen beeinträchtigen und sogar Zahn- und Kieferfehlstellungen hervorrufen.
Risiko Knochenabbau
Jeder Zahn braucht eine Art Gegenspieler. Fehlt dieser Gegenspieler, fehlt auch der Kontakt, der zum Beispiel beim Kauen entsteht. Das hat zur Folge, dass der Kieferknochen an der betroffenen Stelle nicht mehr belastet wird. Knochen, Gewebe und Muskulatur, die zuvor den Zahn gehalten haben, bauen sich nach und nach ab. Selbst regenerieren können sich die verloren gegangenen Strukturen nicht. Ähnliche Auswirkungen auf die Knochensubstanz hat auch ein genetisch bedingter Zahnverlust. Denn fehlen Zähne von Geburt an, sind damit oftmals Fehlentwicklungen des Kieferwachstums verbunden.
Von Zahn- und Kieferfehlstellungen bis hin zu Sprachproblemen
Ein weiteres Problem, das durch den Verlust eines oder mehrerer Zähne verursacht wird, sind Zahn- und Kieferfehlstellungen. So verändern die Zähne, die die Lücke umgeben, im Laufe der Zeit ihre Position, d. h. sie kippen, wandern oder bewegen sich, um die entstandene Lücke zu kompensieren. Zähne und Kiefer werden dadurch nicht nur falsch belastet bzw. überlastet – die Folge können Kopf- und Nackenschmerzen oder sogar Bandscheibenvorfälle sein. Außerdem entstehen durch die Zahnbewegungen neue Lücken und Nischen, die auf der einen Seite für Patienten zu einem kosmetisches Problem werden. Darüber hinaus lassen sich die Nischen nur schwer reinigen. Dadurch steigt das Risiko für Karies und Parodontitis und somit wiederum die Gefahr für Zahnverlust.
Bei Verlust der Frontzähne kommen oftmals Sprachprobleme wie Lispeln hinzu.
Zahnersatz kann helfen
Ein passender Zahnersatz kann den möglichen Folgen eines Zahnverlustes entgegenwirken. Hier gibt es mittlerweile verschiedene Möglichkeiten wie Brücken oder Implantate. Welche Lösung die richtige ist, muss individuell entschieden werden.
Comments are closed.