Festsitzende Zahnspangen (auch: feste Klammern oder Brackets genannt) werden in der Regel dann eingesetzt, wenn die bleibenden Zähne durchgebrochen sind, d. h. in einem Alter zwischen 11 und 12 Jahren. Aber auch Erwachsene können feste Zahnspangen tragen, sofern Zähne und Zahnfleisch gesund sind. In Ausnahmefällen werden Brackets auch im Milchzahngebiss eingesetzt.
Festsitzende Zahnspangen eignen sich vor allem für die Behandlung ausgeprägter oder komplexer Fehlstellungen. Denn anders als bei herausnehmbaren Zahnspangen bewegen feste Apparaturen nicht nur die Zahnkrone, sondern auch die Zahnwurzel.
Aufbau fester Zahnspangen
Festsitzende Zahnspangen bestehen im Wesentlichen aus fünf Elementen. Hierzu gehören
- Brackets: Dabei handelt es sich um kleine Plättchen, die auf die Zahnflächen geklebt werden. Sie enthalten eine winzige Öffnung, den Slot, durch den später der Bogen verläuft. Brackets unterscheiden sich hinsichtlich der Materialien, der Formen und Mechanismen.
- Bänder: Sie werden an den hinteren Backenzähnen befestigt. Ähnlich wie Brackets enthalten auch die Bänder einen Slot, um den Bogen zu befestigen.
- Bogen: Er verläuft durch die Slots von Brackets und Bändern und übt aktiv Druck auf die Zähne aus. Der Bogen besteht normalerweise aus Stahl. Mittlerweile gibt es aber auch Bögen aus Titan- oder Cobaltlegierungen.
- Ligaturen: Die schmalen Metalldrähte helfen dabei, den Bogen am Bracket zu verankern.
- Alastics: Die farbigen oder transparenten Gummiringe dienen wie Ligaturen ebenfalls zur Befestigung des Bogens im Bracket.
Funktionsweise fester Zahnspangen
Das aktive Element der Zahnspange ist der Bogen. Von Brackets und Bändern gehalten übt er über einen längeren Zeitraum kontinuierlich Druck auf die Zähne aus. Dadurch werden die Zähne etwas gelockert, sodass sie nach und nach in die richtige Position bewegt werden können. Die Zahnbewegung folgt dabei der Form Drahtes.
Damit der Bogen ununterbrochen seine Funktion ausüben kann, muss er regelmäßig vom Kieferorthopäden gewechselt werden. Bei Behandlungsbeginn werden meist dünnere, elastischere Bögen eingesetzt als gegen Ende der Therapie.
Bracketsysteme von „klassisch“ bis „unsichtbar“
Heute gibt es eine große Auswahl unterschiedlicher Brackets. Den meisten dürften wohl die klassischen Metallbrackets kennen, aber auch “unsichtbare” Varianten sieht man vor allem bei erwachsenen Patienten immer häufiger. Jedes Bracketsystem hat dabei seine eigenen Vor- und Nachteile.
Metallbrackets
Metallbrackets sind gewissermaßen der Klassiker unter den Brackets. Es gibt sie in verschiedenen Größen (z. B. Minibrackets) und Ausführungen. Sie bestehen aus rostfreiem oder – bei Allergikern – aus nickelfreiem Stahl und sind die robusteste und kostengünstigste Variante.
Die Kosten für einfache Metallbrackets aus rostfreiem Stahl übernehmen in der Regel die gesetzlichen Krankenversicherungen. Die zusätzlichen Kosten für Sonderausführungen, wie Minibrackets oder nickelfreien Brackets, muss der Patient selbst tragen.
Kunststoff- und Keramikbrackets
Eine beliebte Alternative zu Metallbrackets sind Kunststoff- oder Keramikbrackets. Sie sind transparent und lassen die natürliche Farbe unserer Zähne durchscheinen. Damit haben sie einen entscheidenden ästhetischen Vorteil: Sie sind deutlich unauffälliger und lassen sich gut in das Privat- und Berufsleben integrieren. Die verträgliche Keramik ist dabei auch für Patienten mit Metallunverträglichkeit eine geeignete Alternative.
Keramikbrackets sind glatter als ihre metallenen Gegenstücke und deshalb weniger anfällig für Bakterien. Aber: So robust wie Metallbrackets sind weder Keramik- noch Kunststoffbrackets. Deshalb ist nicht nur Vorsicht bei harten Lebensmitteln geboten – auch die Behandlung kann mitunter mehr Zeit in Anspruch nehmen, weil sich bestimmte Zahnbewegungen mit Kunststoff- oder Keramikbrackets nur vorsichtig durchführen lassen.
