Ein Implantat ist eine künstliche Zahnwurzel aus Titan oder Keramik. Sie wird überall dort eingesetzt, wo der natürlich Zahn entweder fehlt oder gezogen werden musste. Darauf wird ein Zahnersatz geschraubt, der sich von den natürlichen Nachbarn kaum bis gar nicht unterscheidet und genauso wie alle anderen Zähne zu benutzen ist. Darüber hinaus haben Implantate bspw. gegenüber Brücken den entscheidenden Vorteil, dass keine gesunden Nachbarzähne als Pfeiler angeschliffen werden müssen. Dadurch ist es inzwischen eine beliebte Alternative zu herausnehmbaren Zahnersatz.
Jedoch können sich ebenso wie an natürlichen Zähnen auch an den leblosen Implantaten eine Krankheit entwickeln: Periimplantitis. Dr. Bergen Pak, Implantologe der Wiesbadener Praxis am Kureck erklärt, wie es dazu kommt.
Periimplantitis und Parodontitis
Eine Periimplantitis verläuft wie eine Parodontitis, jedoch am Implantat und nicht an einem natürlichen Zahn. Beiden gemeinsam ist die Ausgangslage: an und für sich harmlose Bakterien im Mund ernähren sich von den Hinterlassenschaften unserer Nahrung (u.a. Milcheiweiß, Kohlenhydraten) auf und zwischen den Zähnen. Dabei scheiden sie Säuren aus, die Zähne und Zahnfleisch angreifen.
Solange es um natürliche Zähne geht, sprechen wir von einer einer Gingivitis, einer oberflächlichen Zahnfleischentzündung als Abwehrreaktion auf die Säure. Wird sie nicht behandelt, entwickelt sie sich weiter zu einer Parodontitis. Das bedeutet: der oberflächliche Entzündungsherd vertieft sich, lässt das Zahnfleisch zurückgehen und führt im nächsten Schritt sogar zum Abbau des Kieferknochens. Bis der Zahn in letzter Konsequenz ausfällt, dauert es in der Regel einige Jahre. Doch auch, wenn eine Parodontitis die meiste Zeit schmerzfrei verläuft, sollten die Symptome (z.B. Zahnfleischbluten) ernst genommen werden. Auch dass die Zähne überempfindlich auf Reize wie Hitze, Kälte, Süße oder Säure, ist bei einer Parodontitis keine Seltenheit.
Bei einer Periimplantitis geschieht das gleiche. Der Mund ist auch mit Implantaten kein aseptischer Raum. Daher siedeln sich Bakterien am Zahnfleisch um das Implantat an. Werden sie nicht entfernt, reagiert das Zahnfleisch hier zunächst oberflächlich. Man spricht in diesem Zusammenhang von einer Mukositis. Eine Periimplantitis ist dementsprechend das nächste Stadium im Krankheitsverlauf. Und so wie eine Parodontitis auf Dauer zur Lockerung bzw. zum Ausfall des Zahnes führen kann, droht bei einer unbehandelten Periimplantitis das Implantat auszufallen – und der Behandlungskreislauf beginnt von vorn.
Was sind die Ursachen einer Periimplantitis?
So wie eine Parodontitis vor allem dort entsteht, wo die Zahnbürste beim normalen Putzen nicht hinkommt, geht auch eine Periimplantitis auf eine unzureichende Mundhygiene zurück. Doch die Vorsorge beginnt schon vor der Überkronung: die Zahnlücke mit dem Implantat sollte gemeinsam mit allen Zähnen zweimal am Tag geputzt werden. Natürlich ist auch Zahnseide an den beiden freistehenden Zähnen wichtig.
Wurde das Implantat mit einem Zahnersatz (Krone, Brücke, Prothese) versorgt, muss natürlich weiterhin auf eine gute Mundreinigung geachtet werden. Benutzen Sie unterstützend ruhig auch Mundwasser. Außerdem sollten Sie in Verbindung mit der halbjährlich empfohlenen Prophylaxe-Untersuchung in der Zahnarztpraxis auch eine professionelle Zahnreinigung vornehmen lassen. Dabei werden die Zahnoberflächen gründlich vom Zahnbelag befreit und mit einem speziellen Lack oder Gel so versiegelt, dass sich auf Monate keine Bakterien darauf ablagern können.
Essensreste und Zigarettenrauch
Sammeln sich unter dem Implantat Essensreste, die nicht entfernt werden, entzündet sich das Zahnfleisch an dieser Stelle. Was zunächst als oberflächliche Zahnfleischentzündung am Implantat (Mukositis) startet, entwickelt sich unentdeckt auf Dauer zu einer Periimplantitis.
Auch Rauchen erhöht das Risiko, an einer Periimplantitis zu erkranken. Die Inhaltsstoffe im Tabak stören die Durchblutung im Mund. Dadurch wird es nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt, das Immunsystem leidet und Bakterien können sich leichter ansiedeln. Darüber hinaus führen die Giftstoffe im Tabak zu Gefäßablagerungen.
Weil die Arterien im Mund viel feiner sind als im Rest des Körpers, kommt es hier besonders schnell zu den Symptomen einen Periimplantitis bzw. Parodontitis. Daher raten Experten: Wenn Sie bereits rauchen, sollten Sie wenigstens in der ersten Zeit nach der Implantation darauf verzichten, weil sich Nikotin auch an den Implantaten absetzt.
Wie wird eine Periimplantitis behandelt?
Wenn der Zahnarzt bei Ihnen eine Periimplantitis entdeckt, muss er sie natürlich zeitnah therapieren. Dafür nimmt er zunächst eine mikrobakterielle Reinigung der Implantate vor, sie werden komplett desinfiziert. Falls bereits Knochen zurückgegangen ist, kann das Defizit mit natürlichem (Eigenknochen) oder künstlichem Knochenersatzmaterial behoben werden. Dadurch bildet sich neuer Knochen nach.
Außerdem kann es gut sein, dass Ihr Zahnarzt Ihnen eine Antibiotikum verschreibt. Ist die Periimplantitis schon sehr weit fortgeschritten, bleibt manchmal nur noch die Entfernung des Implantats – und die Implantatbehandlung beginnt von vorn.
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