Früher hat man eine Parodontitis bzw. Parodontose ausschließlich chirurgisch behandelt. Für viele Patienten war das eine regelrechte Tortur. Mittlerweile weiß man jedoch, dass hinter der Erkrankung Bakterien stecken und sich die Entzündung nicht einfach wegschneiden lässt. Daher sieht eine Parodontose-Behandlung heute anders aus.
Was man unter Parodontose versteht
Parodontitis ist eine chronische bakterielle Entzündung des Zahnhalteapparates bzw. Zahnbetts. In der Regel entsteht die Erkrankung aus einer nicht ausgeheilten Zahnfleischentzündung (Gingivitis) heraus. Bakterien siedeln sich dabei in den Zahnfleischtaschen an und verursachen so eine Entzündung in tiefer liegenden Strukturen. Wird eine Parodontitis nicht rechtzeitig behandelt, baut sich das Gewebe, darunter Zahnfleisch und Knochen, schrittweise ab. Die Folgen reichen von freiliegenden Zahnhälsen über Zahnlockerungen bis hin zum Verlust von Zähnen.
Da Parodontose eine Infektionskrankheit ist, ist das Hauptziel der Behandlung ein entzündungsfreies Zahnfleisch. Die Behandlung gliedert sich dabei in drei Phasen: die Vorbehandlung, die Hauptbehandlung und die Nachbehandlung.
Die Vorbehandlung einer Parodontitis
Der erste Schritt der Vorbehandlung ist die Anamnese. Dabei stellt der Zahnarzt eine ganze Reihe von Fragen, die sich zum Beispiel um den Gesundheitszustand und die Lebensweise des Patienten drehen. Nicht ohne Grund, denn Faktoren wie Rauchen, bestimmte Medikamente, Stress oder Fettleibigkeit haben großen Einfluss auf die Entstehung und den Verlauf einer Parodontitis. Bei der Anamnese geht es also darum, den Ursachen einer Parodontitis auf den Grund zu gehen. Darauf aufbauend kann der Zahnarzt bereits im Vorfeld Handlungsanweisungen für den Alltag geben.
Verbesserung der Zahnpflege
Auch die Zahnpflege spielt im Rahmen der Vorbehandlung eine wichtige Rolle. Mit Pauschalaussagen wie “dreimal am Tag Zähneputzen” ist es allerdings nicht getan. Stattdessen kommt es darauf an, individuell zu schauen, was der Patient bei der häuslichen Zahnpflege verbessern kann – schließlich sieht jede Mundhöhle anders aus.
Zahnfleischtaschen messen / Erhebung des PSI
Ein weiterer Bestandteil der Vorbehandlung ist das Ausmessen der Zahnfleischtaschen bzw. die Erhebung des parodontalen Screening Index (PSI). Der PSI ist eine Methode zur Früherkennung von Parodontitis und bewertet den Zustand des Zahnfleisches. Dabei führt der Zahnarzt eine stumpfe Sonde (Parodontalsonde) in jede einzelne Zahnfleischtasche ein. Dieser Vorgang ist für den Patienten in der Regel schmerzfrei. Das Gebiss wird hierfür in Sextanten eingeteilt und pro Sextant jeweils der höchste Wert notiert. Wurde der Code 0 festgestellt, ist das Zahnfleisch gesund. Code 1 oder 2 weisen auf eine Zahnfleischentzündung hin. Code 3 und 4 sind Anzeichen für eine mittelschwere bis schwere Parodontitis.
Anhand des PSI kann der Zahnarzt aber nicht nur den Schweregrad der Erkrankung und mögliche Entzündungszeichen wie Blutungen oder Eiter feststellen. Er hat außerdem verlässliche Parameter, mit deren Hilfe er später den Erfolg einer Parodontose-Behandlung messen kann.
Röntgenaufnahme
Abschließend erstellt der Zahnarzt eine Röntgenaufnahme. Diese Aufnahme ist wichtig, um zu sehen, ob und in welchem Umfang sich bereits Knochen abgebaut hat.