Die Behandlung mit Kunststoff- oder Keramikbrackets ist mit Mehrkosten verbunden, die der Patient selbst tragen muss. Um Kosten zu sparen, kann man auch nur die sichtbaren Bereiche mit Kunststoff- oder Keramikbrackets behandeln, alle anderen Bereiche dagegen mit herkömmlichen Metallbrackets.
Selbstligierende Brackets
Bei selbstligierenden Brackets (auch Damon-Brackets genannt) wird auf haltende Elemente wie Drähte oder Alastics verzichtet. Stattdessen sind die Brackets selbst mit kleinen Klammern versehen, in die der Draht einfach festgeklemmt werden kann. Dadurch lässt er sich in der Regel wesentlich schneller austauschen – sowohl für den Patienten als auch für den Behandler ein Vorteil.
Selbstligierende Brackets gibt es aus Edelstahl und Keramik. Die Kosten trägt in beiden Fällen der Patient.
Lingualbrackets
Lingualbrackets gehören zu den sogenannten “unsichtbaren” Zahnspangen. Sie werden auf der Innenseite der Zähne befestigt und sind daher für Außenstehende kaum zu sehen. Dadurch ermöglichen sie eine unauffällige kieferorthopädische Behandlung, die immer häufiger von erwachsenen Patienten in Anspruch genommen wird.
Lingualbrackets unterscheiden sich von der herkömmlichen, labialen Technik vor allem durch ihre Ästhetik. In manchen Fällen können sie aber auch medizinisch gerechtfertigt sein. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn ein Drehstand oder Wurzelkippungen behandelt werden sollen.
Jedoch: Die Behandlung mit Lingualbrackets ist durch das CAD/CAM-Herstellungsverfahren technisch und zeitlich sehr aufwendig und wird von der Krankenkasse gewöhnlich nicht übernommen. Aufgrund der Bracketposition können zudem (anfängliche) Schwierigkeiten beim Sprechen und Irritationen der Zunge auftreten.
Weitere Elemente zur Behandlung und Verankerung
Neben Brackets gibt es viele weitere festsitzender kieferorthopädischer Behandlungs- und Verankerungselemente, die meist in Kombination mit einer anderen Therapieform verwendet werden.
Herbst-Scharnier
Ein Herbst-Scharnier dient zur Behandlung einer Unterkieferrücklage. Hierzu werden jeweils die ersten Backenzähne (Molaren) des Oberkiefers mit den Unterkiefer-Eckzähnen teleskopartig verbunden. Als Befestigung kommen kieferorthopädische Bänder zum Einsatz.
Durch das Herbst-Scharnier wird das Unterkieferwachstum angeregt und eine Vorverlagerung des Unterkiefers erzeugt. Die Wirkung bezieht sich also weniger auf die Zähne als auf das Skelett.
Die Behandlung mit einem Herbst-Scharnier findet normalerweise bei Jugendlichen und Erwachsenen bis zum 30. Lebensjahr statt, sprich: wenn das Kieferwachstum weitgehend abgeschlossen ist.
Damit sich der Unterkiefer nach Behandlungsabschluss nicht erneut nach hinten verlagert, können Vorschubdoppelplatten (eine Kombination aus aktiver Platte und funktionskieferorthopädischem Gerät) oder funktionskieferorthopädische Geräte eingesetzt werden.
Gaumennaht-Erweiterungsapparatur
Die Gaumennaht-Erweiterungsapparatur wird zur Behandlung zu schmaler Oberkiefer verwendet. Sie setzt genau dort an, wo beide Hälften des Oberkiefers miteinander verbunden sind – der Gaumennaht. Befestigt wird die Apparatur am ersten kleinen und ersten großen Backenzahn. Sie enthält eine Schraube, die regelmäßig nachgestellt wird und Druck auf die Gaumennaht auslöst. Dadurch erweitert sich die Gaumennaht, und der Oberkiefer wird breiter.
Nach der Behandlung mit einer Gaumennahtapparatur bekommt der Patient eine feste Zahnspange, um die Zähne in die richtige Position zu bringen.
Anders als bei Kindern und Jugendlichen muss bei erwachsenen Patienten die Gaumennaht vor Einsetzen einer Gaumennahtapparatur chirurgisch getrennt werden. Der Grund: Die Naht verknöchert in der Regel ab dem 30. Lebensjahr und kann daher ohne vorherigen Eingriff nicht korrigiert werden. Damit beide Oberkieferhälften am Ende wieder zusammenwachsen, bleibt die Apparatur nach Abschluss der Behandlung noch mehrere Monate im Mund.
Quadhelix und Bihelix
Eine Quadhelix wird (ähnlich wie die Gaumennaht-Erweiterungsapparatur) zur Erweiterung des Oberkiefers eingesetzt, aber auch zur Rotation der Oberkiefer-Molaren. Das Drahtgerüst verläuft dabei quer über den Gaumen und wird mit Metallbändern an den großen Backenzähnen befestigt.
