Zahnfleischbluten kennt vermutlich jeder. Ursache kann eine leichte Zahnfleischentzündung (Gingivitis) sein. Sie lässt sich meist durch gründliche Zahnpflege in den Griff bekommen. Das bedeutet: zweimal am Tag die Zähne putzen und dabei die Zahnzwischenräume nicht vergessen, denn hier siedeln sich Bakterien besonders gerne an.
Anders ist es jedoch, wenn hinter dem Zahnfleischbluten eine Parodontitis, im Volksmund auch Parodontose genannt, steckt. Sie ist eine ernstzunehmende Erkrankung des Zahnhalteapparates und ab dem 40. Lebensjahr die Hauptursache für Zahnverlust.
Die Diagnose und Therapie einer Parodontitis ist Kernaufgabe der Parodontologie (= Lehre vom Zahnhalteapparat).
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Entstehung einer Parodontitis
Bei einer Parodontitis handelt es sich um eine chronische bakterielle Entzündung des Zahnhalteapparates. Der Zahnhalteapparat (auch Zahnbett genannt) besteht im Wesentlichen aus fünf Bestandteilen, der Gingiva (Zahnfleisch), dem Wurzelzement, der Wurzelhaut, kollagenen Fasern und dem Zahnfach. Er ist gewissermaßen das Fundament unserer Zähne.
Bakterien als Ursache einer Parodontitis
Verantwortlich für eine Parodontitis sind Bakterien, die sich zunächst in der Plaque befinden, einem gelblichen oder weißlichen Zahnbelag auf Zähnen und Zunge. Sie wandern vor allem bei nicht ausgeheilter Gingivitis in die Zahnfleischtaschen und bilden zusammen mit anderen Ablagerungen einen besonders harten Zahnbelag, den sogenannten Zahnstein, der sich allein durch regelmäßiges Zähneputzen nicht entfernen lässt. Wie wir es auch von anderen bakteriellen Infektionen kennen, antwortet unser Körper darauf mit einer Entzündung. Es entsteht eine Parodontitis.
Symptome einer Parodontitis
Parodontitis betrifft heute immer mehr Menschen und ist neben Karies hauptverantwortlich für Zahnverlust. Das Tückische an einer Parodontitis: Im Gegensatz zu Karies verursacht sie keine Schmerzen und ist für den Patienten vor allem im Frühstadium so gut wie nicht zu erkennen – schließlich spielt sich die Entzündung in der Tiefe, also in einem für uns nicht sichtbaren Bereich, ab. Oft bleibt sie deshalb unerkannt und Betroffene werden erst dann aufmerksam, wenn die Krankheit bereits fortgeschritten ist und sich Symptome zeigen wie:
- Zahnfleischbluten
- gerötetes, geschwollenes Zahnfleisch
- Zahnfleischrückgang
- freiliegende und empfindliche Zahnhälse
- lockere Zähne
- sich verschiebende Zähne
- Mundgeruch
Spätestens dann sollte die Erkrankung professionell behandelt werden. Passiert dies nicht, bauen sich Gewebe und Knochen nach und nach ab. Die Zähne lockern sich infolgedessen und fallen im schlimmsten Fall aus.
Diagnose und Therapie von Parodontitis
Regelmäßige Kontrolltermine beim Zahnarzt sind nicht nur wichtig, um Karies zu erkennen und vorzubeugen, sondern auch, damit krankhafte Veränderungen des Zahnhalteapparates frühzeitig diagnostiziert werden. Dabei kann der Zahnarzt die Tiefe der Zahnfleischtaschen messen, die Zahnbeweglichkeit testen und weitere Untersuchungen wie zum Beispiel spezielle Keimtests durchführen. Wie die Therapie aussieht, entscheidet am Ende der Schweregrad der Erkrankung. Angefangen bei einer professionellen Zahn- und Zahnfleischtaschenreinigung und Mundhygiene-Beratung kann die Behandlung außerdem parodontalchirurgische Eingriffe und – in schweren Fällen – regenerationsfördernde Maßnahmen umfassen.
Parodontitis-Nachsorge unbedingt ernst nehmen
Damit eine Parodontitisbehandlung erfolgreich sein kann, sind regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen und -behandlungen wie zum Beispiel eine unterstützende Parodontitistherapie (UPT) entscheidend. Betroffene sollten diese Maßnahmen unbedingt wahrnehmen, um die Behandlungsergebnisse zu stabilisieren. Aber auch darüber hinaus ist der Behandlungserfolg maßgeblich von der Mitarbeit der Patienten abhängig. Denn ohne die richtige und konsequente häusliche Zahnpflege können schnell wieder Entzündungsprozesse entstehen.
Risikofaktoren für Parodontitis
Heute weiß man, dass es bestimmte Faktoren gibt, die eine Parodontitis begünstigen; es sind daher nicht nur Bakterien allein für die Erkrankung verantwortlich. Auch bei schlechter Mundhygiene, Allgemeinerkrankungen wie Diabetes, Rauchen und Dauerstress hat die Entzündung leichtes Spiel. Genetisch bedingt kann der Körper zudem unterschiedlich stark auf die Bakterien reagieren und somit von Vornherein anfälliger für die Zahnbettentzündung sein.
Parodontitis – Folgen für die Allgemeingesundheit
Da unsere orale Gesundheit eng mit unserer Allgemeingesundheit zusammenhängt, liegt es nahe, dass eine Parodontitis selbst als Risikofaktor für andere Erkrankungen infrage kommt. So erhöht eine Parodontitis nachweislich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfälle und Frühgeburten. Ein Grund mehr also, gut auf seine Mundgesundheit aufzupassen.
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