Zahnspangen verbindet man vor allem mit dem Teenageralter. Aber: Bei gesunden Zähnen und gesundem Zahnfleisch können Zahnspangen noch bis ins hohe Alter getragen werden. Erwachsene haben dabei im Prinzip ähnliche Möglichkeiten wie Jugendliche. Große Unterschiede tun sich dagegen bei den Kosten auf, denn die werden ab dem 18. Lebensjahr in der Regel nicht mehr übernommen.
Zahnspangen bei Erwachsenen nehmen zu
Gesunde und schöne Zähne spielen in unserem Berufs- und Privatleben eine immer größere Rolle. Sie strahlen Selbstbewusstsein aus, wirken attraktiv und haben überhaupt entscheidenden Einfluss auf unsere körperliche, psychische und soziale Gesundheit. Nicht jeder aber ist mit einem perfekten Lächeln ausgestattet und nicht jeder hatte als Teenager eine lose und / oder feste Zahnspange – zumal Zahn- und Kieferfehlstellungen auch erst mit fortgeschrittenem Alter auftreten können.
Viele Erwachsene entscheiden sich deshalb für eine kieferorthopädische Behandlung bzw. holen die Korrektur von Zahn- und Kieferfehlstellungen nach. Nicht ohne Grund sind dabei sogenannte “unsichtbare” Zahnspangen besonders beliebt, denn sie machen die Behandlung ganz unauffällig.
Nicht nur ästhetische Gründe
Auch wenn ästhetische Gründe bei der Entscheidung für eine Zahnspange überwiegen mögen – eine kieferorthopädische Behandlung kann auch medizinisch sinnvoll sein, schließlich wirken sich Zahnfehlstellungen bisweilen unterschiedlich auf unseren Körper aus. So sind sie für eine Reihe funktioneller Störungen verantwortlich und können Tinnitus, Kiefergelenkschmerzen, Sprachfehler oder Probleme beim Schließen der Lippen hervorrufen. Auch die Zahnpflege ist wesentlich einfacher und effektiver, wenn die Zähne optimal im Gebiss liegen. Zahnzwischenräume etwa lassen sich bei geraden Zähnen viel besser erreichen und reinigen. Das beugt nicht nur Karies, sondern auch Zahnfleisch- und Zahnbettentzündungen (Gingivitis und Parodontitis) vor.
Voraussetzung: Gesunde Zähne und gesundes Zahnfleisch
Wie bei jeder kieferorthopädischen Behandlung müssen auch bei Erwachsenen Zähne und Zahnfleisch gesund sein. Vorerkrankungen wie Parodontitis, die vor allem ab dem 40. Lebensjahr vermehrt auftreten, sollten in jedem Fall vor einer kieferorthopädischen Behandlung therapiert werden. Andernfalls können die Kräfte, die bei der Behandlung auf die Zahnkronen und -wurzeln einwirken, dazu führen, dass sich eine vorhandene Parodontitis verschlimmert.
Selbst Vorerkrankungen, die bereits erfolgreich therapiert wurden, haben großen Einfluss auf die kieferorthopädische Behandlung, u. a. auf die Wahl der Apparatur und die Behandlungszeit. So kann eine Parodontitis bereits zu Knochenabbau geführt haben – und je nachdem, wie viel Substanz fehlt, muss die Behandlung speziell an die vorhandene Gebisssituation angepasst werden. Genauso wirken sich auch Zahnimplantate, Zahnersatzmaterialien, Zahnkronen, Zahnfüllungen und Karieserkrankungen auf die Planung und den Ablauf einer kieferorthopädischen Behandlung aus.
Von klassischen Brackets bis hin zu unsichtbaren Zahnspangen
Erwachsene können im Prinzip die gleichen Apparaturen tragen wie Jugendliche. Da der Knochen erwachsener Patienten jedoch härter ist als der von Kindern und Jugendlichen, ist es besonders wichtig, mit weichen Kräften anzufangen und die Zähne möglichst schonend zu bewegen. Dadurch wird vermieden, dass weder radikale Schmerzen noch Druck auftreten. Obwohl unsichtbare Zahnspangen besonders gefragt sind, geht das natürlich auch mit klassischen Metallbrackets. Welche Behandlungsform die richtige ist, sollte allerdings immer im Gespräch mit dem behandelnden Kieferorthopäden entschieden werden.