Was die Quadhelix für den Oberkiefer ist, ist die ‘Bihelix’ für den Unterkiefer. So sorgt die Apparatur dafür, dass sich die Unterkiefer-Backenzähne drehen und sich der Unterkieferzahnbogen erweitert.
Festsitzender Transpalatinalbogen / Lingualbogen
Ein festsitzender Transpalatinalbogen wird mit Bändern an den oberen Backenzähnen befestigt und kann mit anderen Apparaturen kombiniert werden. Das Gerät dient dazu, Backenzähne zu drehen, zu kippen oder den Oberkiefer zu erweitern. Außerdem kann er dabei helfen,
1.) Backenzähne zu stabilisieren, während gleichzeitig die Schneidezähne von einer festen Zahnspange bewegt werden, und
2.) zu verhindern, dass sich bei frühzeitigem Milchzahnverlust Nachbarzähne ungünstig verschieben.
Miniimplantate / Hilfsimplantate
Hilfsimplantate sind einteilige Implantate, die einen Durchmesser von 1 bis 3,5 Millimeter haben und sich auch in ihrer Länge deutlich von herkömmlichen Implantaten unterscheiden. Im Rahmen der Kieferorthopädie werden sie vor allem als Verankerungselement eingesetzt, um bei einer Behandlung mit Zahnspangen unerwünschte Zahnbewegungen zu vermeiden. Hierzu werden sie meist zwischen die natürlichen Zahnwurzeln oder ans Ende einer Zahnreihe gesetzt. Darüber hinaus können Hilfsimplantate in manchen Fällen Außenzahspangen wie Headgear oder Gesichtsmaske ersetzen.
Festsitzende Lückenhalter
Festsitzende Lückenhalter gehören zu den kieferorthopädischen Prophylaxe-Geräten. Die kleinen Metallrahmen werden dort eingesetzt, wo Milchzähne frühzeitig verloren gegangen sind, und mit Zahnzement an den Nachbarzähnen fixiert. Dadurch verhindern sie, dass Zähne in die Zahnlücke rutschen. Wächst der bleibende Zahn heran, entfernt der Kieferorthopäde den Lückenhalter.
Feste Zahnspangen reinigen
Die richtige Zahnpflege ist besonders beim Tragen einer Zahnspange überaus wichtig. So kann sich an den Brackets einiges festsetzen – reinigt man im Gegenzug Zähne und Zahnspange nicht gründlich genug, riskiert man womöglich eine Zahn- oder Zahnfleischerkrankung.
Damit das nicht passiert, sollte man die Zähne ganz normal mit einer elektrischen Zahnbürste oder manuell sauber halten. Zahnseide ist besonders wichtig, um auch die Zahnzwischenräume vor schädlichen Bakterien zu schützen. Der Kieferorthopädie kann dabei die richtige Anwendung der Zahnseide demonstrieren, denn die ist mit einer Zahnspange nicht ganz so einfach. Interdentalbürsten eignen sich besonders bei Patienten mit größeren Zahnzwischenräumen.
Übrigens: Kieferorthopädische Praxen bieten bei Bedarf auch professionelle Zahnreinigungen für Zahnspangenträger an.
Eingewöhnungsphase
Bei einer kieferorthopädischen Behandlung werden die Zähne bewegt. Das bedeutet zwar nicht, dass man während der Behandlung per se unter starken Schmerzen leidet. Allerdings mag sich das Tragen der Zahnspange vor allem in den ersten Tagen unangenehm anfühlen und unter Umständen zu Druckschmerzen führen.
Bei so viel Draht im Mund kann es zudem durchaus einmal vorkommen, dass Teile der Zahnspange pieksen. Hierfür gibt es spezielles Schutzwachs, das den Reiz der Zahnspange auf die Mundschleimhaut unterbricht. Natürlich kann man in diesem Fall aber immer auch seinen Kieferorthopäden kontaktieren. Der entfernt dann die Teile, die Schmerzen verursachen und ersetzt sie durch neue. Überhaupt aber sollte man bei Problemen mit der Zahnspange immer seinen Behandler aufsuchen.
Behandlungsdauer und Kontrolltermine
Wie lange man eine festsitzende Zahnspange tragen muss, ist von Patient zu Patient unterschiedlich. Am Ende entscheiden viele Faktoren über die Behandlungsdauer wie zum Beispiel der Schweregrad der Fehlstellung, die Art der Zahnspange und in welcher Phase der Behandlung man sich befindet. Das gilt im Übrigen auch für die Frequenz der Kontrolltermine. So ist der Besuch beim Kieferorthopäden alle ein bis drei Monate, durchschnittlich alle sechs Wochen, notwendig.
