Als Fissuren bezeichnet man Risse im Knochen. Beim Blick in unseren Mund erkennen wir schnell die zahlreichen Fissuren in unseren Backenzähnen. Da sich in den tiefen Stellen gerne Bakterien ansammeln, bildet sich dort besonders leicht Karies. Eine Fissurenversiegelung schützt die Zähne davor. Zahnarzt Christof Riffel aus der Praxis am Kureck in Wiesbaden erklärt, wie das funktioniert.
Warum Fissurenversiegelung?
Unsere Backenzähne sind in der Regel von einer Längsfissur durchzogen, von der mehrere Querfissuren abzweigen. Die Unebenheiten auf den Backenzähnen helfen beim Kauen der Nahrung. Der Nachteil ist, dass die tieferliegenden Stellen schwierig zu reinigen sind. So bildet sich dort besonders schnell Karies.
Was ist eine Fissurenversiegelung?
Als vorbeugende Maßnahme empfehlen Zahnärzte die Fissurenversiegelung. Dabei werden die Kauflächen der Backenzähne mit einem Material überzogen. So können sich keine Bakterien mehr in den Vertiefungen einnisten und Karies wird verhindert. Außerdem ist die Oberfläche des Zahnes glatter und somit leichter zu reinigen.
Wer bekommt eine Fissurenversiegelung?
Die ersten bleibenden Backenzähne brechen bei Kindern im Alter von etwa sechs oder sieben Jahren durch. Besonders in den ersten zwei Jahren danach sind sie von Natur aus sehr anfällig für Fissurenkaries. Zudem sind Kinder oft noch nicht in der Lage, ihre Zähne gründlich genug zu putzen. Besonders die hinteren Backenzähne werden mit der Zahnbürste nur schlecht erreicht. Deshalb sollte jeder (bleibende) Backenzahn etwa ein halbes Jahr nach seinem Durchbruch versiegelt werden, es sei denn, die Fissuren sind wenig ausgeprägt und sehr flach.
Eine Fissurenversiegelung bietet sich auch bei einem erhöhten Kariesrisiko an. In diesem Fall versiegelt der Zahnarzt auch kleine Fissuren in den Vorder- und Eckzähnen oder Milchzähne.
Wie läuft eine Fissurenversiegelung ab?
Behandlung – Materialien – Nachversorgung
Ein Zahnarzt unterscheidet zwischen einer einfachen/präventiven Fissurenversiegelung und einer erweiterten/invasiven Fissurenversiegelung. Letztere ist notwendig, wenn in einer Fissur bereits beginnender Karies erkennbar ist. In diesem Fall muss der Karies zunächst entfernt werden. Danach ist das Verfahren für beide Behandlungsformen dasselbe:
Ablauf der Behandlung
Zunächst reinigt der Zahnarzt die betroffenen Stellen. Danach sorgt er dafür, dass der Zahn nicht in Kontakt mit Speichel kommt. Das funktioniert entweder mithilfe von Watteröllchen oder einem Kofferdam. Ein Kofferdam ist ein Gummi, das über den Mund gespannt wird. Nur die Zähne, die behandelt werden sollen, werden freigelegt. Anschließend wird auf den Zahnschmelz etwas Phosphorsäure gegeben, die den Zahn ganz leicht aufraut, damit die Versiegelung gut haftet. Danach wird das Versiegelungsmaterial dünn aufgetragen. Die Materialien härten auf unterschiedliche Weisen aus, oftmals ist dafür gebündeltes Licht nötig. Wenn die Versiegelung hart ist, prüft der Zahnarzt, ob die Zähne gut aufeinander beißen. Störstellen schleift er vorsichtig ab. Abschließend wird Fluorid auf die Zähne aufgetragen. Das sorgt dafür, dass sich Mineralien im Zahnschmelz ansammeln und er so stabil wird.
Die Behandlung dauert 15-30 Minuten und ist nicht schmerzhaft.
Materialien für die Versiegelung
In der Regel wird für eine Versiegelung Kunststoff verwendet. Teilweise ist darin auch Fluorid enthalten, das dann nach und nach an die Zähne abgegeben wird. Eine mögliche Alternative ist Zement. Der kann noch mehr Fluorid an die Zähne abgeben. Allerdings ist er weniger elastisch als Kunststoffe und kann daher leichter abplatzen.
Wie lange hält eine Fissurenversiegelung?
Nach der Behandlung ist es zunächst wichtig, dass der Patient eine Stunde lang auf Essen, Trinken, Kaugummikauen und Zähneputzen verzichtet. Dann hält eine gute Fissurenversiegelung in der Regel sieben bis zehn Jahre. Sollte die Versiegelung an einer Stelle abplatzen, geschieht das meistens in den ersten sechs Monaten nach der Behandlung. Deshalb ist es sinnvoll, direkt nach der Behandlung einen Kontrolltermin zu vereinbaren. Der Zahnarzt kann betroffene Stellen dann direkt ausbessern.
Was kostet eine Fissurenversiegelung?
Für Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 17 Jahren ist die Versiegelung der hinteren Backenzähne durch die gesetzlichen Krankenkassen abgedeckt. Was darüber hinaus bezahlt wird, sollten Sie gegebenenfalls individuell bei Ihrer Krankenkasse erfragen. Häufig werden Fissurenversiegelungen von Zahnzusatzversicherungen abgedeckt. Die können jedoch in den meisten Fällen nur bei aktuell gesunden Zähnen abgeschlossen werden. Übernimmt man die Kosten für die Fissurenversiegelung selbst, werden rund 15 € pro Zahn fällig.
Nebenwirkungen
Nebenwirkungen treten laut Aussage der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) nur sehr selten auf. Mögliche Allergien auf die verwendeten Stoffe können vorher mit dem Zahnarzt abgeklärt werden.
Auch Zweifel im Hinblick auf vom Kunststoff freigesetzte ungesunde Stoffe kann die DGZMK nehmen: bei korrektem Ablauf ist die Menge dieser Stoffe so gering, dass niemand Schäden befürchten muss. Möchte der Patient trotzdem auf Kunststoff verzichten, kann er seinen Arzt darum bitten, die Fissuren mit Zement zu versiegeln.
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