Sichtbare Zahnspangen aus Metall, Kunststoff oder Keramik
Klassische feste Zahnspangen, d. h. Zahnspangen auf der Vorderseite der Zähne, gibt es in vielen verschiedenen Ausführungen mit jeweils eigenen Vor- und Nachteilen. Die wohl bekannteste Form der klassischen, sichtbaren Zahnspange sind Metallbrackets. Bestehend aus rostfreiem oder nickelfreiem Stahl ist sie äußerst robust und von allem festen Zahnspangen die kostengünstigste Variante.
Als Alternative und je nach Diagnose bieten sich mitunter Kunststoff- oder Keramikbrackets an. Sie sind zwar nicht so robust wie die klassischen Metallbrackets, haben jedoch einen entscheidenden ästhetischen Vorteil: Die transparenten Brackets lassen natürliche Zahnfarbe durchscheinen und fallen daher vergleichsweise weniger auf. Für diese ästhetischen Vorzüge muss der Patient allerdings auch etwas tiefer in die Tasche greifen.
Unsichtbare Zahnspangen: Aligner und Lingualbrackets
Wer es wiederum ganz unauffällig haben möchte, für den könnten sogenannte unsichtbare Zahnspangen eine Option sein, genauer gesagt: Aligner oder innen liegende Brackets.
Bei Alignern handelt es sich um transparente Kunststoffschienen, die für die Korrektur leichter bis mittlerer Fehlstellungen geeignet sind. Der Patient erhält dabei eine Serie aus unterschiedlichen Schienen, die alle ein bis zwei Wochen gewechselt werden.
Da sich Aligner problemlos herausnehmen lassen, sind sie besonders praktisch. Ob Essen, Sport oder Sprechen: Aligner lassen sich sehr gut mit unserem Alltag vereinbaren und sind außerdem einfach zu reinigen (mit Zahnbürste unter warmem Wasser). Das ist allerdings auch ihr entscheidender Nachteil, denn wie alle losen Zahnspangen muss man auch Aligner konsequent und lange genug tragen. Genauer gesagt: 20-22 Stunden täglich. Weiß man also schon im Vorfeld, dass man sich damit schwertun wird, sollte man eher auf eine feste Zahnspange zurückgreifen. Die können nahezu jede Fehlstellung korrigieren, und auch hier gibt es mit der Lingualtechnik eine unsichtbare Variante.
Wie bei klassischen festen Zahnspangen werden bei der Lingualtechnik Brackets und Bögen an den Zähnen befestigt – allerdings nicht wie üblich an der Außen-, sondern an der Innenseite der Zähne, d. h. lingual, zur Zunge hin. Damit ist die innen liegende Zahnspange nur dann zu sehen, wenn man den Mund besonders weit öffnet, nicht aber beim Essen oder Sprechen.
Trotz aller Ästhetik sollte man jedoch berücksichtigen, dass die Herstellung und Anbringung von Lingualbrackets technisch und zeitlich deutlich aufwendiger ist als “normal”. Das führt am Ende auch zu höheren Behandlungskosten, für die ein erwachsener Patient in der Regel selbst aufkommen muss. Vor allem in der Anfangszeit muss man außerdem mit Schwierigkeiten bei der Aussprache rechnen, da die Brackets an der Zahninnenseite den Bewegungsspielraum der Zunge einschränken.
Behandlungsdauer bei Erwachsenen
Setzt man die gleichen Zahnspangen voraus und müssen Zähne und/oder Zahnfleisch vor der kieferorthopädischen Behandlung nicht noch anderweitig therapiert werden, unterscheidet sich die Behandlungsdauer bei Erwachsenen nicht wesentlich von der junger Patienten. Wie lange genau man als Erwachsener eine Zahnspange tragen muss, lässt sich allerdings nicht pauschal sagen und hängt von vielen Faktoren ab wie
- dem Schweregrad der Fehlstellung,
- der Behandlungsapparatur und
- er eigenen Mitarbeit (bei herausnehmbaren Zahnspangen).