Vor- und Nachteile fester Zahnspangen
Für viele Patienten beginnt die kieferorthopädische Behandlung mit einer herausnehmbaren Zahnspange. Doch nicht jeder trägt sie so konsequent, wie es für ein gutes Behandlungsergebnis erforderlich wäre. Kinder zum Beispiel müssen erst einmal zur Mitarbeit motiviert werden – und auch bei Jugendlichen ist die Verlockung groß, die Zahnspange während der Schule einfach herauszunehmen.
Vorteile: Non-Compliance, universell einsetzbar & effizient
Ein großer Vorteil von festsitzenden Zahnspangen ist daher: Sie erfordern keine Compliance (Mitarbeit) des Patienten. Und da sie fest an den Zähnen verankert sind, können sie im Übrigen auch nicht verloren gehen.
Hinzu kommt, dass feste Zahnspangen – anders als herausnehmbare Zahnspangen – Universalgeräte sind. Das bedeutet, sie können nahezu alle Fehlstellungen effektiv behandeln und sind nicht auf leichte bis mittlere Anomalien beschränkt. Außerdem machen festsitzende Zahnspangen Feineinstellungen der Verzahnung möglich.
Nachteile: Reinigung, Ästhetik & Ernährung
Trotzdem haben natürlich auch festsitzende Zahnspangen einige Nachteile. So ist ihre Reinigung wesentlich aufwändiger als bei einer herausnehmbaren Apparatur, schließlich können sich an Brackets etc. sehr schnell Essensreste verfangen. Mit einer festsitzenden Zahnspange steigt also auch das Kariesrisiko.
Das A und O für Zahnspangenträger ist daher eine gründliche tägliche Zahnpflege. Um diesen Prozess zu erleichtern, bietet es sich an, während der Behandlung auf klebrige Lebensmittel wie Lakritz oder Karamell zu verzichten. Auch bei harten Lebensmitteln sollte man aufpassen: Vor allem die weniger robusten Kunststoff- oder Keramikbrackets können schneller brechen.
Festsitzende Zahnspangen können Irritationen der Mundschleimhaut oder – bei Lingualbrackets – der Zunge hervorrufen. Viele Patienten sehen Zahnspangen zudem als ästhetische Einschränkung. Das gilt insbesondere für Metallbrackets.
Sprechen in der Regel problemlos möglich
Das Sprechen mit einer festen Zahnspange ist bei den meisten Apparaturen problemlos möglich. Schwierigkeiten treten dagegen nur bei Lingualbrackets auf. Bedingt durch ihre Befestigung an der Zahninnenseite schränken die Brackets den Freiraum der Zunge ein.
Kosten einer festen Zahnspange
Ob die gesetzliche Krankenversicherung festsitzende Zahnspangen zahlt, hängt vom Alter des Patienten, dem Schweregrad der Fehlstellung und der Behandlungsmethode ab. Es gibt zwar Ausnahmen, aber in der Regel zahlt die gesetzliche Krankenkasse keine Zahnspangen bei Erwachsenen.
Kieferorthopädische Indikationsgruppen: ab Stufe 3 zahlt die Kasse
Bei Kindern und Jugendlichen dagegen kommt es vor allem auf den Grad der Fehlstellung an. Zur Einstufung gibt es die sogenannten kieferorthopädischen Indikationsgruppen (KIG). Ab Stufe 3 zahlt die GKV 80 Prozent der Kosten, während der Patient zunächst die restlichen 20 Prozent trägt (ab dem zweiten Kind in Behandlung 10 Prozent). Nach Behandlungsabschluss werden diese 20 bzw. 10 Prozent von der Krankenkasse erstattet.
Kostenübernahme nur bei Metallbrackets
Dies gilt allerdings nur für eine Behandlung mit konventionellen Metallbrackets. Entscheidet man sich zum Beispiel für Keramikbrackets, Minibrackets, selbstligierende Brackets oder Lingualbrackets, muss man die Therapie – je nach Art der Zahnspange – entweder selbst zahlen oder die Mehrkosten tragen.
Frühbehandlung nicht in jedem Fall erstattungswürdig
Beachten sollte man außerdem den Zeitpunkt der Behandlung. So wird eine kieferorthopädische Behandlung im Milchgebiss oder frühen Wechselgebiss generell nur in Ausnahmefällen übernommen.
Bei Privat- und Zusatzversicherung Tarif beachten
Verfügt man über eine Privatversicherung, sollte man vor Behandlungsbeginn unbedingt prüfen, welchen Tarif man abgeschlossen hat, denn der entscheidet am Ende darüber, ob und unter welchen Voraussetzungen eine Behandlung erstattet wird. Das gilt im Übrigen auch für Zusatzversicherungen. Anders aber als bei Privatversicherungen entscheidet hier außerdem der Zeitpunkt des Versicherungsabschlusses.
Mehr zum Thema Kosten – auch für Beihilfepatienten – finden Sie hier.
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