Koblenzer Geschichte ohne Zahnärzte?
In seiner rund 2000 Jahre zurückreichenden Geschichte hat Koblenz zahlreiche große Namen und Köpfe hervorgebracht: Geistliche und Wissenschaftler, Künstler und Sportler, Händler und Politiker: den Dichter Clemens Brentano (1778-1842) zum Beispiel oder den Kabarettisten Jürgen von Manger (*1923 – 1994), genauso wie den ehemaligen französischen Präsidenten Valéry Giscard d’Estaing (*1926), den Ex-Fußballtorwart Bodo Illgner oder den Pianisten Martin Stadtfeld (*1980).
Sogar ein Physik-Nobelpreisträger ist darunter: Max v. Laue aus Koblenz (*1879 im heutigen Stadtteil Pfaffendorf) erhielt die begehrte Medaille aus Schweden für seine Forschungsarbeiten an Röntgenstrahlen. Auch der Chemiker und Pharmazeut Karl Friedrich Mohr (1806-1879) wurde in Koblenz geboren. Er entwickelte die nach ihm benannte Titration zur Bestimmung von Chlorid- und Bromidionen, erfand die Mohr-Westphalsche Waage, den Korkbohrer sowie die Messpipette. Somit profitieren auch heutige Zahnärzte indirekt von den Erkenntnissen dieser beiden Wissenschaftler aus Koblenz.
Bader in Koblenz: Zahnärzte des “kleinen Mannes”
Doch direkt Zahnärzte aus Koblenz sind – soweit uns bekannt – nicht unter den berühmtesten Söhnen und Töchtern der Stadt (obwohl die Zahnheilkunde selbst rund 3.000 Jahre zurückverfolgt werden kann). Was unter anderem daran liegen mag, dass der Beruf des Zahnarztes lange Zeit uneinheitlich definiert war.
Bis ins 19. Jahrhundert konsultierten Patienten zwischen Konstanz und Kiel noch den Bader anstelle des Zahnarztes. Das gilt also auch für jene Zeitgenossen, die unter Zahnschmerzen in Koblenz litten.
Akademisch ausgebildete Ärzte waren für die meisten Menschen ohnehin unbezahlbar und außerdem eher für die innere Medizin zuständig. Bader hingegen kümmerten sich seit dem Mittelalter um alle “äußerlichen” Belange des Menschen: Hautpflege und Wunden versorgen, Haare schneiden, den grauen Star ausstechen und Kinder zur Welt bringen.
Dementsprechend ersetzten Bader und Wundärzte auch häufig den Zahnarzt in Koblenz – zum Teil alles mit denselben Werkzeugen. Bis zu den Entdeckungen von Joseph Lister, Louis Pasteur, Paul Ehrlich und Robert Koch auf dem Gebiet der Bakteriologie sollte es noch einige Zeit dauern, und erst im 18. Jahrhundert gab es sogenannte “Chirurgische Schulen” und somit medizinische Ausbildungsstätten für Landärzte und Bader. Wer also als Zahnarzt in Koblenz arbeiten wollte, nahm (zumindest zwischen 1821 und 1849) den Weg ins rund 250 km entfernte Münster auf sich. Weitere Institute gab es u. a. in Hannover, Würzburg, München und Braunschweig.