Eine Parodontitis, könnte man meinen, betrifft auschließlich das Gebiss. Doch dem ist nicht so. Heute weiß man, dass sich die Infektionskrankheit auch auf unsere Gesamtgesundheit auswirken kann und im Zusammenhang mit vielen Herz-, Hirn- Gelenk- und Stoffwechselerkrankungen steht.
Zahnverlust nur eine Folge von Parodontitis
Die Diagnose Parodontitis hört wohl niemand gerne, schließlich kann die bakterielle Entzündung des Zahnhalteapparates bzw. Zahnbetts bis hin zum Zahnverlust führen. Die Stoffwechselprodukte der Parodontitis-Bakterien verursachen einen Abbau von Gewebe und Knochen, der das Fundament der Zähne langsam auflöst. Bleibt eine Parodontitis unbehandelt, fallen die Zähne früher oder später aus.
Zwar lassen sich verloren gegangene Zähne heute sehr gut ersetzen, denn Prothetik und Implantologie haben in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Trotzdem wird eine Parodontitis mittlerweile sehr viel kritischer betrachtet – und das hat einen Grund.
Folgeerkrankungen einer Parodontitis
Die Wissenschaft hat gezeigt, dass sich eine Parodontitis weit mehr als nur auf unser Gebiss auswirkt. Stattdessen kann die Zahnbettentzündung auch auf andere Stellen unseres Körpers Einfluss nehmen. Warum ist das so?
Die Parodontitis-Bakterien setzen Entzündungsbotenstoffe, sogenannte Mediatoren, frei. Über eine Wunde zwischen Zahnfleisch und Zahnwurzel gelangen diese Mediatoren in unsere Blutbahn und verteilen sich im gesamten Organismus. Hier können sie ebenfalls Entzündungen auslösen und so zum Risikofaktor für Herzinfarkte, Hirninfarkte, rheumatische Arthritis oder sogar Morbus Alzheimer werden.
Dass man Parodontitis und Allgemeingesundheit überhaupt in Verbindung miteinander gebracht hat, haben wir übrigens einer Studie zum Zusammenhang von Parodontitis und Frühgeburten zu verdanken. So haben Forscher die Zahnbettentzündung als Mitverursacher von Frühgeburten diagnostiziert und so auf das Wechselverhältnis zwischen oraler und systemischer Gesundheit aufmerksam gemacht.
Erhöhtes Risiko für Herz- und Hirninfarkte
Herz- und Hirninfarkte sind die häufigste Todesursache in Deutschland. Sie entstehen als Folge von Entzündungen an den Gefäßinnenwänden, die nicht nur durch Rauchen und Alkohol begünstigt werden können, sondern auch durch chronische Erkrankungen wie Parodontitis. So ist bereits wissenschaftlich nachgewiesen, dass sich die Entzündungsbotenstoffe der Parodontitis-Bakterien besonders gerne an die Innenwände der Herzkranzgefäße setzen. Hier erzeugen sie Mikroentzündungen und beschleunigen schwere arterielle Verschlusserkrankungen wie Arteriosklerose.
Patienten, die von einer Parodontitis betroffen sind, bekommen um den Faktor 4 bis 5 häufiger einen Herzinfarkt. Männer mit Parodontitis, die älter als 60 Jahre sind, erleiden zudem häufiger einen Hirninfarkt.
Parodontitis, rheumatische Arthritis und Diabetes
Vielleicht mag es zunächst etwas abwegig klingen, aber jeder Patient, der Rheuma hat, sollte einen Termin beim Zahnarzt machen. Anders jedoch als in den 1930er Jahren, als man Rheuma-Patienten alle Zähne gezogen hat, geht es hier darum, den Patienten mit Blick auf eine mögliche Parodontitis zu untersuchen. Denn genauso wie die Entzündungsbotenstoffe der Parodontitis-Bakterien Herz- und Hirninfarkte begünstigen können, stehen sie im Zusammenhang mit der Entstehung rheumatischer Arthritis, einer chronischen Entzündung der Gelenke.
Außerdem hat man herausgefunden, dass sich die Mediatoren, also die Entzündungsbotenstoffe der Parodontitis-Bakterien, auch auf die Bauspeicheldrüse auswirken. So wird man als Diabetiker mit einer Parodontitis-Erkrankung Schwierigkeiten haben, den Blutzuckerspiegel einzustellen. Er wird selbst bei noch so guter Ernährung starken Schwankungen ausgesetzt sein, da die Entzündungsbotenstoffe der Parodontitis-Bakterien die Bauspeicheldrüse reizen.
Parodontitis und Alzheimer
Mehrere Studien belegen einen Zusammenhang zwischen Parodontitis und Hirnerkrankungen wie Morbus Alzheimer. Patienten mit einer chronischen Parodontitis haben demnach ein deutlich höheres Risiko, an Alzheimer zu erkranken. Noch ist der direkte Zusammenhang zwischen den beiden Erkrankungen zwar unklar. Man nimmt jedoch an, dass Mikroentzündungen, also kleine Entzündungsherde im Organismus, eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Alzheimer spielen.
Zusammenarbeit zwischen Zahnärzten und Internisten gefragt
Ob Herzinfarkte, Rheuma oder Diabetes – Parodontitis hat Auswirkungen viele andere, nicht dentale Erkrankungen. Besonders Internisten weisen Zahnärzte immer häufiger darauf hin, etwas gegen die Parodontitis zu unternehmen. Darüber hinaus arbeiten viele Zahnärzte mittlerweile mit einem Netzwerk aus Spezialisten anderer Disziplinen zusammen, um der Wechselseitigkeit zwischen Mund- und Allgemeingesundheit gerecht zu werden.
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