Normalerweise bewegt sich eine kieferorthopädische Behandlung heute zwischen 12 und 18 Monaten. Was jedoch viele nicht wissen: Unsere Zähne können sich nach einer Zahnspange schnell wieder in ihre Ausgangslage verschieben, sodass sich an die aktive Behandlung meist eine Nachsorgebehandlung mit einem Retainer anschließt.
Stabilisierung mit einem Retainer
Unsere Zähne bewegen sich Tag für Tag ein kleines bisschen. Das ist nicht schlimm, sondern ganz normal. Zähne sitzen nicht so fest im Kieferknochen, wie man sich das vielleicht vorstellt, und sind zudem ständig im Einsatz. Das ist auch nach einer kieferorthopädischen Behandlung so – und hier sogar noch ein bisschen mehr. Insbesondere nach einer festen Zahnspange sind die Zähne noch sehr instabil, und so ist auch die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie sich zurück in die ursprüngliche Position bewegen. Diese Rückfallneigung kann sogar ein Leben lang bestehen. Daher empfiehlt sich unbedingt eine Nachsorgebehandlung mit einem Retainer.
Retainer sind kieferorthopädische Apparaturen, die darauf abzielen, nach einer aktiven kieferorthopädischen Behandlung das Behandlungsergebnis zu stabilisieren. Der Retainer kann dabei entweder herausnehmbar sein und einer klassischen losen Zahnspangen ähneln, oder als feiner Draht fest auf der Zahninnenseite angebracht werden.
Wie lange ein Retainer getragen werden muss, ist von Patient zu Patient unterschiedlich und lässt sich nicht im Vorfeld sagen. Grundsätzlich gilt: je länger desto besser – und in einigen Fällen ist es sogar ratsam, den Retainer ein Leben lang zu tragen.
Zahnspangen für Erwachsene können teuer werden
Wer sich nach seinem 18. Lebensjahr für eine Zahnspange entscheidet, sollte wissen, dass die Behandlungskosten in der Regel nicht über die gesetzliche Krankenversicherung abgerechnet werden können (was im Übrigen auch für Beihilfepatienten unter 18 Jahren gilt). Kieferorthopädische Behandlungen im Erwachsenenalter sind reine Privatleistungen. Einzige Ausnahme: schwere Anomalien, die kieferorthopädisch und kieferchirurgisch behandelt werden müssen. Dazu zählt zum Beispiel die Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalte.
Gesetzlich Versicherte und Beihilfepatienten müssen Kosten in der Regel selbst tragen
Ist das allerdings nicht der Fall und hat man außerdem keine Zahnzusatzversicherung, die je nach Tarif eine kieferorthopädische Behandlung zumindest anteilig zahlt, muss der Patient selbst für die Behandlungskosten aufkommen. Das können abhängig von Dauer und Behandlungsform schon einmal zwischen 1.000 und 10.000 Euro sein. Selbst bei vermeintlich kleinen Korrekturen wie dem Schiefstand eines einzelnen Zahnes entstehen Beträge, die man für gewöhnlich nicht soeben mal bar aus der Tasche bezahlt. Hinzu kommt die Stabilisierungsphase mit einem Retainer, für die man mindestens 500 Euro kalkulieren sollte.
Bei Privatpatienten entscheidet der Leistungskatalog
Bei Privatpatienten entscheidet der jeweils abgeschlossene Tarif darüber, ob und zu wie viel Prozent eine kieferorthopädische Behandlung erstattet wird. Prüfen Sie hier in jedem Fall vorab den Ihrem Tarif entsprechenden Leistungskatalog und reichen Sie unbedingt einen Heil- und Kostenplan bei Ihrer Versicherung ein.
Zahnzusatzversicherungen: Tarif und Zeitpunkt des Vertragsabschlusses beachten
Bei Zahnzusatzversicherungen spielt neben dem Tarif außerdem der Zeitpunkt des Vertragsabschlusses eine Rolle. Der sollte in jedem Fall vor der Diagnose einer behandlungsbedürftigen Zahn- oder Kieferfehlstellung liegen. Ansonsten zahlt die Versicherung womöglich nicht.
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