Berühmte Zahnärzte aus Ingolstadt?
Als “Villa Ingoldesstat” wurde Ingolstadt erstmals im 9. Jahrhundert durch Karl den Großen urkundlich erwähnt. Damit ist die bayrische Stadt an der Donau nachweislich über 1.200 Jahre alt. In dieser Zeit hat sie zahlreiche prominente Häupter hervorgebracht. Dass darunter keine Zahnärzte sind, liegt u. a. daran, dass Berufsstand und -bezeichnung des Zahnarztes Entwicklungen der Neuzeit sind. So dürfen Ärzte mit dem Behandlungsschwerpunkt Zähne, Zahnfleisch und Kiefer erst seit 1919 promovieren und sich sogar erst seit 1952 als Zahnarzt bezeichnen.
Bekannter hingegen dürfte – vor allem bei Bierliebhabern – Wilhelm IV. der Standhafte (1493-1550) sein: Als Herzog von Bayern erließ er 1516 in Ingolstadt das bayerische Reinheitsgebot. Oder wie wäre es mit “Kaiser” Franz Beckenbauer, der hier zur Schule ging, oder das Comedy-Duo Erkan & Stefan, das sich in Ingolstadt kennengelernt hatte?
Weltverschwörung made in Ingolstadt
Oder Adam Weishaupt (1748-1830), den Gründer des sagenumwobenen Illuminaten- Ordens. Die Gesellschaft wurde 1776 in Ingolstadt gegründet und schon 1784 von der bayerischen Regierung wieder verboten. Dennoch halten sich hartnäckige Gerüchte über Aktivitäten im Untergrund, wo sie sogar insgeheim Einfluss auf die heutige Weltpolitik ausüben. So wird behauptet, es sei Weißhaupts Portrait, das auf der 1-Dollar-Note prangt (anstelle des ersten US-Präsidenten George Washington) bzw. dass der Weißkopfseeadler als Wappentier der USA eine Anspielung auf den Freimaurer aus Ingolstadt sei. Befeuert wurde der Glaube an die Macht der Illuminaten durch die zahlreiche Romane, u. a. von Dan Brown (Da Vinci Code, Illuminati etc.) bzw. von Robert Anton Wilson und Robert Shea (Illuminatus!). Dabei darf man derlei Theorien getrost ins Reich der Fantasie verbannen.
Aufgedeckt: Zahnmythen
Aber auch über Zähne und Zahnfleisch gibt es zahlreiche Aberglauben und Halbwahrheiten: “Zähne direkt nach dem Essen putzen” beispielsweise kann sogar schädlich sein, wenn man vorher Zitrusfrüchte gegessen hat. Säurehaltige Lebensmittel greifen den Zahn zunächst an, aber gleichzeitig findet im Mund durch den Speichel ein Ausgleichsprogramm statt. Sofortiges Zähneputzen entfernt also auch die natürlichen Helfer. Zahnärzte raten daher dazu, etwa eine halbe Stunde nach dem Essen zu warten, bevor man den Bakterien mit der Zahnbürste zu Leibe rückt.
“Kaugummikauen unterstützt die Mundhygiene” – ist richtig, solange es zuckerfrei ist. Es ersetzt aber auf keinen Fall das tägliche Zähneputzen (idealerweise zusätzlich mit Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürste). “Implantate muss man nicht putzen” ist Unfug. Klar, künstliche Wurzeln und Zähne können selbst keine Karies bekommen, aber Bakterien lagern sich trotzdem am Zahnhals bzw. dem Zahnfleischrand ab. Damit können auch diese Stellen im Mund Parodontitis bekommen und sogenannte Entzündungsbotenstoffe auch den restlichen Körper befallen und so z. B. rheumatische Erkrankungen, Herzinfarkte und Diabetes begünstigen.
Pflanzenkraft gegen Zahnschmerzen
Als Universitätsstadt hat Ingolstadt eine lange Medizingeschichte vorzuweisen. 1472 von Herzog Ludwig dem Reichen gegründet, war die “Hohe Schule” die erste ihrer Art in Bayern. 1800 nach Landshut und 1826 nach München verlegt. Die dortige Ludwig-Maximilians- Universität geht direkt auf die Ingolstädter Bildungsinstitution zurück.
Bis heute eines der beliebtesten Sightseeing-Ziele in Ingolstadt ist die “Alte Anatomie”. In dem 1723 errichteten Prachtbau war einst die erste medizinische Fakultät der Universität untergebracht. Heute befindet sich an diesem Ort das Deutsche Medizinhistorische Museum. Daran angeschlossen ist der idyllische Anatomiegarten, ein grün blühendes Kleinod, mit dem vor hunderten von Jahren Dozenten die Grundlagen der Pflanzenheilkunde vermittelt hatten.
Und auch, wenn das Wissen um die heilende Kraft der Kräuter bei den meisten Menschen heutzutage verloren gegangen ist: Der Kräuterextrakt in Ihrer Zahnpasta ist mehr als ein Werbegag. Kamille z. B. wirkt allgemein entzündungshemmend. Goldmohn hingegen betäubt den Zahn (und damit den Schmerz) leicht. Ebenso können Sie Ihre Zähne mit Petersilie, Majoran, Estragon, Weinraute, Ackerschachtelhalm, Melisse, Salbei, Lavendel oder Myrrhe spülen oder direkt beträufeln.
Das gilt zumindest bei akuten Schmerzen. Ein umfassende Prophylaxe ersetzen die wirksamsten Pflanzen im Anatomiegarten Ingolstadt natürlich nicht.