Die Hauptbehandlung einer Parodontitis
In etwa 95 bis 98 Prozent der Fälle ist bei der Hauptbehandlung kein chirurgischer Eingriff notwendig. In erster Linie führt der Behandler eine sogenannte Zahnfleischtaschen-Reinigung durch. Dabei geht er mit feinen Instrumenten in die Zahnfleischtaschen und säubert sie. Es wird also kein Zahnfleisch abgeschnitten. Für den Eingriff ist eine kleine Betäubung erforderlich. Alternativ kann man die Behandlung auch im sogenannten Dämmerschlaf durchführen. Der Patient bekommt hierfür eine Spritze in die Vene und schläft während des Eingriffs.
Parodontitis-Behandlung mit Ozon und Lasern
Die Hauptbehandlung kann außerdem durch weitere Maßnahmen unterstützt werden. Man weiß zum Beispiel, dass die Bakterien in den Zahnfleischtaschen sogenannte Anaerobier sind, d. h., sie werden durch Sauerstoffzufuhr zerstört. Aus diesem Grund leitet man in die Zahnfleischtaschen Plasma ein bzw. Ozon, denn Ozon spaltet Sauerstoff ab und zerstört so die Bakterien. Darüber hinaus kann der Zahnarzt eine Parodontitis zusätzlich zur Zahnfleischtaschen-Reinigung mit Lasern behandeln. Dabei verschweißt er mithilfe von Dental-Lasern das Zahnfleisch wieder am Zahn und tötet gleichzeitig die Bakterien ab.
Parodontitis-Behandlung mit Antibiotika und Probiotika
Da die Parodontitis-Bakterien sehr aggressiv sein können, reicht die Reinigung der Zahnfleischtaschen in manchen Fällen nicht aus. Deshalb wird im Rahmen der Vorbehandlung häufig ein Keimtest durchgeführt. Anhand des Keimtests kann der Zahnarzt feststellen, welche Bakterien verantwortlich für die Parodontitis sind und die Krankheit gezielt medikamentös behandeln. Hierfür kommen zum Beispiel bestimmte Spüllösungen zum Einsatz, aber auch Antibiotika, sofern es sich um sehr aggressive Bakterien handelt.
Außerdem kann der Zahnarzt Probiotika geben, denn in unserer Mundhöhle befinden sich nicht nur schädliche, sondern auch gesunde Bakterien. Diese gesunden Bakterien führt man dem Patienten zu, sodass sie die kranken Bakterien entsprechend reduzieren.
Ingwer gegen Parodontose?
Ein gutes Immunsystem ist bei der Parodontitis-Therapie überaus wichtig, denn bessere Abwehrkräfte machen den Körper weniger angreifbar für Bakterien. Immunologische Behandlungen kommen daher auch bei der Parodontitis-Behandlung zum Einsatz. So ist es zum Beispiel üblich, Ingwer bzw. Cumarin medikamentös zu verschreiben, denn der Stoff unterbricht den Entzündungsprozess einer Parodontose.
Das A und O: die Nachbehandlung einer Parodontitis
In der Nachbehandlung schaut sich der Zahnarzt an, ob die Parodontose-Behandlung erfolgreich war und sich das Zahnfleisch regeneriert hat. Hierzu kontrolliert er das Zahnfleisch und führt mitunter erneut eine Zahnfleischtaschenmessung durch.
Unterstützende Parodontitis-Therapie
Doch mit einem einzigen Termin ist die Nachsorge einer Parodontitis-Behandlung noch lange nicht abgeschlossen. Eine Parodontose kann immer wieder ausbrechen. So schließen sich an die Hauptbehandlung und die eigentliche Nachbehandlung mehrere Prophylaxe-Termine an. Dieser Teil wird auch als unterstützende Parodontitis-Therapie (UPT) bezeichnet. Bei der UPT geht es nicht nur darum, das Behandlungsergebnis zu stabilisieren, sondern auch darum, mögliche Restentzündungen oder neue Entzündungsherde ausfindig zu machen und entsprechend zu therapieren.
Mitarbeit des Patienten wichtig
Wie oft die UPT stattfindet, ist je nach Patient unterschiedlich. Pauschal lassen sich hierfür keine Intervalle nennen. Stattdessen schaut man, welches Risiko der jeweilige Patient hat, wie die Zähne stehen, wie das Putzverhalten ist und legt dahingehend die Nachbehandlungstermine fest. Wichtig ist, dass der Patient diese Termine auch wahrnimmt und seine seine Zähne konsequent pflegt, denn ansonsten entstehen schnell neue Entzündungsprozesse.
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