Zahnspangen sind keine Frage des Alters. Auch Erwachsene können sie tragen, sofern Zähne und Zahnfleisch gesund sind. Nun kann man sich vorstellen, dass die Behandlung bei abgeschlossenem Kieferwachstum langwieriger ist. Doch bei den gleichen Voraussetzungen und Behandlungsgeräten dauert sie kaum länger als bei Kindern und Jugendlichen. Am Ende kommt es nicht zuletzt auf das individuelle Empfinden an.
Gleiche Voraussetzungen – gleiche Behandlungsdauer
Grundsätzlich kann man bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit einer ähnlichen Behandlungsdauer rechnen. Die beträgt bei komplexen Fällen und mit den heutigen technischen Möglichkeiten durchschnittlich 12 bis 18 Monate. Zwar ist der Knochen Erwachsener härter als der von Kindern und Jugendlichen – die Therapie sollte deshalb mit weicheren Kräften beginnen, um die Zähne möglichst schonend in die neue Position zu bewegen. Kieferorthopäden verfahren so häufig aber auch bei ihren kleinen Patienten.
Das alles gilt selbstverständlich nur, wenn man von denselben Voraussetzungen ausgeht. Wie lange man eine Zahnspange tragen muss, hängt allgemein von unterschiedlichen Faktoren ab. Dazu gehört in erster Linie der Schwierigkeitsgrad, aber auch die Art der Zahnspange (fest, lose), die eigene Mitarbeit, mögliche (Vor-)Erkrankungen und nicht zuletzt die persönlichen Wünsche wirken sich auf die Behandlungszeit aus.
Die Bedeutung von Compliance
Lose Zahnspangen haben einen großen Vorteil: Sie lassen sich beim Essen, Sprechen, beim Sport und bei der Zahnpflege herausnehmen. Das mag zunächst verlockend klingen. Doch der Vorteil loser Zahnspangen ist auch ihr größter Nachteil, schließlich kann man die Zahnspange bei jeder Gelegenheit herausnehmen. Wie oft und wie lange man die Zahnspange trägt bzw. nicht trägt, wirkt sich allerdings nicht nur auf den Behandlungserfolg, sondern auch auf die Behandlungszeit aus. Bei Alignern und anderen herausnehmbaren Zahnspangen kommt es also auf die eigene Mitarbeit (Compliance) an. Trägt man die Apparaturen nicht lange genug, kann die Behandlung deutlich länger dauern als eigentlich kalkuliert. Das ist letztlich aber bei Teenagern genauso der Fall wie bei Erwachsenen. Wer also zu Nachlässigkeit neigt, für den sind feste Zahnspangen möglicherweise besser geeignet.
Akute Zahn- und Zahnfleischerkrankungen müssen behandelt werden
Egal ob Jung oder Alt – eine Zahnspange sollte nur bekommen, wer gesunde Zähne und gesundes Zahnfleisch hat. Das bedeutet: Karies und Parodontitis müssen unbedingt vor Beginn der kieferorthopädischen Behandlung erfolgreich therapiert werden. Das hat auch gute Gründe, denn Erkrankungen der Zähne und des Zahnfleisches können durch eine Zahnspange noch verstärkt werden. Bei festen Zahnspangen zum Beispiel ist das Risiko für Karies ohnehin höher, da sich die Zähne nicht mehr so einfach reinigen lassen wie gewohnt. Dementsprechend kann man sich vorstellen, dass auch eine schon vorliegende Karieserkrankung sehr leicht fortschreiten kann.
Keine Zahnspange bei Parodontitis
Bei einer Zahnbettentzündung, einer sogenannten Parodontitis, wiederum, baut sich der Kieferknochen schrittweise ab – bis zu dem Punkt, an dem sich die Zähne lockern und im schlimmsten Fall verloren gehen. Nun muss man wissen, dass die Kräfte bei einer festen Zahnspange nicht nur auf die Zahnkrone, sondern auch auf die Zahnwurzel wirken, also auf den Teil des Zahns, der im Kieferknochen verankert ist. Bei einer vorliegenden Parodontitis, die ebendiesen Kieferknochen angreift, kann die Kraft, die von einer festen Zahnspange ausgeht, weiteren Schaden anrichten.
Bevor man sich also für eine Zahnspange entscheidet, sollte man seine Zahn- und Zahnfleischgesundheit sicherstellen. Die Vorbehandlungen, die dafür unter Umständen notwendig sind, nehmen zusätzlich Zeit in Anspruch, die man für seine Planung berücksichtigen sollte.
Vorerkrankungen können Behandlungsdauer erhöhen
Bei Erwachsenen Patienten haben Zähne und Zahnfleisch in vielen Fällen schon einiges hinter sich. Das können zum Beispiel Parodontitiserkrankungen sein, Implantationen oder andere prothetische Versorgungen. All diese Vorbehandlungen verändern unser Gebiss und müssen bei der kieferorthopädische Behandlung berücksichtigt werden. Je nach dem Zustand des Gebisses kann die kieferorthopädische Behandlung dann schon einmal länger dauern als normal.
Manche Patienten brauchen mehr Zeit
Wie lange eine kieferorthopädische Behandlung dauert, kann auch von unserem persönlichen Empfinden abhängen. So gibt es zum Beispiel Patienten, die lieber etwas länger warten, bis die Zahnspange verstellt wird. Andere wiederum sind weniger empfindlich und bewegen sich dadurch schneller auf das angestrebte Ziel zu. Am Ende zählt jedoch immer das eigene Wohlbefinden. Dann darf die Behandlung auch ruhig schon einmal etwas länger dauern.
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